Bottrop. Die Nachbarstädte interessieren sich brennend für den Bottroper Stadtumbau. Fast eine ganze Stadt wird hier auf Strom sparen getrimmt.
Bottrop ist „Innovation City“ – ein Ruhrgebietsprojekt par excellence: hoch spannend und vielschichtig, aber mit 125 Einzelprojekten, so dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Fast die ganze Stadt wird auf Energieeffizienz und Klimaschutz getrimmt. Nicht nur, wenn neu gebaut wird, sondern im Bestand. „Die Zukunft beginnt im Heizungskeller“, sagen die Verantwortlichen gern. In zehn Jahren soll der Energiebedarf halbiert werden. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, auch was die wirtschaftlichen Folgeeffekte angeht.
Denn mit den einzelnen Projekten sollen private Investitionen in Milliardenhöhe angeregt werden. Tatsächlich interessieren sich die Nachbarstädte im Kreis Recklinghausen bereits brennend dafür. Gladbeck etwa will Innovation City II werden. Gut 120 000 Euro will sich die Stadt einen Masterplan kosten lassen, wie es ihn in Bottrop ja schon gibt.
Aber wo sieht man Innovation City? Vom Tetraeder aus etwa: Die Solardächer von Welheim glitzern in der Sonne. Ein intelligentes Stromnetz entsteht im Stadtteil. Die Hausbesitzer werden in Bottrop von der ersten Information über Solarzellen bis zu den Förderanträgen und der Suche nach Handwerkern begleitet. Dieses Konzept soll nun vermarktet und ein Exportschlager werden.
Jalousien in der Dreifachverglasung
Und an der Hansastraße in der Innenstadt kann man sich nun eines von drei „Zukunftshäusern“ anschauen, ein Geschäftshaus aus den 50ern wurde so umgebaut, dass es mehr Energie erzeugt als verbraucht. Auf dem Flachdach richten sich zum Beispiel zwei Kollektoren nach der Sonne aus und leiten ihr Licht über Glasfasern ins Innere. In der Dreifachverglasung der Fenster sind Jalousien eingebaut, die das Sonnenlicht entweder einlassen, abwehren, oder auch an die Decke reflektieren. Und, und, und.
Woanders wird probiert, was bei Einfamilienhäusern möglich ist. Familie Kewitsch kann sich nun über Wärmepumpe, Solarthermie und dicke Wände freuen. Unter anderem sind auch die Innenwände gewachsen, denn die Heizungsrohre darin sind dick ummantelt. Das Ganze rechnet sich natürlich nicht; es ist nur möglich, weil Firmen hier ihre neueste Technik testen und präsentieren.
Auch an der Aral-Tankstelle an der Hans-Sachs-Straße kann man Innovation City „erfahren“ – wenn man genau hinschaut. Sie verbraucht nur die Hälfte der Energie einer normalen Tankstelle. Dafür sorgen Solarzellen, LED-Beleuchtung und Luft-Wärmepumpe. Aral setzt Elemente, die sich hier bewährt haben, bereits an anderen Tankstellen ein.