Essen. Scale Now aus Essen finanziert und unterstützt Start-ups. Warum Carsten Puschmann und Oliver Weimann auch Start-ups für Unternehmen designen.

Nach der Frage, wie sie Kundschaft gewinnen können, brennt Start-ups gleich die Kapitalbeschaffung auf den Nägeln. Das ergab eine Umfrage des NRW-Wirtschaftsministeriums. In Essen hat sich mit Scale Now ein Unternehmen gegründet, das jungen Firmen beides bietet: Geld und Dienstleistungen. Es stellt für die Start-ups Teams zusammen, die spezifische Probleme von Unternehmen lösen sollen.

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Zwei der drei Männer hinter Scale Now sind bekannte Größen in der Start-up-Szene des Ruhrgebiets: Oliver Weimann gilt als Erfinder des Gründerkongresses Ruhrsummit, der jährlich in Bochum stattfindet und war Geschäftsführer des Ruhrhubs. Weimann ist nach eigenen Angaben an 20 Firmen beteiligt. Seinen Anteil am erfolgreichen Essener Start-up Pottsalat hat er gerade erfolgreich verkauft.

Oliver Weimann: Anteile an „Pottsalat“ verkauft

Sein Partner ist Carsten Puschmann, Inhaber der Essener Softwaregesellschaft Q.Two. Sie ist tätig für Kundenbindungsprogramme wie Payback, Miles & More der Lufthansa und Bahn-Bonus, an denen Millionen von Menschen teilnehmen. Die Nummer drei im Gesellschafterkreis ist der Berliner Unternehmer Christian Saxenhammer, der sich als Berater beim Verkauf oder Erwerb von Firmen einen Namen gemacht hat.

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In seiner aktuellen Umfrage fand das NRW-Wirtschaftsministerium heraus, dass Start-ups in ihren frühen Entwicklungsphasen zwar staatliche Spritzen der Finanzierung durch Dritte vorziehen. „Die Beantragung von Fördermitteln ist aus Sicht der befragten Start-ups allerdings oftmals zeitaufwendig und die Voraussetzungen sind teilweise schwer zu erfüllen“, relativiert das Ministerium.

Carsten Puschmann: Software für Payback und Miles & More

Scale Now bietet deshalb einen völlig anderen Ansatz. Das Essener Unternehmen beteiligt sich mit Kapital an Start-ups und entsendet zugleich eigene Fachleute in die jungen Firmen. „Der erfolgreiche Aufbau eines Start-ups erfordert weitaus mehr als eine innovative Idee. Fachwissen in allen Bereichen sowie die richtige Auswahl der Teammitglieder entscheiden über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens“, sagt Carsten Puschmann. Je nach Bedarf biete Scale Now deshalb erfahrene Experten in den fünf Kerndisziplinen Finanzen, Vertrieb, Personalangelegenheiten, Technologie und Kommunikation an und knüpft Kontakte zu entsprechenden Netzwerken.

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In dem Servicemodell sieht Oliver Weimann klare Vorteile: „Am Anfang macht im Start-up jeder alles. Irgendwann geht es aber darum, jede Aufgabe mit bestmöglicher Qualität zu lösen und so den Erfolg des Start-ups zu ermöglichen. Wie aber soll ein Zweier-Team all diese Aufgaben bewältigen?“, fragt er. Bislang habe Scale Now sieben Start-ups mit eigenem Kapital der Gesellschafter unterstützt. Nun will das Unternehmen einen Schritt weiter gehen. „Basierend auf dieser Erfahrung sind wir auf der Suche nach Co-Investoren für unsere bestehenden und zukünftigen Teams“, sagt Weimann. Die Rede sei von sechsstelligen Euro-Beträgen. „Das ist die Untergrenze“, so Weimann. Mit weiteren Investoren an Bord will Scale Now das Risiko senken, sich zugleich aber auch in die Lage versetzen, gleichzeitig mehrere Start-ups zu fördern.

Neue Co-Investoren gesucht

Denn im Blick hat die Plattform nicht nur Start-ups, die Unterstützung suchen, sondern auch etablierte Unternehmen, die Start-ups mit bestimmten Fragestellungen beauftragen wollen. „Viele Familienunternehmen verlieren den Anschluss in der IT oder beim Erschließen ausländischer Märkte. Aber auch Konzerne kommen auf uns zu, weil sie für bestimmte Probleme Lösungen suchen. Dafür stellen wir Start-up-Teams zusammen“ sagt Puschmann. Früher hätten sie dafür eine Agentur beauftragt. „Heute designen wir Start-ups für bestimmte Aufgabenstellungen“, so der Experte.

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Um für das neue Geschäftsmodell zu werben, hat Scale Now eine Reihe von Veranstaltungen aufgelegt. Am Freitagabend brachte das Unternehmen auf dem Essener Schloss Landsberg, dem einstigen Wohnsitz der Industriellen-Familie Thyssen, Politik, Wirtschaft und Start-ups bei einem Dinner zusammen. Auch der aus Gelsenkirchen stammende Bundesjustizminister Marco Buschmann hatte sein Kommen zugesagt. Im April will Scale Now zum „Ludwig-Erhard-Gipfel“ an den Tegernsee einladen.