Essen. Bei Thyssenkrupp-Aktionären hat ein Antrittsbonus für Finanzchef Jens Schulte Empörung ausgelöst. Nun verzichtet der Manager zum Teil.

Nach heftiger Kritik von Aktionärsvertretern verzichtet der scheidende Thyssenkrupp-Finanzvorstand Jens Schulte auf einen Teil seines „Handgelds“, das ihm vom Aufsichtsrat zum Amtsantritt beim angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns zugesagt worden ist.

Schulte sollte laut Geschäftsbericht in drei Teilzahlungen von jeweils 600.000 Euro insgesamt 1,8 Millionen Euro erhalten. Bei der virtuellen Hauptversammlung berichtete Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm auf Nachfrage von Anlegern, das Unternehmen habe sich mit Schulte kurz vor der Aussprache mit Aktionären auf einen Teilverzicht geeinigt. Demnach erhalte der Manager für das eine Jahr, in dem er für Thyssenkrupp gearbeitet habe, die Zahlung in Höhe von 600.000 Euro. Für die beiden anderen Jahre entfalle der Bonus. „Das Thema ist erledigt“, sagte Russwurm.

„Unanständig“, „inakzeptabel“ – viel Kritik am Handgeld

Der sogenannte „Sign-on-Bonus“ für den Manager hatte kritische Fragen und teils massiven Unmut von Aktionären ausgelöst. Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), bezeichnete das geplante Handgeld für Schulte als „unanständig“. „Sie sind gekommen, um sofort wieder zu gehen“, rief Tüngler dem Manager zu. Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zeigte sich ebenfalls empört mit Blick auf die ursprüngliche Vereinbarung des Aufsichtsrats mit dem Manager. Diese sei „inakzeptabel“, sagte Daniel Vos. Hendrik Schmidt, der für die zur Deutschen Bank gehörenden Fondsgesellschaft DWS bei der Hauptversammlung sprach, betonte: „Thyssenkrupp hat nichts zu verschenken.“

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#2 Das toxische Erbe der Thyssenkrupp-Chefs

Am Abgrund – Die Thyssenkrupp-Story

Jens Schulte, der erst im Juni 2024 vom Spezialglas-Hersteller Schott zu Thyssenkrupp gewechselt war, hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, schon nach wenigen Monaten im Konzern wieder gehen und den Posten des Finanzchefs der Deutschen Börse übernehmen zu wollen. Damit verliert der angeschlagene Essener Industriekonzern eine seiner wichtigsten Führungskräfte. Für seine ersten vier Monate bei Thyssenkrupp hatte Schulte laut Geschäftsbericht insgesamt 1,02 Millionen Euro erhalten – inklusive „Antrittsbonus“ von rund 600.000 Euro.

Thyssenkrupp-Finanzchef Jens Schulte will das Unternehmen nach wenigen Monaten im Amt wieder verlassen.
Thyssenkrupp-Finanzchef Jens Schulte will das Unternehmen nach wenigen Monaten im Amt wieder verlassen. © dpa | Rolf Vennenbernd

Auch Thyssenkrupp-Personalchef Oliver Burkhard gibt nach der Hauptversammlung seinen Posten im Konzernvorstand auf und konzentriert sich auf seine Aufgabe bei der Marine-Sparte. Bemerkenswert: Jens Schulte, der sich auf dem Absprung befindet, soll sich übergangsweise um die Personalthemen von Thyssenkrupp kümmern. Das Unternehmen, zu dem insgesamt fast 100.000 Beschäftigte gehören, plant den Abbau oder die Ausgliederung von rund 11.000 Arbeitsplätzen in der Stahlsparte. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Thyssenkrupp einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro verbucht.

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