Essen. Steag-Tochter Iqony erhöht Fernwärmepreis um 28 Prozent. Energiepreisschock in 2022 kommt zeitverzögert an. Wann die Preise wieder sinken sollen.

Der neuerliche Preissprung ist heftig: Iqony, die grüne Tochter des Essener Energiekonzerns Steag, hebt die Arbeitspreise für Fernwärme zum 1. Juli erneut an – um durchschnittlich 28 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Es ist die vierte Anhebung seit Beginn des Krieges in der Ukraine.

Die Fernwärmepreise sind zuletzt bei allen Anbietern stark gestiegen. Sie setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen, der Grund- und Messpreis bleibt unverändert, betonte das Unternehmen. Erneut teurer wird das Produkt selbst: Den Arbeitspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Fernwärme hatte Iqony für seine Verbreitungsgebiete in Essen, Bottrop und Gelsenkirchen bereits von 6,34 Cent im Januar 2022 schrittweise auf zuletzt 11,62 Cent seit März angehoben. Nun steigt er auf 15,85 Cent.

Iqony erwartet Trendwende 2024

Iqony Fernwärme, die zu 51 Prozent der Steag-Tochter Iqony und zu 49 Prozent der Meag, Vermögensmanagerin von Munich RE und Ergo, gehört, nennt folgenden Hauptgrund: Bei der Fernwärme werden andere Energiepreisindizes stets mit Zeitverzug in der Preisberechnung wirksam, aktuell die stark gestiegenen Gas- und CO2-Preise aus dem zweiten Halbjahr 2022.

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Weil besonders die Gaspreise seit Anfang dieses Jahres wieder deutlich gesunken sind, rechnet Iqony-Fernwärme-Geschäftsführer Michael Straus mit einer Trendwende für Anfang 2024. „Da sich bei der Fernwärme steigende Energiepreise erst mit einem zeitlichen Nachlauf im Folgejahr auswirken, kommen jetzt die Kostensteigerungen aus 2022 zum Tragen. Aus demselben Grund können wir jedoch heute davon ausgehen, dass die Preise für Fernwärme Anfang 2024 wieder sinken werden – den niedrigeren Energiepreisen im ersten Halbjahr dieses Jahres sei Dank“, sagte er.

Für die Kundinnen und Kunden aller Fernwärmeanbieter gilt nach wie vor die staatliche Preisbremse, die bei 9,5 Cent je kWh greift. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs übernimmt der Staat die Differenz zum aktuellen Preis, für jede Kilowattstunde darüber hinaus müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher den vollen Preis zahlen. „Zum Glück“, sagte Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW, jüngst unserer Zeitung. Denn auf diese Weise würden „die Haushalte zumindest sicher durch den nächsten Winter kommen“, meint sie.

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Die Aufmerksamkeit für die Preise steigt aktuell mit der Nachfrage nach neuen Anschlüssen. So erhält Iqony Fernwärme derzeit viermal so viele Anfragen wie üblich. Die Wartezeit auf einen neuen Anschluss hat sich bereits von sechs auf 18 Monate verdreifacht, wie das Unternehmen unserer Redaktion sagte. Grund dürfte die Verunsicherung vieler Menschen durch das Heizungsgesetz der Bundesregierung sein.