Berlin. Von der Abwrackprämie haben bislang vor allem ausländische Automobilhersteller und Autohändler profitiert. ADAC mahnt Antragssteller derweil zur Eile: In den nächsten zwei Wochen sollten sich Autofahrer die Abwrackprämie reservieren.
Wie das Statistische Bundesamt in der ersten offiziellen Bilanz meldete, verzeichnete der Autohandel in den ersten fünf Monaten ein Umsatzplus von 4,7 Prozent. Die deutschen Autohersteller und Zulieferbetriebe hingegen mussten deutliche Absatzeinbrüche hinnehmen. Ihre Umsätze gingen trotz der Neuwagenprämie um fast ein Drittel (32,5 Prozent) auf knapp 100 Milliarden Euro zurück.
Besonders stark litt der Export: Der Absatz der deutschen Autoindustrie im Ausland brach wegen der globalen Wirtschaftkrise in den ersten fünf Monaten um nahezu 40 Prozent auf 1,2 Millionen Fahrzeuge ein. Im Inland konnte der Ansturm der Kunden auf den Fördertopf aber offenbar Schlimmeres verhindern: Die Umsätze sanken „nur“ um 20 Prozent. Zugleich stieg die Zahl der Neuzulassungen deutlich.
Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes wurden bis Ende Mai rund 23 Prozent mehr neue Autos zugelassen als 2008. Bis Ende Juli wurden bereits 2,4 Millionen neue Fahrzeuge angemeldet. „Kleine, kostengünstigere PKW bis zur Kompaktklasse wurden häufiger verkauft“, heißt es dazu beim Statistischen Bundesamt. „Bei größeren Personenkraftwagen – außer bei Geländewagen und Vans – ging die Zahl der Neuzulassungen jedoch zurück.“
Fünf Milliarden Euro
Damit bestätigt sich erstmals offiziell, dass die fünf Milliarden Euro schwere Steuersubvention vor allem ausländi-schen Herstellern kleinerer Fahrzeuge zugute kommt. „Alle profitieren, die Importeure aber mehr“, bestätigte ein Sprecher des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) im NRZ-Gespräch. Der VDIK vertritt ausländische Automobilhersteller wie Fiat, Toyota oder Skoda.
Letztere gehören mit Zuwachsraten beim Absatz von 105 Prozent (Fiat) oder 63 Prozent (Skoda) neben asiatischen Kleinwagenherstellern zu den großen Gewinnern der Abwrackprämie. Aber auch Peugeot (plus 48 Prozent), Renault (50 Prozent) oder Alfa Romeo (plus 101 Prozent) brachte die Subvention einen bemerkenswerten Absatzschub.
Seit Auflage der Abwrackprämie im Februar konnten die Importeure ihren Marktanteil von 36 auf 40 Prozent steigern – ein Plus von gut zehn Prozent. Größter Gewinner ist in absoluten Zahlen allerdings – auch dank der Konzerntöchter Skoda und Seat – der VW-Konzern. Bei den deutschen Herstellern konnte Opel mit einem Plus von mehr als 30 Prozent punkten.
Beim Verband der Autoimporteure will man allerdings das Argument nicht gelten lassen, das Geld aus deutschen Steuertöpfen habe vordringlich Autokonzernen aus dem Ausland genützt. Ein Verbandssprecher verweist auf die enge Verflechtung von Herstellern und Zulieferbetrieben. Wenn Peugeot mehr Fahrzeuge verkaufe, profitiere davon etwa der deutsche Zulieferer Bosch. Die KFZ-Importeure stellen nach eigenen Angaben hierzulande 140 000 Arbeitsplätze direkt, weitere 330 000 Mitarbeiter in Zulieferbetrieben hingen von den Importeuren ab. Weniger erfreulich entwickelte sich wie erwartet jedoch das Geschäft der Autowerkstätten. Ihre Umsätze gingen um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.
Der ADAC mahnt unterdessen zur Eile. Autokäufer, die noch in den Genuss der Prämie kommen wollen, sollten bis Ende August ihren Antrag einreichen. Nach Angaben des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) können noch rund 180 000 Anträge bewilligt werden. Das ist weniger als zehn Prozent des Gesamtetats, der für rund zwei Millionen PKW reicht. In den kommenden Wochen vor Auslaufen der Prämie rechnet der ADAC noch mal mit einem verstärkten Andrang. Wichtig: Die Prämie kann nur noch im Internet, nicht mehr auf dem Postweg beantragt werden.
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