Pfaffenhofen an der Ilm. Babynahrungsproduzent Hipp will Bio stärken. Seine Ideen: mehr Öko-Flächen, ein verpflichtendes Tierhaltungskennzeichen – und ein Steuerrabatt.

Es ist ein ambitioniertes Ziel, das sich die Bundesregierung gesetzt hat: In rund fünf Jahren sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland ökologisch bewirtschaftet werden. Es würde nahezu eine Verdreifachung darstellen. So sieht es die Bio-Strategie 2030 von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vor.

Wenn es nach Familienunternehmer Stefan Hipp, Chef des gleichnamigen Baby- und Kleinkindnahrungsproduzenten, geht, sollte das aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Perspektivisch sollten auch 50 Prozent oder mehr Öko-Flächen angestrebt werden“, sagte Hipp unserer Redaktion. Selbst wenn das Ziel bis 2030 nicht klappen sollte, dürfe man nicht die Geduld verlieren und sollte an dem Ziel festhalten.

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    Hipp hält konventionell erzeugte Lebensmittel für zu billig

    Bedenken zur Versorgungssicherheit, die bei den Plänen regelmäßig aus der konventionellen Landwirtschaft geäußert werden, wies Hipp strikt zurück. „Das ist zumindest aus langfristiger Sicht vollkommener Quatsch“, sagte der Unternehmer, der neben seiner Tätigkeit bei Hipp rund 80 Kilometer östlich von Danzig einen eigenen Bio-Betrieb mit Mutterkühen sowie dem Anbau von Getreide und Gemüse unterhält und lange Zeit als einer der größten Bio-Produzenten Polens galt.

    Betrachte man die Schäden, die konventionelle Landwirtschaft anrichte, dann seien konventionell erzeugte Lebensmittel zu billig, sagte Hipp. „Die Regierung gibt meines Wissens acht Milliarden Euro im Jahr aus, um Trinkwasser von den Schäden konventioneller Landwirtschaft zu reinigen. Mehr Bio würde auch dem Staat Geld sparen.“ Konventionelle Landwirtschaft belaste die Böden massiv. „Auf einem gesunden Bio-Boden mit gesunden Pflanzen und gesunden Tieren kann ich langfristig denselben oder sogar einen höheren Ertrag als bei konventioneller Landwirtschaft erreichen.“

    Stefan Hipp
    Stefan Hipp auf dem Hipp-Werksgelände im bayerischen Pfaffenhofen an der Ilm. © Theo Klein | Theo Klein

    Hipp schlägt Mehrwertsteuersenkung vor

    Laut dem Bund Ökologische Lebenswirtschaft (Bölw) lag im vergangenen Jahr der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln am gesamten Lebensmittelmarkt bei lediglich sieben Prozent. Um Bio zum Durchbruch zu verhelfen, schlug Hipp eine ganze Reihe an Maßnahmen vor, allen voran einen Steuerrabatt: „Will die Politik ihr Ziel von 30 Prozent Öko-Fläche erreichen, könnte sie die Mehrwertsteuer bei Bio-Produkten auf null setzen“, schlug er vor. Aber auch eine Halbierung der Mehrwertsteuer würde helfen. „Zehn Prozent weniger Mehrwertsteuer würde manche Bio-Produkte schon auf ein vergleichbares Preisniveau wie bei vielen konventionellen Lebensmitteln bringen.“

    Ein weiterer Vorschlag des Unternehmenschefs: Das Tierhaltungskennzeichen, das bisher auf freiwilliger Basis erfolgt, könnte verpflichtend werden. Außerdem solle Bio auf den Speiseplänen von Kitas, Schulen und Altenheimen Standard werden, forderte Hipp. Aber auch beim Verbraucherverhalten müsse man ansetzen: „Jeder Einzelne darf sich fragen, ob wir wirklich siebenmal in der Woche Fleisch essen müssen. In Deutschland wird zudem mehr als ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen. Darin liegt viel Potenzial.“

    Mit Blick auf die Landwirtschaft forderte Hipp weniger Bürokratie: „Der Bauer sollte eher auf dem Feld sein und nicht die ganze Zeit am Computer Formulare ausfüllen.“