Essen. Das Johannes-Hospiz in Münster leistet wertvolle und wichtige Arbeit – und wird über Spenden finanziert.

Meist sind es Krebserkrankungen, die die Menschen ins Johannes-Hospiz in Münster führen. So weit fortgeschritten, dass weitere Bestrahlungen oder Chemotherapien nur mehr Leiden schaffen, als sie vermindern könnten. Wer ins Johannes-Hospiz einzieht, weiß, dass dies das letzte Zuhause sein wird.

Was geht in den Menschen vor, die ihre letzten Lebenstage vor sich haben? Und in deren Angehörigen? Die Mitarbeiter im Johannes-Hospiz Münster wissen dies. Die Pflegekräfte und ehrenamtlichen Helfer sind speziell geschult. Im Hospiz richtet sich alles an den Wünschen und Bedürfnissen der Gäste aus. Jeder kann seinen individuellen Tagesrhythmus wie Schlaf- und Mahlzeiten selbst bestimmen, das Zimmer mit eigenen Möbeln einrichten, seine Interessen und Rituale pflegen. Solange der Gast es wünscht, sind Besuche jederzeit möglich. Angehörige können auch im Zimmer mit übernachten. Die Mitarbeiter haben Zeit für Gespräche und halten es auch aus, wenn jemand Unverständnis, Wut oder Verzweiflung Ausdruck verleiht. Auch ein ambulanter Hospizdienstgehört dazu, der von Freiwilligen geleistet wird.

Im Johannes-Hospiz werden bis zu zehn Menschen pflegerisch individuell sowie symptom- und schmerzlindernd versorgt. Die Mitarbeiter schenken Sterbenden, deren Angehörigen und Freunden intensive menschliche Zuwendung. Das Hospiz soll für die Bewohner ein geschützter Ort sein. Für sie und ihre Angehörigen ist dies kostenfrei. 236 Euro täglich werden für diese besondere Unterkunft und Pflege aufgewendet. Davon übernimmt die Krankenkasse 90 Prozent, die verbleibenden Kosten muss das Hospiz über Spenden abdecken.

Sozialforscher befragen Gäste und ihre Angehörigen

Aus Erträgen der Lotterie „Glücksspirale“ von Westlotto hat das Johannes-Hospiz im vergangenen Jahr fast 100.000 Euro bekommen. Diese Lotterie finanziert derzeit auch eine Studie, die die Wirkung der Hospizarbeit für die Bewohner und ihre Angehörigen sowie für die Gesellschaft herausarbeitet. Sozialforscher von „xit“ in Nürnberg befragen Gäste und ihre Angehörigen nach deren Lebensqualität. Damit lässt sich beispielsweise zeigen, dass öffentliche Mittel aus Steuergeldern, Spenden, der Kranken- oder Pflegekasse nicht einfach verbraucht sind, wenn sie in ein soziales Projekt fließen.

Sie sind vielmehr gut investiert, weil die Gesellschaft etwas dafür zurückbekommt: Unterstützung und Lebensqualität für die Hospizgäste und ihre Angehörigen, aber auch das Gefühl, in einer Gesellschaft zu leben, die solche wertvollen und menschenwürdigen Strukturen für ihre Sterbenden entwickelt hat und bereithält. Dass die Lebensqualität in den letzten Wochen und Tagen einer tödlichen Erkrankung stetig abnimmt, ist zu erwarten. Doch haben Untersuchungen aus den USA gezeigt, dass bei Sterbenden im Hospiz die Lebensqualität länger stabil bleibt.

Ziel der Studie ist aber nicht nur, die Wirkung der Hospizarbeit auf die Lebensqualität zu bestimmen, sondern auch Effekte für die öffentlichen Kassen zu generieren. Denn die hauptamtlichen Mitarbeiter im Hospiz verdienen hier ihren Lebensunterhalt und zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Das Hospiz kauft vor Ort Lebensmittel und andere Produkte und Handwerksleistungen ein. Es ist also auch ein Unternehmen, das seinen Beitrag zum Wirtschaftskreislauf leistet. Ein Zwischenergebnis zeigt beispielsweise, dass Hospizarbeit unterm Strich weniger kostet, als zunächst angenommen. Von 100 Euro, die die öffentliche Hand an das Johannes-Hospiz im Jahr zahlt, fließen 55 Euro direkt in Form von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen wieder in die öffentlichen Haushalte zurück. Das ist mehr als die Hälfte – und nur deshalb möglich, weil das Johannes-Hospiz über Spenden Zusatzangebote realisieren sowie Gartenanlagen und Gebäude instand halten kann. Allein mit der Grundfinanzierungwäre dies nicht möglich.

www.johannes-hospiz.de