Essen. . DHL will Paketboxen auf Mietshäuser ausweiten. Konkurrenten setzen auf ähnlichen Dienst für Ein- und Zweifamilienhäuser. Auch Drohnen im Einsatz.

Die Paketbranche boomt. 2014 lieferte sie in Deutschland etwa 2,3 Milliarden Sendungen aus. Bis 2019 soll deren Zahl auf jährlich über drei Milliarden steigen. Die Zusteller DHL, Hermes, DPD, UPS und GLS buhlen angesichts des wachsenden Marktes um Kunden.

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Und die sind anspruchsvoll. Einer Studie zufolge wollen sie zuhause oder in unmittelbarer Nähe beliefert werden. Die Branche forscht deshalb mit Hochdruck an neuen Lösungen. Bereits ab 2016 könnten Paketkästen den Verbrauchern das Leben erleichtern. Mehrere Unternehmen arbeiten parallel an der Marktreife.

Was plant Branchenprimus DHL?

DHL-Packstationen an Bahnhöfen oder anderen öffentlichen Orten gibt es seit mehr als zehn Jahren. Aktuell sind es Unternehmensangaben zufolge 2750 mit 280 000 Fächern in 1600 Städten. Auch für Ein- und Zweifamilienhäuser hat die Post-Tochter seit Monaten Paketkästen im Angebot. Kunden können sie kaufen oder mieten, in der Basisvariante für einmalig 99 Euro oder 1,99 Euro pro Monat.

Jetzt schickt sich DHL an, die Kästen auch für Mietshäuser anzubieten. Seit April wird das in Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen Vonovia, der ehemaligen Deutschen Annington, in Berlin und Dortmund getestet. „Wir wollen die Kästen bis zum ersten Quartal 2016 zur Serienreife entwickeln und zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, wann wir das Projekt weiter ausrollen“, sagt DHL-Sprecher Alexander Edenhofer.

Nach einer Online-Registrierung überlässt DHL dem Kunden einen elektronischen Schlüssel. Der Bote verstaut das Paket in einem Fach und informiert den Adressaten. Nur dieser habe per Chip Zugriff. Auch Rücksendungen oder bereits frankierte Pakete können über die Kästen verschickt werden. Ob das System massentauglich ist, darüber wird in Branchenkreisen heftig diskutiert. Wie die Boxen für Ein-und Zweifamilienhäuser sollen auch die großen Mietshaus-Varianten wohl nur für DHL-Pakete geplant sein.

Welche Alternative erarbeiten die Konkurrenten?

Das Bundeskartellamt hat vor zwei Wochen grünes Licht gegeben: Die Logistikunternehmen Hermes, GLS und DPD können die Arbeit an einer anbieterübergreifenden Paketbox fortsetzen. Dazu haben sie das Unternehmen ParcelLock gegründet. „Paketkästen, die nicht auf einen Dienstleister beschränkt sind, können das Empfangen von Paketen für viele Menschen vereinfachen“, sagt ParcelLock-Geschäftsführer Dirk Reiche. „Zunächst fokussieren wir uns auf Angebote für Ein- und Zweifamilienhäuser“ ergänzt Martin Frommhold, Sprecher der Otto-Tochter Hermes. Im Oktober soll der Paketkasten vorgestellt werden.

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In Zukunft sei es denkbar, das System auch für Mehrfamilienhäuser weiterzuentwickeln. Ob Kunden die Konkurrenzbox mieten oder kaufen müssen, ist bislang offen. Ebenfalls ungeklärt ist, welche Paketdienste neben Hermes, DPD und GLS die Boxen beliefern werden. DHL soll trotz eigener Lösung nicht abgeneigt sein, heißt es aus Branchenkreisen. „Es war immer unsere Intention, alle Paketdienste anzuschließen. Wir würden uns Gesprächen nicht verschließen“, sagt Frommhold.

Welche Lösungen sind noch auf dem Markt?

Nicht nur Logistiker tüfteln daran, die Zustellung zu erleichtern: Auch kleinere Dienstleister haben die Paketbox für die Haustür im Visier. Bereits bundesweit am Markt ist Locumi, eine Paket-Filztasche für die Wohnungstür (einmalig 129 Euro oder 9,90 pro Monat). Sie wird von den gängigsten Paketdiensten beliefert, nachdem Kunden eine Abstellgenehmigung erteilt haben (www.locumi.de). Ebenfalls von den Großen der Branche unterstützt wird die Lockbox. Das System arbeitet mit Kunststoffboxen, die an die Haustür gekettet werden und von Lockbox oder von den Zustellerdiensten gebracht und abgeholt werden. Eine Sendung kostet in der Regel 2,90 Euro (www.lockboxsystem.com). Mit einer faltbaren Box, Paketbutler genannt, arbeitet die Firma Feldsechs aus Hamburg. Sie kooperiert mit der Telekom und Zalando. Noch befindet sich das System im Testbetrieb, im Winter soll es bundesweit auf den Markt kommen. Zu Preisen gibt es bisher keine Aussagen (paketbutler.com).

Was ist künftig denkbar?

Die Forschung läuft auf Hochtouren: Onlinehändler Amazon (Prime Air), oder Paketzusteller DHL (Paketkopter) experimentieren mit Lieferdrohnen. Fraglich ist, ob es die Idee zur Marktreife schafft. Immerhin will die EU-Kommission einem Bericht des Magazins „Futurezone“ zufolge 2016 eine europäische Lösung für kommerzielle Drohnendienste vorlegen. Außerdem könnten Pakete in Autos geliefert werden: DHL, Amazon und Audi starteten im Mai ein Projekt zur Kofferraumzustellung. Per Smartphone-App erhält der Zusteller Infos zum Standort des Fahrzeugs und einen Zugang zum Kofferraum. Nach der Lieferung wird dieser automatisch verriegelt.

Amazon – die Firma arbeitet auch in Deutschland daran, Ware noch am Tag der Bestellung auszuliefern – will angeblich Daten über das Surfverhalten seiner Kunden nutzen, um Lieferwege zu verkürzen. Die Waren, so heißt es, sollen noch vor dem Kauf an Sammelstellen geschickt werden. Amazon versuche, Bestellungen anhand von Verweilzeiten auf Internetseiten oder Bewegungen der Computermäuse vorherzusagen.