Frankfurt/Main. Genau wie Kleinwagen gibt es mittlerweile auch Klassiker im Carsharing. Allerdings ist das Oldtimer-Geschäft für Fahrer und Besitzer ein bisschen komplizierter.

Was für eine schöne Vorstellung: Heute ein Sommerausflug mit dem Roadster, morgen ein sportliches Coupé und für den Sonntags-Kaffee mit der Schwiegermutter eine repräsentative Limousine. Wie das geht? Mit Carsharing. Das gibt es nicht nur mit Kleinwagen in Städten, sondern auch für Klassiker.

Bei dem Kölner Anbieter Classic Car Club zum Beispiel erwirbt man mit der Mitgliedschaft für Preise zwischen 990 und 1790 Euro 100 oder 200 Punkte, die man dann das Jahr über abfahren kann, erklären die Anbieter auf ihrer Website classiccarclub.de. Die Kosten beginnen bei 12 Punkten für den Afla GTV an einem Werktag und reichen bis zu 168 für das Wochenende mit dem Jaguar E-Type Roadster.

Auch bei der Firma Automobile Meilensteine in Frankfurt am Main erwirbt man für einen Jahresbeitrag zwischen 2148 und 4308 Euro eine Mitgliedschaft und ein Konto von 650 bis 1500 Punkten. Abgerechnet wird dabei genau wie bei Car2Go & Co über die Zeit, nicht über die Entfernung, erklärt Mitarbeiter Tim Hallas-Hindinger. Der Feierabend im Käfer Cabrio für 15 oder im Mercedes 190 SL für 80 Punkte.

ADAC ist tendenziell kritisch

Die Motivation der Nutzer sei jedoch eine etwas andere als beim üblichen Carsharing: "In der Regel werden damit reine Spaßfahrten unternommen, bei denen der Weg das Ziel ist", sagt Hallas-Hindinger. Er legt Wert darauf, dass seine Flotte nur aus Firmen eigenen Fahrzeugen besteht. Christian Roth sieht das entspannter. Er betreibt in Konstanz die Classic Cars Constance und bietet für Tagespreise zwischen 300 und 500 Euro auch Fremdfahrzeuge an, darunter einen Jaguar E-Type, einen Mercedes 190 SL und einen Citroën 2CV.

Für die Besitzer hat das laut Roth den Vorteil, dass der Oldtimer regelmäßig bewegt wird. Zudem käme über die Gewinnbeteiligung beim Carsharing wenigstens ein Teil der Kosten für Unterhalt, Unterstellung, Wartung und Pflege wieder herein. "Weil die Autos alle etwas spezieller sind, bekommen die Kunden vor der ersten Fahrt eine gründliche Einweisung", erklärt Roth.

Der ADAC beobachtet die Entwicklung mit Interesse, sieht sie aber tendenziell kritisch. "Das Fahren eines Klassikers kann nicht zwangsläufig mit dem Fahren eines modernen Autos verglichen werden", warnt Frank Reichert, Leiter der Klassik-Sparte. "Das bedingt, dass jeder Fahrer vor der Nutzung auf die Besonderheiten des jeweiligen Fahrzeuges aufmerksam gemacht werden muss." Außerdem verhalten ältere Autos sich bisweilen kritisch, was Erfahrung und Übung erfordere.

Lange Diskussionen oder Rechtsstreite drohen

Aber Reichert sorgt sich nicht nur um die Sicherheit, sondern auch um das Wohl und Wehe der Wagen: Pflege und Wartung sind komplizierter und aufwendiger und müssen intensiver betrieben werden als bei aktuellen Autos. "Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass nicht jeder Nutzer mit einen Oldtimer gleich sorgfältig umgeht - wenn es nicht der eigene ist", befürchtet Reichert.

Und dann sei da auch noch die Haftung bei unsachgemäßer Handhabung oder bei einem Unfall. Solche Fragen können schon bei aktuellen Autos lange Diskussionen und im schlimmsten Fall teure Rechtsstreite auslösen, weiß der ADAC-Mann. "Doch wenn zum materiellen Schaden auch Herzblut fließt, dann wird es mitunter richtig kritisch." (dpa)