Berlin. .
Mit dem Pixel beginnt für Google vollends eine neue Ära. Jahrelang hatte sich der Softwarekonzern darauf beschränkt, das wichtigste Smartphone-Ökosystem – Android – zu bestimmen, sich selbst aber aus dem Hardwaremarkt herausgehalten.
Gestern erschien Googles erstes eigenes Smartphone – und steht damit in direkter Konkurrenz zu iPhone, Samsung Galaxy S7 und Co. Wir haben das Pixel XL in den vergangenen Tagen gründlich ausprobiert und verraten, ob ein Umstieg lohnt.
Äußerlich fällt durchaus die Ähnlichkeit zum aktuellen iPhone auf: Eine durchgehende Glasfront, an den Kanten leicht abgerundet. Das obere Drittel ist von einer – je nach Ausführung weißen oder schwarzen – Glasscheibe bedeckt, in deren Mitte der Fingerabdrucksensor eingebettet ist – etwa an der Stelle, wo bei Apple der Apfel glänzt.
Leistung satt
Google hat ein Oberklasse-Gerät gebaut, dem es an nichts fehlt – außer vielleicht einem Slot für Speicherkarten. Kurz zu den technischen Details: Ab Werk sind wahlweise 32 oder 128 Gigabyte verbaut, intern 4 GB Arbeitsspeicher. Das Gerät kommt in zwei Größen:
Im Pixel steckt ein 5-Zoll AMOLED-Display mit FullHD Auflösung, das größere Pixel XL bietet ein 5,5-Zoll-Display mit 2560 mal 1440 Pixeln. Die Akkugröße unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen Gehäusegröße ebenfalls etwas – abgesehen davon sind die Daten der beiden Geräte gleich. Kurz gesagt sind beide Geräte in Sachen Leistung für wirklich alle Aufgaben mehr als ausreichend gewappnet.
Ein echtes Google-Phone
Beim Einschalten präsentiert sich die Android-7.1-Oberfläche sehr aufgeräumt und bietet Google in Reinkultur: Maps, Docs, Allo und Duo – alles ist bereits vorinstalliert und wartet darauf, benutzt zu werden. Genau so muss die Oberfläche eines Google-Smartphones aussehen. Klar und praktisch.
Kernstück des neuen Smartphones ist der Google Assistant – er ist letztlich das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz. Diese Idee vom digitalen Assistenten kennt man natürlich schon länger, bei der Konkurrenz haben sie sogar klangvolle Namen wie Siri oder Cortana erhalten.
Bei Google heißt das ganze schlicht: Google Assistant. Ein längerer Druck auf die Home-Taste oder alternativ schlicht die Worte „Ok Google“ starten das digitale Helferlein. Der soll einem fast jeden Wunsch oder besser jede Aufgabe von den Lippen ablesen. Wie smart Googles Helfer ist, ahnt man, wenn man ihn bittet, ein ganz bestimmtes Lied eines Künstlers abzuspielen. Das tut der Assistant ohne zu murren und wählt dabei sogar ohne extra Aufforderung YouTube aus, wenn man dort zuletzt Musik gehört hat.
Ist die Audioqualität des Videos mies und man sagt „Spiel das Lied auf Spotify ab“, weiß Google, dass es nach demselben Titel in der Spotify-App suchen muss, weil es automatisch den Bezug zur vorherigen Frage erkennt. In diesen Momenten begeistert der Assistant und lässt die Konkurrenz deutlich hinter sich. Allerdings folgt die Ernüchterung schnell.
Mit der Auslieferung des Testgeräts kam nämlich auch der Hinweis, dass der Google Assistant noch Deutsch lernt und einige Funktionen noch nicht verfügbar sind. Das scheint vor allem die Integration der eigenen Apps zu betreffen: So kann man sich keine Termine aus dem Google-Kalender oder die neuste Mail aus Gmail anzeigen lassen. Es liegt also noch Arbeit vor den Unternehmensingenieuren – mit etwas Geduld könnte der Assistant, der übrigens erstmal nicht für andere Android-Geräte verfügbar ist, zum wichtigen Kaufargument werden.
Toll aber teuer
Aber schon jetzt spricht kaum etwas gegen das Pixel – höchstens vielleicht der Preis: Zwischen 759 und 1009 Euro werden für das Smartphone fällig – genau so viel wie für das iPhone 7 mit entsprechendem Speicherausbau. Sollte der Google Assistant bald funktionieren wie geplant, ist es den Preis wohl aber wert.