Ennepetal. . Maximilian Kratz ist von seiner Weltumrundung mit dem Motorrad zurück und berichtet in Ennepetal von seinen unglaublichen Erlebnissen.
- In 458 Tagen hat Maximilian Kratz mit dem Motorrad die Welt gesehen
- Der 25-jährige Breckerfelder hat sein Abitur am Reichbach Gymnasium Ennepetal gemacht
- Auf Einladung der Kulturgemeinde berichtet er über die Weltreise
Von Breckerfeld mit dem Motorrad in die weite Welt. 458 Tage war Maximilian Kratz (25) unterwegs. Von diesen Erfahrungen berichtete er nun auf Einladung der Kulturgemeinde in der Aula des Gymnasiums, wo er selbst 2011 erst sein Abitur gebaut hatte. Die echte Reifeprüfung sei aber diese Reise für ihn gewesen, auf die der damals 22 jährige allein gegangen ist. Zwei Jahre hat er dafür gearbeitet und gespart.
Inspiriert von einem Reisebericht
Inspiriert worden zu dieser Reise sei Maximilian, oder Max, wie ihn seine Freunde nennen, von einem Motorradreisebuch (Autor: Erik Peters), das er ein Jahr vor dem Abitur geschenkt bekommen habe, als es gerade um die Frage ging „Was machst du demnächst beruflich?“. Des weiteren haben ihn seine beiden besten Freunde ermutigt - die Ennepetaler Pascal Perkams und Henning Beckhoff, der erst vor kurzem hier seinen Spielfilm gedreht hatten (wir berichteten). Die beiden waren bereits mit 16 Jahren auf Reisen mit dem „Moped“. Während Maximilian zu dieser Zeit nur Kurzstrecken in der näheren Umgebung fuhr.
Am 28. August 2013 ging es dann los: Breckerfeld, Berlin, den Reisepass abholen; den Hippie-Weg entlang, den die Hippies in den 60ern und 70ern nutzten, um nach Indien zu kommen: Europa, Türkei, Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien und weiter nach Nepal.
Da China und Myanmar die Route blockten, ging es mit dem Flugzeug nach Japan. Japan sei ein absolutes Muss seiner Reise gewesen, da sein Lieblingsfilm „Lost in Translation“ in Tokio spielt. Von dort verschiffte er sein Motorrad, eine Honda XRV 750 ’93, in die USA und folgte ihm mit dem Flieger. Während der Fahrt habe er immer wieder Mitfahrer getroffen. In den USA hatte er sich mit Pascal Perkams verabredet, der ihn für das Wandern in den Naturparks begeisterte.
Kratz reiste gleich bei seiner ersten größeren Reise über drei Kontinente. Die größte Angst hatte er vor der Fahrt durch Pakistan, dort werden Reisende mit bewaffneten Eskorten begleitet. Aber, da „Zufälle die Reise bestimmt haben“, erlebte Kratz in Pakistan dennoch mit den schönsten Moment seiner Reise: Er wurde Weihnachten auf eine pakistanische Hochzeit eingeladen. Er habe „nur gestaunt und sei mit den Menschen mitgeschwommen.“
Authentischer Bericht
Der junge Mann gestattete den Besuchern in der Aula einen Blick in sein Reisetagebuch und ließ sie an seinen Gedanken und Gefühlen teilnehmen. Seine größte Reiseerfahrung sei der ständige Versuch mit sich selbst klar zu kommen.
Kratz bewegte mit seiner offenen Art die Zuhörer. Achim Krone, extra aus Lippstadt angereist und mit dem Gedanken spielend ebenfalls weitere Motorreisen zu unternehmen, war von dem authentischem Bericht und den ehrlichen Erinnerungen begeistert: „Das war nicht weich gespült; nicht nur eitler Sonnenschein.“ Max Kratz sprach offen über die Probleme und seine Gefühle. Er nannte es „die Magie des Reisens – das Gemüt wechselt so plötzlich, dass man es selbst kaum glauben kann“ und stellte fest „Man muss traurig sein können, um zu merken, wann man glücklich ist.“ Er gab zu, dass er die Schäden an seinem Motorrad alle selbst verursacht hatte. Im indischen Verkehr würde man mit der Zeit so beeinflusst, dass man „genauso die Dummheiten machen würde.“ Allein in Indien hätte er sieben Unfälle erlebt.
Am 29. November 2014 war er wieder in Breckerfeld zurück. Sein Motorrad, liebevoll „Camilla“ genannt, kam ein paar Tage später aus Jacksonville (USA). Max Kratz gestand, dass er „etwas reisemüde sei“, war aber gerade einen Monat mit Reisetasche und Mitfahrgelegenheiten in Deutschland unterwegs. „Viele wollen möglichst weit weg fahren und kennen ihr eigenes Land nicht.“ Er habe sich einmal angesehen, wo er sich für das Medizin-Studium beworben habe. Leider sei er dieses Mal abgelehnt worden und könne momentan „tun und lassen, was ich will“. Abgesehen davon, dass er für seinen Vater arbeite.
Kratz appellierte „Es lohnt sich loszufahren. Die Welt ist besser, als allgemein angenommen.“ Reisen eröffne andere Welten, „die spontane Gastfreundschaft gibt es in keinem Reiseführer.“ Reisen sei die beste Völkerverständigung. Daher unterstütze er auch mit seinen Honoraren andere Reisende. Augenzwinkernd stellte Ulrich Montag von der Kulturgemeinde fest, „ich habe in der Pause niemanden nach Hause gehen sehen – das spricht auch für dich!“. Vielmehr standen die Besucher noch lange nach der Veranstaltung zusammen und tauschten Reiseerfahrungen aus.
Unterwegs in Kathmandu
Der Rüggeberger Marvin Wenzel (22) befindet sich zur Zeit ebenfalls auf derselben Tour. Er ist momentan in Kathmandu. Mit seinem Vater Bodo Wenzel (52) ist er am 2. Oktober 2016 über die Balkanroute aufgebrochen. Aus beruflichen Gründen konnte dieser ihn leider nur vier Wochen bis in die Türkei begleiten: „Ich beneide meinen Sohn um die Erfahrungen.“ Seine Frau Ulrike hält fast jeden Tag über SMS, Whatsapp oder Internet Kontakt zu ihrem Sohn: „Die ursprünglichen Horrorvorstellungen verliert man schnell, wenn man sich mit dem Thema wirklich auseinandersetzt.“ Ihr Mann ergänzt: „Es ist exotisch, aber nichts ungewöhnliches mehr. Man glaubt gar nicht, wie viele Leute so unterwegs sind.“ Er könne viele Eindrücke von Max bestätigen und liebäugelt selbst mit einer weiteren Reise. Gespannt erwarten sie ihren Sohn im Juni wieder in Rüggeberg zurück. Max Kratz schmunzelt „meine Mutter fand es sofort toll, mein Vater sah es skeptisch.“