Essen. Als er sich als trans Mann gegenüber seiner Chefin outete, erlebte Christian M. Intoleranz und Spott. Was ihm in dieser Situation half.

Christian M. (Name von der Redaktion geändert) war fest davon überzeugt, dass er seinen Traumberuf gefunden hatte: Der 26-Jährige konnte sein Glück nicht fassen, dass er nach dem Praktikum in der Tierarztpraxis gleich einen Ausbildungsvertrag erhalten sollte. Doch plötzlich war alles anders. Der gelernte Koch, der im Körper einer Frau zur Welt gekommen ist, war gerade dabei, seine Transition zum Mann vorzubereiten. Vor den nötigen medizinischen Eingriffen zum Übergang ins männliche Geschlecht leitete er bei Gericht erfolgreich eine Änderung seines Namens und seines Personenstands ein.

„Meiner Familie gegenüber hatte ich mich schon geoutet. Das verlief ohne Probleme“, erzählt Christian. Doch nun, im Jahr 2019, wollte er auch am Arbeitsplatz mit seinem neuen, männlichen Namen angesprochen werden, stieß dabei aber auf unerwarteten Widerstand. „Meine Chefin hat sich geweigert, mich mit dem neuen Namen anzusprechen. Sie wurde richtig ausfallend“, sagt Christian. Die Tierärztin habe ihn vor die Wahl gestellt, in der Praxis weiter als Frau benannt zu werden oder zu gehen.

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Der neue Arbeitgeber brachte Um seinen Job nicht zu verlieren, versuchte Christian eine Zeit lang, mit der Situation zu leben. Doch als seine Chefin ihn auch noch in der Praxis vor Publikum bloßgestellt habe, brach er das Praktikum ab und schlug auf seine zugesicherte Ausbildung aus. Obwohl sich Christian diskriminiert fühlte, verzichtete er auf rechtliche Schritte. „Das war mir zu anstrengend. Ich habe ja auch noch ein Kind, um das ich mich kümmern muss“, erklärt der trans Mann.

Bloßgestellt und diskriminiert in der Arztpraxis: Christian wechselt den Job

Christian orientierte sich beruflich neu, landete bei einem großen Pferdehof und trat dort eine Ausbildung zum Pferdewirt an. „Ich habe dem Chef gleich zu Beginn von den geplanten Operationen erzählt. Er zeigte viel Verständnis“, sagt der heute 30-Jährige. Für ihn, den Vorgesetzten, spiele die Transition keine Rolle, solange der Azubi gute Arbeit leiste.

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Die Operationen zur Geschlechtsumwandlung musste Christian aber erst einmal aus einem ernsten Grund verschieben und sich einer Krebstherapie unterziehen. Christian M. zeigt sich kämpferisch: „Das wird schon wieder“, sagt er voller Zuversicht.