Essen. Regierung will den Müll in Fastfood-Restaurants und beim Außer-Haus-Verzehr eindämmen. Mehrweg für alle Materialien, Einweg-Verbot im Restaurant.

Mehrwegpflicht für Außer-Haus-Speisen – war da was? Seit dem 1. Januar müssen Restaurants und größere Fastfood-Anbieter ihre Wok-Gerichte, Schnitzel und Burger-Menüs auch in wiederverwendbaren Behältern anbieten. Doch wer hin und wieder sein Abendessen bestellt, wird davon noch nicht viel bemerkt haben. Die Plastik-, Alu- und Styroporboxen füllen noch immer die gelben Tonnen nach jeder Essenslieferung. Ob die vom Bundesumweltministerium geplante Verschärfung das ändert?

Ministerin Steffi Lemke (Grüne) bereitet ein „Gesetz für weniger Verpackungsmüll“ vor. Neben neuen Mehrwegpflichten für Discounter und dem Verbot von Mogelpackungen enthält es auch neue Regeln für die Gastronomie. Zum einen ein Verbot von Einwegverpackungen für den Vor-Ort-Verzehr, was vor allem die großen Fastfood-Ketten aufhorchen lässt. Und eine Verschärfung der Regeln für Gerichte zum Mitnehmen oder Liefern: Müssen Gastronomiebetriebe seit Januar lediglich für Plastik-Einwegverpackungen Alternativen anbieten, soll dies demnächst für alle Materialien gelten.

Kunden fragen fast nie nach Mehrweg-Verpackungen

Hört man sich etwas in der Branche um, ist das nicht verkehrt, geht aber am Kern des Problems vorbei. Die Restaurants müssen nicht grundsätzlich ihre Verpackungen auf Mehrweg umstellen, sondern dies lediglich bei Bedarf anbieten. Nur fragt so gut wie keine Kundin oder Kunde danach. Wenige Mehrwegverpackungen im Schrank zu lagern, reicht also aus, ändert aber nichts am Verhalten der Gäste und deshalb auch nichts an der To-Go-Klimabilanz.

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Kleine Gastronomiebetriebe wie Imbisse, Dönerbuden oder Pizzabäcker mit höchstens fünf Beschäftigten und weniger als 80 Quadratmetern Lokalfläche, mithin die meisten, sind ohnehin ausgenommen. Sie müssen ihre Speisen lediglich in mitgebrachte Tupperdosen oder andere Behälter der Kunden füllen, wenn diese das denn wünschen.

Aber auch das geschieht so gut wie nie. Solange Mehrweg für Außer-Haus-Essen eine Option bleibt, wird es den Erfahrungen der ersten sechs Monate nach auch die Ausnahme bleiben. Einfach, weil das Wegwerfen bequemer ist als Verpackungen zu spülen und wieder zurückzugeben. Nun fordert die Branche keineswegs eine generelle Mehrweg-Pflicht. Wer sich Gedanken darüber macht, wie es denn funktionieren könnte, landet stattdessen sehr schnell bei einer Voraussetzung dafür, die es bisher nicht gibt: ein Pfandsystem.

Dehoga sieht Bereitschaft, aber praktische Probleme

„Wir sehen in der Branche einerseits die Lust und Bereitschaft, mehr in Nachhaltigkeitsthemen zu investieren und uns einzubringen. Dazu gehört auch das Thema Mehrweg. Andererseits gibt es auch die praktischen Probleme in der täglichen Umsetzung“, sagte Patrick Rothkopf unserer Redaktion, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga NRW.

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Für einen Durchbruch fehle „ein umfassendes, flächendeckendes und ortsnahes Rückgabesystem von Mehrwegbehältnissen, wie wir es von Pfandflaschen oder -dosen her kennen“, so Rothkopf. Darauf habe der Dehoga von Anfang an hingewiesen. Denn: „Der fehlende Rückgabekomfort für die Gäste führt dazu, dass Mehrweg äußerst selten nachgefragt wird, weil es unattraktiv ist. Fehlt die Nachfrage, werden die meisten Gastronomen das gesetzlich Notwendige machen, aber selten mehr.“

Einheitliches Geschirr-Pfandsystem gefordert

Was dem Verband vorschwebt, sind verschiedene, aber jeweils einheitliche wiederverwendbare Verpackungen, die das Restaurant genauso verwenden kann wie der Imbiss oder die Sushi-Bar. Ideal wären zentrale Rücknahmeautomaten wie bei Getränken, die allerdings eine eigene Logistik erfordern würden. Ansonsten müsste jeder Gastronom die Einheitsverpackungen zurücknehmen, selbst reinigen und dann wiederverwenden, was wenig praktikabel klingt. Es gibt bereits mehrere Anbieter von Mehrweg-Geschirr und -Besteck, sie heißen Rebowl, Recircle oder Vytal. Ein einheitliches System ist aber nicht in Sicht.

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Was vor allem die großen Fastfood-Ketten wie McDonald’s, Burger King oder Subway betrifft, ist das vom Umweltministerium geplante Verbot von Einwegverpackungen in den Restaurants. „Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise ihren Burger nicht zum Mitnehmen, sondern ,zum hier Essen’ bestellen und sich an die Tische setzen, erhalten sie ihren Burger nicht mehr in einer Einwegverpackung, sondern in einer Mehrwegverpackung“, erklärt das Ministerium. Dafür könnten die Systemgastronomen die Mehrwegverpackungen nehmen, die sie für den Außer-Haus-Verzehr verwenden Oder natürlich klassische Teller und Gläser – „Hauptsache es entsteht kein unnötiger Abfall durch die Verwendung von Einwegverpackungen“, heißt es.

Städte hoffen auf weniger Müll durch Mehrweg-Pläne

Während der Koalitionspartner FDP das von der grünen Ministerin Lemke geplante Gesetz blockiert, hoffen die Kommunen, dass es möglichst bald kommt – um die Vermüllung ihrer Städte einzudämmen. „Wir begrüßen sehr die aktuellen regulatorischen Vorschläge des Umweltministeriums, Mehrweg zu stärken und die Vermüllung der Umwelt durch Einwegverpackungen weiter zu reduzieren. Dazu zählt insbesondere die Vorgabe, dass für den Vor-Ort-Verzehr keine Einwegverpackungen mehr zugelassen werden“, sagte Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) und Chef der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster.

Ebenso begrüße der VKU, das seit Jahresbeginn verpflichtende Mehrwegangebot für To-Go-Speisen und Getränke auf alle Materialien auszuweiten. Das sollte „nun auch für die Herstellerpflichten nach dem Einwegkunststofffondsgesetz übernommen werden, damit nicht nur Einweg, sondern auch Littering im öffentlichen Raum materialunabhängig effektiv reduziert wird.“