Ennepetal. . Najem Wali, in Berlin lebender irakischer Schriftsteller, las auf Einladung der Kulturgemeinde Ennepetal in der gut gefüllten Aula des Reichenbach-Gymnasiums aus seinem Buch „Bagdad, Erinnerungen an eine Weltstadt“.
Najem Wali, in Berlin lebender irakischer Schriftsteller, las auf Einladung der Kulturgemeinde Ennepetal in der gut gefüllten Aula des Reichenbach-Gymnasiums aus seinem Buch „Bagdad, Erinnerungen an eine Weltstadt“.
Der 60-Jährige erzählte, wie er als kleiner Junge in seiner Heimatstadt Asmara, 360 Kilometer südlich von Bagdad gelegen, sich die Hauptstadt des Iraks vorstellte, in die sein Vater immer wieder als Taxifahrer fuhr. Die Bilder der Stadt werden auch bei Erwachsenen in der Phantasie aus den Erzählungen von 1001 Nacht gebildet. Tatsächlich ändert Bagdad aber seit dem Mittelalter dauernd sein Gesicht, da im Schnitt alle 50 Jahre wegen Naturkatastrophen, früheren Raubzügen von Nachbarvölkern und Kriegen die Stadt immer wieder in Teilen neu aufgebaut werden muss.
Wali schilderte die Stadt, in die er erstmals als Sechsjähriger von seinem Vater mitgenommen wurde, als weltoffen, bevor die Baath-Partei das Regime übernahm. So trugen viele islamische Frauen einst Mini-Röcke und keine Kopftücher.
Najem Wali selbst, der an der von Walter Gropius gebauten Universität von Bagdad deutsche Literatur studiert hatte, floh als 24-Jähriger vor dem Militärdienst im Iran-Irak-Krieg mit gefälschten Papieren, 300 US-Dollar in der Tasche, drei Büchern und einem Touristenvisum nach Hamburg, wo er Germanistik studierte. Da er sich als Student mit dem Touristenvisum illegal in Deutschland aufhielt, sollte er abgeschoben werden. Seinem Asylantrag wurde erst nach richterlichem Beschluss stattgegeben.
Seit 2003 – dem Ende des Regimes von Saddam Hussein – reist Najem Wali wieder regelmäßig in „sein“ Bagdad mit wieder verändertem Gesicht, wo er in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt Workshops für Frauen zur Überwindung des Analphabetismus durchführt.