Kreuztal/Iserlohn. HQ-Europe aus Iserlohn hat eine Türbremse entwickelt, die Fahrradfahrer im Straßenverkehr schützt. Nicht der einzige „Kracher“ aus Südwestfalen.

Das ist der „Kracher des Jahres 2023“: Ein Produkt des Iserlohner Unternehmens HQ-Europe darf diesen Titel nun tragen. Beim Wettbewerb der Südwestfalen-Agentur hievten sowohl die Jury als auch das öffentliche Votum den kleinen Betrieb mit elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den ersten Platz.

Das Kracher-Produkt heißt S-Brake – und eigentlich soll es Kracher verhindern. Denn die smarte Bremse stoppt die Türen von Autos sensorgesteuert vor Hindernissen und vermeidet damit Unfälle, indem sie etwa eine Kollision mit vorbeifahrenden Fahrrädern verhindert. Damit kann die S-Brake Leben retten. Viel weniger schlimm, aber trotzdem ärgerlich: Kratzer und Beulen auf engen Parkplätzen, wenn die Tür mit zu viel Schwung geöffnet wurde. Auch hier verhindert die S-Brake einen Zusammenstoß.

Der „Kracher des Jahres“ wurde zum zweiten Mal ausgelobt. Rund 50 Unternehmen aus Südwestfalen haben sich mit maximal 90 Sekunden langen Videos beteiligt und Produkte präsentiert, auf die sie stolz sind. Etwa 20.000 Menschen haben die Filme im Internet angeschaut.

Das sind die Kracher: Kreis- und Gesamtsieger des Unternehmens-Wettbewerbs sowie Vertreter der Südwestfalen-Agentur und die Landräte der Region.
Das sind die Kracher: Kreis- und Gesamtsieger des Unternehmens-Wettbewerbs sowie Vertreter der Südwestfalen-Agentur und die Landräte der Region. © Südwestfalen-Agentur | Patrick Bonzel

Die zweite Auflage zeigt, dass sich der Wettbewerb etabliert hat. Die Videos der rund 50 Teilnehmer wurden mehr als 20.000 Mal im Internet angeschaut.

„Für uns bedeutete die Teilnahme auch eine Chance, bekannter zu werden“, sagt Christian Rucha, Geschäftsführer von HQ-Europe. Bekannter werden nicht nur bei möglichen Geschäftspartnern, sondern auch bei zukünftigen Mitarbeitern. HQ-Europe, gegründet 2017, hat es als kleiner Betrieb besonders schwer, Facharbeiter zu finden. Derzeit sucht das Unternehmen beispielsweise Hard- und Softwareentwickler. Rucha will mit seiner Firma vor allem im Segment autonomes Fahren weiter wachsen. China – dort sitzt der Partner von HQ- Europe – sei bei diesem Thema viel weiter als Europa, sagt er. Fahrerlose Taxis kurven dort schon über die Straßen. Und solche autonomen Fahrzeuge brauchen sensorgesteuerte Türen.

Mit seiner S-Brake hatte sich HQ-Europe als Kreissieger des Märkischen Kreises für das Kracher-Finale qualifiziert. Die anderen Kreissieger:

Ketten Wulf, Hochsauerland:Das Traditionsunternehmenhat ein System entwickelt, bei dem Förderketten nicht mehr nachgeölt oder -gefettet werden müssen. Dabei wird das Kettengelenk mit Öl gefüllt und dann über die gesamte Lebensdauer der Kette abgedichtet betrieben.

Hermes Reinigungssysteme, Kreis Olpe: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Kombilanze entwickelt, mit der sie in bis zu elf Metern Arbeitshöhe Reinigungsmittel auftragen und mit Hochdruck wieder abspülen können – und das sogar im Sitzen.

Westnetz, Kreis Siegen-Wittgenstein: Der Netzbetreiber schickt eine Drohne in die Lüfte, die auch gut als Drache durchgeht. Das Fluggerät kann Fremdkörper wie etwa Spargelplanen oder Drachenschnüre sicher aus Stromleitungen entfernen, ohne dass der Strom abgeschaltet werden muss. Die Feuerdrohne flämmt einfach alles weg.

Schröder Folienfabrik, Kreis Soest: Bis Plastikverpackungen verrotten, dauert es mehrere hundert Jahre. Schröders kompostierbare Folie dagegen richtet in der Umwelt keinen Schaden an. Sie besteht aus der Stärke von Kartoffelschalen. Daraus entsteht dann die Schrumpffolie, die unter anderem für die Verpackung von Flaschen genutzt wird.