Kirchhundem. Der FC-Bayern-Vize Walter Mennekes machte den Steckerspezialisten aus dem Sauerland zur Marke. Wohin Sohn Christopher als Chef nun steuern will.

Einem Typ wie Walter Mennekes kann man nicht einfach den Stecker ziehen. Sollte man auch keinesfalls. Der 75-jährige Seniorchef des gleichnamigen Unternehmens in Kirchhundem überlässt die erste Reihe auf der Bühne dennoch in Zukunft ganz seinem 43-jährigen Sohn Christopher. Ein harmonischer Generationenwechsel.

Walter Mennekes ist ein Unternehmer wie er im Buche stünde, wenn es eines über patente Mittelständler gäbe. Lohnen würde sich ein solches Werk über Sauerländer Familienunternehmen wohl allemal. Beinahe 50 Jahre lenkte er als Chef den Weltmarktführer für Industriestecker, der sich mittlerweile in bedeutenden Teilen neu erfunden hat. „Nach wie vor ist das Industriesteckergeschäft für uns wichtig, aber heute sind wir in erster Linie ein Elektromobilitätsunternehmen“, benennt Sohn Christopher Mennekes den Wandel, der vor rund 15 Jahren begann und in der jüngeren Vergangenheit noch einmal enormes Wachstum gebracht hat.

Mennekes wird zur Marke

Es gehört zu den kleinen, aber feinen Besonderheiten des Walter Mennekes, dass er einst selbst ein kleines Büchlein im Pixi-Format erstellen ließ. Eine Art Glaubensbekenntnis der Firma Mennekes in aller Kürze. Die Auflage: Vermutlich viele tausend Stück. Jedenfalls gibt es für Besucher bei beinahe jedem Treffen mit dem Seniorchef aufs Neue ein Exemplar mit auf den Weg. Das Thema des Autors: Warum Marken unersetzlich sind. Welche Marke zum Synonym für ein Produkt wird, bestimmt bekanntlich nicht das Unternehmen selbst. „Tempo“, „Nutella“, „Nivea“ ….

Spätestens seit die Elektromobilität in Deutschland mit Schwung Einzug hält, ist „Mennekes“ durch den Typ2-Stecker zum Synonym für Ladeinfrastruktur geworden. Himmelblau und mit dem Firmen-Namenszug darauf ist der Typ2-Stecker weltweiter Standard für das Laden batterieelektrisch betriebener Pkw geworden.

Mittlerweile gibt es wohl mehr als 150 Wettbewerber, die den Mennekes-Stecker herstellen. Entscheidend aber ist die Antwort auf die Frage, wer hat’s erfunden? Walter Mennekes und das Team im Sauerland, weil sie früher als andere und beharrlich an die Entwicklung der Elektromobilität geglaubt haben: „Und wir machen nach wie vor die besten Stecker“, stellt er klar.

Der Unternehmer, engagiertes Mitglied beim Fußballbundesliga-Primus FC Bayern München und seit 2017 dessen Vizepräsident, erinnert beim Rückblick auf beinahe fünf Jahrzehnte im Job gerne an die zahlreichen Begegnungen mit den großen Wirtschaftsbossen – auf der Tribüne der Allianz-Arena ebenso wie auf Einladung von Angela Merkel im Kanzleramt. „Einmal stand ich da mit Martin Winterkorn, der damals noch Audi-Vorstandschef war. Er war vor 15 Jahren skeptisch gegenüber der Elektromobilität.“ Alle hätten seitdem gelernt. Auch Mennekes selbst. Allerdings haben sie in Kirchhundem immer an ihre Entwicklung geglaubt und daran, dass es eine weltweit einheitliche Norm für den Ladestecker geben müsste, damit der Wandel zur E-Mobilität klappt. Jahre später, beim Mobilitätsgipfel der Kanzlerin war es dann doch der Schwabe Winterkorn, der sich leidenschaftlich für das Mennekes-Produkt einsetzte.

Dass sich Mennekes gegen ein japanisches und ein französisch/italienisches Modell 2014 auch auf europäischer Ebene in Brüssel durchsetzte und der Typ2 letztlich zum Weltstandard wurde, war keineswegs so sicher. Aber Walter Mennekes ist ein Netzwerker und Menschenfänger mit seiner humorigen, unterhaltsamen Art – und immer überzeugt, das beste Produkt im Gepäck zu haben. „Für uns als Mittelständler aus dem Sauerland war es der Ritterschlag, dass alle Energieversorger und die großen Autobauer der Welt sagten, jawoll, der Typ2-Stecker ist es!“ Gestern wie heute kann sich der 75-Jährige darüber gleichermaßen begeistern und begeistert erzählen.

Walter Mennekes ist mit dem Ladestecker und der Entwicklung von Wallboxen und Ladesäulen zu einem Pionier der Elektromobilität geworden, und er hat seinem Sohn gleichzeitig eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben. Das Unternehmen ist ein neues geworden.

„Das Industriesteckergeschäft ist stark vom Großhandel geprägt. Das Geschäft mit den Automobilherstellern ist völlig anders“, sind sich Vater und Sohn einig. Als Walter Mennekes Mitte der 1970er Jahre von seinem Vater Aloys Verantwortung im Familienunternehmen mit rund 200 Beschäftigten übertragen bekam, war das große Thema die Internationalisierung des Geschäftes mit Industriesteckern. Die Exportquote liegt heute bei rund 50 Prozent. Walter Mennekes hat dafür die Basis geschaffen, mit der Entwicklung „intelligenter“ Stecker Mennekes zur weltweit bekannten Marke gemacht – und gemeinsam mit Sohn Christopher in den vergangen zehn Jahren die Firma zu einem Elektromobilitätsunternehmen mit heute 1600 Beschäftigten und 300 Millionen Euro Jahresumsatz gemacht, das sich auf einem Massenmarkt statt in einer Nische bewegt. „Wir schlagen uns ganz tapfer, andere schaffen das nicht“, sagt der neue Chef in seiner freundlich ruhigen Art.

Walter Mennekes kommt weiter täglich ins Büro, sitzt mit seinem Nachfolger und Sohn weiter auf einer Ebene im sechsten Stock des modernen Gebäudes im tiefen Sauerland. Vater und Sohn teilen sich eine Büroleiterin. „Tür an Tür, die Schlösser sind noch nicht gewechselt“, scherzt der „Alte“, wie es eben seine Art ist.

Mehr um den FC Bayern kümmern

Der 75-Jährige will weiter in Bewegung bleiben, steht unter Strom – nur nicht mehr so stark. Früh morgens ein halbes Stündchen auf dem Stepper, dann, etwas später als bisher, ab ins Büro. Warum? „Ich bin sozial engagiert. Außerdem läuft der FC Bayern auch nicht von ganz allein, auch wenn ich nur ein kleines Rädchen im Getriebe bin.“ Seinen Sohn, versichert er, würde er morgen wieder einstellen in gleicher Funktion, wenn er ihn denn auf dem Markt kriegen könnte. „Mein Vater hatte die schwierige Aufgabe loszulassen. Daran scheitern auch viele Familienunternehmen“, lobt Christopher Mennekes.

„Es macht Spaß mit ihm, er ist ganz anders“, sagt der Senior. So ganz anders wohl doch nicht. Jedenfalls verleiht die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Ende Oktober den renommierten Preis Soziale Marktwirtschaft 2023 an beide Mennekes – Walter und Christopher, Vater und Sohn.