Berlin. TUI-Deutschland-Chef Jacobi über Rabatte, wo sich günstig entspannen lässt – und warum es den Last-Minute-Trend nicht mehr gibt.

Regen, Kälte und graue Wolken – der Januar erfreut gerade nur wenige. Dafür träumen viele von Sonne, Strand und blauem Himmel – vom Sommer. Reisen werden bereits seit Wochen angeboten. Wann sollte der Urlaub gebucht werden? Und wo ist es angesichts der gestiegenen Preise noch günstig?

„Wer auf Ferien angewiesen ist, eine gute Flugzeit, ein bestimmtes Hotel, ein bestimmtes Zimmer haben möchte, sollte früh buchen“, sagt Benjamin Jacobi, Deutschland-Chef von TUI, Europas größtem Reiseveranstalter. „Wem egal ist, ob es Türkei, Griechenland, Spanien oder Portugal wird und ob der Flug von Berlin oder München geht, wird auch kurz vor Abreise etwas finden.“ Besonders günstig dürfte das nur im Einzelfall werden. „Was es nicht mehr so kurzfristig gibt wie vor Jahren noch, sind Schnäppchenpreise“, sagt Jacobi. Entsprechend hat sich das Buchungsverhalten geändert. Der Last-Minute-Trend sei heutzutage so nicht mehr da.

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    TUI, Dertour, Alltours und Co. locken mit Frühbucherrabatten

    Stattdessen locken Reiseanbieter wie Dertour, Alltours und TUI mit Frühbucherrabatten. Was die Kunden offenbar gut annehmen, vor allem Familien. Zur großen Rabattwoche Black Week im November hätten viele schon den Sommerurlaub 2025 klar gemacht, sagt Jacobi. Sogar der Winterurlaub 25/26 lässt sich schon buchen. Wer das früh findet: Den Briten bietet TUI bereits jetzt Reisen für Sommer 2026 an. Das Unternehmen mit Sitz in Hannover verkauft Pauschalreisen. Es betreibt mehr als 430 eigene Hotels und arbeitet mit Partnern zusammen. Rund 125 eigene Flugzeuge sollen die Urlauber ans Ziel bringen. Gemeinsam mit Royal Caribbean Cruises schickt das börsennotierte Unternehmen auch Kreuzfahrtschiffe um die Welt.

    89 Milliarden Euro gaben die Deutschen 2023 für längere Reisen aus, wie die Reiseanalyse 2024 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen zeigt. Kurztrips bis zu vier Tage ließen sie sich noch einmal insgesamt 27 Milliarden Euro kosten. Allein mit TUI verreisten 2024 rund 7,9 Millionen Menschen aus dem deutschsprachigen Raum und Polen. Insgesamt waren 20,3 Millionen Urlauber. Tendenz steigend.

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    Gemeinsam mit Royal Caribbean Cruises bietet TUI Kreuzfahrten an. © AFP via Getty Images | MIGUEL J. RODRIGUEZ CARRILLO

    In diesen vier Urlaubsländern bekommen Urlauber am meisten für ihr Geld

    „Dieser Sommer wird eine sehr, sehr gute Saison, wenn wir von den aktuellen Buchungszahlen ausgehen“, sagt Jacobi. Es gebe eine hohe Nachfrage bei den klassischen Zielen. Am beliebtesten für den Sommer sind der türkische Badeort Antalya, Mallorca und die griechische Insel Kreta. Anders als an anderen Ausgaben sparen die Deutschen bisher nicht, wenn es um Entspannung geht. „Die Deutschen geben im Urlaub eher mehr aus, gönnen sich eine Nacht zusätzlich, ein besseres Zimmer, ein besseres Hotel“, sagt der TUI-Deutschland-Chef.

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    Antalya ist das beliebteste Sommerreiseziel. © picture alliance / Xinhua News Agency | Mustafa Kaya

    Überall ist es in den vergangenen Jahren auch wegen der Inflation teurer geworden. Wer genau aufs Geld schauen muss, wird Jacobi zufolge aber fündig. „Im Mittelmeerraum oder ähnlichen Regionen gibt es immer noch Ziele, die etwas günstiger sind als andere. Bulgarien und Tunesien gehören mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis dazu. Bei den größeren Zielen auch Ägypten und die Türkei.“ In den vier Ländern bekomme man in der Regel das meiste für den Euro. „Soll es etwas näher sein, kann auch die polnische Ostseeküste interessant sein.“

    TUI-Chef rechnet vor: Warum der Deutschland-Urlaub kaum günstiger als der am Mittelmeer ist

    Und wie viel Geld muss eine Familie in diesem Jahr ausgeben? „Was ein Familienurlaub mit Flug kostet, ist wegen der vielen Wahlmöglichkeiten schwer zu sagen“, sagt der Urlaubsmanager. „Für 1000 bis 1200 Euro pro Woche und Erwachsenem lässt es sich aber schon sehr gut erholen.“ Auf den Flug verzichten und lieber zwischen Alpen und Küste bleiben, kommt nicht unbedingt günstiger. „Ferienwohnung an der Ostsee, Einkaufen, Essen gehen, zwischendurch vielleicht ein Eis – am Ende ist der Urlaub in Deutschland mitunter genauso, wenn nicht sogar teurer als eine Flugreise in den Süden“, rechnet Jacobi vor. „Und im Mittelmeerraum ist das Wetter stabiler warm.“

    Nach oben sind den Wünschen fast keine Grenzen gesetzt. Das kann die 52-Tage-Kreuzfahrt von Triest nach Singapur ab 13.000 Euro sein, die TUI Cruises für den Herbst im Angebot hat. „Es gibt auch Kunden, die für eine Woche Emirate 60.000 Euro ausgeben. Und wir versuchen wir, auch Sonderwünsche zu erfüllen“, sagt Jacobi. Die Pauschalreise ist offenbar nicht mehr so standardisiert, wie viele denken.

    Die Urlaubspläne der Menschen an Rhein und Ruhr. Umfrage mit Beratern und Kunden im neuen TUI-Store in Essen (Eröffnungstag). Wie konkurriert ein Reisebüro erfolgreich mit Online-Anbietern?
    Benjamin Jacobi hat im Oktober 2024 die Geschäftsführung von TUI Deutschland übernommen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

    Reisebüros werden wieder wichtiger

    Eine Zeit lang sah es aus, als würden Reisebüros überflüssig. Der komplette Urlaub lässt sich schließlich über das Internet zusammenstellen und buchen. Es ist anders gekommen. „Die Reisebüros werden wieder wichtiger“, sagt der TUI-Manager. „Die Urlauber lassen sich beraten, damit der Urlaub gelingt. Schließlich ist eine Reise immer noch eine hohe Ausgabe für jeden Haushalt.“ Das Informationsbedürfnis sei hoch. „Mittlerweile geht es nicht mehr um die Frage, ob der Pool beheizt ist, sondern auf wie viel Grad.“ Wer das zu kleinteilig findet, kann einfach den Nachwuchs befragen. „Kinder würden Hotels komplett nach der Wasserrutsche aussuchen“, sagt Jacobi. „Unsere Hotelpartner in Griechenland bauen sogar gemeinsam neue Wasserparks.“

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    Gerade am Mittelmeer schwitzten in den vergangenen Jahren Urlauber wegen Hitzewellen. Einen großen Trend Richtung Norden kann der TUI-Deutschland-Chef dennoch nicht erkennen. „Wir sehen hohe Wachstumsraten in den skandinavischen Ländern, aber von eher geringem Niveau. Es geht um ein paar tausend Gäste“, sagt er. „In Griechenland allein sind wir im Konzern von 2,9 Millionen auf 3,1 Millionen Gäste gewachsen.“