Iserlohn. Der 17-jährige Iserlohner Nils Elten will als Eishockeyprofi für Furore sorgen. Daran ändern auch Blessuren nichts.

Die große Sportkarriere beginnt im Kleinen. Und zwar mit vier Jahren auf der heimischen Terrasse. Da bekommt Nils Elten ein paar Inline-Skater geschenkt, und von nun an kann er von der gleitenden Bewegung nicht mehr lassen. Für den jungen Iserlohner liegt der Weg von den Rollen zu den Kufen in doppelter Hinsicht ganz nah: Die populärste Sportart der Stadt ist seit vielen Jahren unangefochten das Eishockey, denn hier spielen die Roosters (deutsch: die Hähne) in der ersten Liga. Zudem wohnt Nils gerade einmal zehn Minuten zu Fuß von der Eissporthalle entfernt; also ziemlich ideale Trainingsbedingungen für einen Jungen, der neben der Freude am Sport ganz offensichtlich auch noch das nötige Talent und den nicht minder wichtigen Ehrgeiz samt Durchhaltevermögen mitbringt.

Schon mit 17 Jahren macht Nils zielstrebig sein Abitur; Eishockey läuft nebenher mindestens ebenbürtig in der Bedeutung. Im Abi-Jahr bietet ihm der Iserlohner Klub einen Sechsjahresvertrag an, inklusive Ausleihklausel an die Kooperationspartner der Roosters. Das bedeutet für den Nachwuchsspieler, dass er nicht monate- oder sogar jahrelang auf der Ersatzbank schmoren muss, sondern erst in der dritten Eishockeyliga in Herne und von der kommenden Saison an in der zweiten Liga bei den Dresdner Eislöwen Verein tüchtig Praxis sammeln kann. Ziel ist natürlich in absehbarer Zeit der Durchbruch als Stammspieler der ersten Mannschaft bei den Roosters.

„Man kann sich nicht immer raushalten“

Nils Elten, der sich selbst als „sehr ruhig“ charakterisiert, gibt sich dabei keineswegs ungeduldig: „Alles baut sinnvoll aufeinander auf. Ich weiß, dass ich mich auf dem Eis nach und nach entwickeln muss, aber in den nächsten drei Jahren will ich es unbedingt schaffen“, sagt der heute 19-Jährige. Gegenwärtig, in der spielfreien Zeit, trainiert der 1,88 Meter große Sportler sechs Mal wöchentlich „auf dem Trockenen“ Kraft und Kondition.

Zudem möchte er noch ordentlich an Gewicht zulegen (gegenwärtig 83 Kilo), denn als Verteidiger braucht er im Eishockey neben ausgefeilter Kufen-Technik auch eine gehörige Portion Robustheit. Denn obwohl Nils noch nie über die Bande gesprungen ist, um sich an einer krawalligen Rudelbildung auf dem Eis zu beteiligten, weiß der Verteidiger längst aus Erfahrung: „Man kann sich nicht immer raushalten.“

Schon jetzt schaut der junge Iserlohner auf eine bemerkenswerte Karriere zurück. In der U20-Nationalmannschaft hat er in den vergangenen Jahren 20 Spiele bestritten und dabei an zwei Weltmeisterschaften in Kanada teilgenommen. „Wir sind jeweils bis ins Viertelfinale gekommen“, sagt Nils nicht ohne Stolz. Spiele gegen Finnland und die USA gingen zwar verloren, aber gegen die Schweiz, Österreich und andere Länderteams gab es auch Siege.

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Bei der Frage nach der A-Nationalmannschaft bekommt der Roosters-Akteur für einen Moment glänzende Augen und ein sehnsüchtiges Lächeln: Natürlich sei das sein großes Ziel, bekennt er leidenschaftlich. Jetzt aber muss er sich erst einmal in der zweiten Liga in Dresden, fern der Heimat, als Stammspieler durchsetzen. Ein paar Einsätze in der Deutschen Eishockeyliga bei den Roosters in Iserlohn werden im Gegensatz zu seinen Herner Aufbaujahren allein durch die Distanz die Ausnahme sein. In seiner 500 Kilometer entfernten „Heimat auf Zeit“ hat man ihm eine kleine Wohnung besorgt; Familie und Freunde müssen zurück bleiben. „Für mich ist das aber kein Problem“, meint der Sauerländer, der übrigens in all seinen Eishockey-Jahren von Verletzungen weitgehend verschont geblieben ist: „Ein paar Mal eine blutige Lippe und zwei abgebrochene Schneidezähne, das war es eigentlich schon“, bilanziert der Jungprofi. Den angebrochenen Arm nimmt er nicht in die Negativ-Liste auf: „Das war auch nicht auf dem Eis, sondern da bin ich in der Kabine blöd ausgerutscht.“ Immerhin trägt Nils seit seinem Zahnpatzer jetzt doch sicherheitshalber immer einen Gebissschutz auf dem Eis

Das Studium läuft parallel

52 Liga-Spiele erwarten den Iserlohner in der kommenden Saison in der zweiten Liga; mögliche Play-off-Begegnungen kämen noch dazu. 60 Minuten gestoppte Zeit dauert eine Partie, die An- und Abreise zu den Auswärtsspielen dagegen mitunter viele Stunden im Bus („Manche schlafen dann auch schon mal im Gang oder legen sich quer auf die Sitze.“). 40 bis 50 Sekunden sind die Spieler jeweils auf dem Eis, dann wird wieder gewechselt. „Eishockey ist ungemein intensiv und Kraft raubend“, weiß Nils und verweist darauf, dass auch die Besten in der DEL insgesamt kaum länger als 20 oder 25 Minuten Einsatzzeit pro Spiel haben.

Das ganz große Geld, wie etwa in der Fußball-Bundesliga, kann man beim Eishockey in Deutschland zwar nicht verdienen, aber mit guter Leistung gibt es doch ordentliche Bezüge bis hinein in den sechsstelligen Bereich. Zum Vergleich: Deutsche Topspieler in den USA oder Kanada können es bis zu zweistelligen Millionenbeträgen pro Saison bringen.

Und was kommt nach der Eishockey-Zeit auf Nils Elten zu? „Wenn alles klappt, kann ich bestimmt bis Mitte 30 in der DEL spielen“, erwartet der Iserlohner. Nach dem Abitur hatte er parallel zum Profi-Vertrag bei den Roosters noch ein Studium (Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie) begonnen, aber schnell festgestellt, dass sich beides nicht miteinander vertrug. „Jetzt mache ich mir erst einmal keine weiteren Gedanken darüber und lasse alles auf mich zukommen“, so Nils Elten. Im Moment sei er jedenfalls „wunschlos glücklich“. Und dann ergänzt der sympathische Sportler noch: „Das Wichtigste ist einfach, dass ich Eishockey spielen kann und es mir weiter Spaß macht.“

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