Essen/Düsseldorf. Das Land will die Moore in NRW für Klima und Tiere dringend wiederherstellen. In der Landwirtschaft sorgt das für Konflikte. Worum es genau geht.
Moore sind für den Arten- und Klimaschutz unersetzlich. Aber wie es mittlerweile bei beinahe allen natürlichen Lebensräumen der Fall ist, steht es auch um die Moore nicht besonders gut. Viele sind trockengelegt worden – statt CO2 aufzunehmen, setzen sie welches frei. „Sie wurden vom Klimaschützer zur Klimabelastung“, erklärt NRW-Umweltminister Oliver Krischer auf der ersten Moorschutzkonferenz des Landes. Das soll sich jetzt ändern. Doch es gibt einen Haken: die Landwirtschaft.
Naturschutz: Moore erschweren Landwirten die Arbeit
Für ein gesundes Moor braucht es eigentlich nicht viel: Wasserüberschuss und torfbildende Vegetation. Das sind bestimmte Torfmoose und Sträucher. Mit der Zeit verwandeln sie sich in das für Moorlandschaften charakteristische Torf. Wo das in Zukunft passieren soll, wächst heute Getreide oder grasen Kühe. Aber Moor bedeutet: viel Feuchtigkeit. Die erschwert die wirtschaftliche Nutzung dieser Flächen aber enorm.
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Heißt: Moorrenaturierung bedeutet wirtschaftliche Einbußen für die Landwirte. Krischer betont, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit land- und forstwirtschaftlichen Nutzerverbänden sei, um Fortschritte zu erreichen. Geeignete Moore sollen daher auch in Zukunft bewirtschaftet werden: „Es muss gar nicht so sein, dass ein Moor gar nicht genutzt wird.“
So einfach ist es aber nicht. Für Tiere und Pflanzenarten, denen Moore als Lebensraum dienen, seien nämlich zwei Dinge entscheidend, erklärt Kerrin Obracay vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Niedrige Beweidungsdichte und späte Mähtermine. „Das kann kein Landwirt gebrauchen.“
Moorschutz in NRW: Ohne die Landwirte geht es nicht
Klar sei aber auch: Bei der Moorrenaturierung muss die Landwirtschaft mit an Bord sein. Wie kann das klappen? Zum einen brauche es Fördergelder und langfristige Planungssicherheit, damit Bauern weiter wirtschaftlich arbeiten und sich auf die Umstellung vorbereiten können, erklärt Michael Uckelmann. Er ist Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). Was er für seine Branche außerdem fordert: mehr Vertrauen. Die Landwirte vor Ort kennen ihre Flächen schließlich am besten und wissen, wie man sie optimal nutzen könne.
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Kritisch sieht er vor dem Hintergrund der Moorrenaturierung auch die Besteuerung von Nutztierhaltung. Als Anbauflächen eignen sich wiedervernässte Flächen nicht – für Weidetiere hingegen schon eher. „Wir brauchen die Tierhaltung“, erklärt Uckelmann. Obracay schlägt vor, die Moorflächen eher im Sommer zu bewirtschaften. Denn da gehe der Wassergehalt der Moore natürlich zurück und die Nutzung sei somit einfacher.
Für den Klimaschutz sind Moore unerlässlich
Nach Angaben des LANUV eignen sich in NRW knapp 23.260 Hektar Fläche zur Moorrenaturierung, die Hälfte davon befindet sich in Schutzgebieten. Die aktuelle Moorfläche beträgt nur rund 4100 Hektar. Dazu gehören zum Beispiel das „Großes Torfmoor, Altes Moor“ in Ostwestfalen-Lippe und das „Amtsvenn und Hündfelder Moor“ an der niederländischen Grenze. Dass es in NRW, auch in Großstadtnähe, Moore gebe, sei vielen gar nicht bewusst, so Krischer.
Und im besten Fall – zumindest für den Artenschutz – sind es bald noch mehr. Dafür sollen ehemalige Moorflächen wieder vernässt werden. Dass entsprechende Maßnahmen erfolgreich sind, zeigte sich schon 2008 im Großen Torfmoor: erstmals wurde hier wieder Kranichnachwuchs festgestellt. Auch Moorfrösche, Großlibellen und verschiedenen Torfmoosarten finden hier wertvollen Lebensraum.
Aber nicht nur für viele Tierarten sind die Moore überlebenswichtig. Gerald Jurasinski, Professor für Moorforschung an der Universität Greifswald, erklärt: 94 Prozent der Moorflächen sind entwässert. Diese Regionen tragen knapp sieben Prozent zu unseren Treibhausgasemissionen bei. Dabei können sie eigentlich doppelt so viel CO2 speichern wie Wälder. Für den Klimaschutz ist die Wiederherstellung von Mooren in NRW somit unerlässlich.