Recklinghausen. Der Tarifstreit im NRW-Einzelhandel spitzt sich zu. Verdi droht mit Streiks im Weihnachtsgeschäft. 7. Tarifrunde ohne Ergebnis.
Die Tarifauseinandersetzungen im nordrhein-westfälischen Einzelhandel spitzen sich zu. Im Vorfeld der 7. Verhandlungsrunde am Dienstag, 17. Oktober, in Recklinghausen schloss die Gewerkschaft Verdi Streiks im Weihnachtsgeschäft nicht aus.
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Den mehr als 700.000 Beschäftigten in NRW reißt allmählich der Geduldsfaden. Bereits zum 30. April war der Tarifvertrag für den Einzelhandel ausgelaufen. Seither verliefen sechs Verhandlungsrunden zwischen Handelsverband NRW und Verdi ohne Ergebnis. Am Dienstag, 17. Oktober, kamen beide Delegationen in Recklinghausen zu einem siebten Gespräch zusammen. Um ihrem Ärger Luft zu machen, zogen am Morgen rund 1000 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter zum Wickingplatz.
Am Abend wurde die 7. Tarifrunde ohne Ergebnis abgebrochen. „Dass wir bei den hohen Inflationsraten und angesichts der massiven Wirtschaftskrise mit einem solchen Vorschlag keine Einigung erzielen konnten, ist sehr bedauerlich“, sagte Christopher Ranft, der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. „Umso mehr, als dass wir erstmalig einen Mechanismus vorgestellt haben, der das Tarifergebnis gegen erwartbare Schwankungen der Inflationsrate im kommenden Jahr abgesichert hätte“, so Ranft weiter. Der Handelsverband habe einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten mit einem „gesicherten Reallohnzuwachs und damit einen Kaufkraftzuwachs für die Beschäftigten“ vorgelegt.
Verdi: 11.000 Beschäftigte beteiligten sich an Streiks in NRW
Verdi wirft den Arbeitgebern vor der 7. Tarifrunde eine Blockadehaltung vor. „Wer Streiks im Weihnachtsgeschäft verhindern will, muss sich am Verhandlungstisch bewegen. Deswegen erwarten wir von den Arbeitgebern, dass sie ihr bisheriges Angebot deutlich nachbessern und den Tarifkonflikt endlich beenden“, fordert Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. Nach ihren Angaben haben sich seit dem letzten Verhandlungstermin Ende August rund 11.000 Beschäftigte in NRW an Streikaktionen beteiligt. „Die Arbeitgeber weigern sich seit Monaten ihr Angebot nachzubessern. Damit spielen sie mit der prekären Lebenssituation der Beschäftigten, deren finanzieller Druck Monat für Monat steigt“, schimpft Zimmer.
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Die Positionen der beiden Seiten liegen weit auseinander. Verdi fordert für die Beschäftigten im NRW-Einzelhandel 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll zwölf Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft ein Mindeststundenentgelt von 13,50 Euro.
Handelsverband: Erwartungshaltung von Verdi zu hoch
Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt ein Angebot mit einer Laufzeit von 24 Monaten vorgelegt. Nach eigenen Angaben hat es ein Volumen von 8,5 Prozent tabellenwirksamer Erhöhungen, beinhaltet ein tarifliches Mindestentgelt von 13 Euro in der Stunde und die Zahlung von Inflationsausgleichsprämien. Damit bewege sich das Angebot auf dem Niveau der Tarifabschlüsse anderer Branchen, die eine bessere wirtschaftliche Entwicklung als der Einzelhandel aufweisen, teilte der Handelsverband NRW mit. „Wir müssen feststellen, dass sich die Erwartungshaltung von Verdi für einen Tarifabschluss weit oberhalb der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Handelsunternehmen bewegt, und sind sehr enttäuscht, dass keine Verständigung möglich war“, hatte Verhandlungsführer Christopher Ranft Ende August erklärt.
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Weil sie nicht länger auf eine Tarifeinigung warten wollen, zahlen große Einzelhandelsketten inzwischen freiwillig mehr Gehalt – meist 5,3 Prozent. Den Anfang machte die Kölner Rewe-Gruppe mit Rewe, Penny und Toom. Inzwischen haben auch Konzerne wie Aldi Nord, Aldi Süd, Netto Nord, Otto, Rossmann und Norma. Verdi-Frau Silke Zimmer, die im September in den Bundesvorstand ihrer Gewerkschaft gewählt worden war, kritisiert die Alleingänge, zu denen der Handelsverband Deutschland aufgerufen hatte. „Die freiwillige Anhebung von 5,3 Prozent bietet keine Sicherheit und ist in der Höhe völlig unzureichend“, sagte Zimmer.