Essen. Krise? Rezession? Die Umweltwirtschaft in NRW wächst und schafft Jobs, zeigen neue Zahlen. Aus einer Region kommen besonders viele Ideen.

In NRW boomen die grünen Jobs: Mit aktuell rund 600.000 Erwerbstätigen beschäftigt die Umweltwirtschaft inzwischen mehr Menschen als die Metallindustrie und der Maschinenbau zusammen. Das geht aus dem neuen Umweltwirtschaftsbericht NRW hervor, den die Landesregierung in Düsseldorf vorstellte. Demnach arbeiten 6,2 Prozent aller Erwerbstätigen in NRW in „grünen“ Wirtschaftszweigen – von erneuerbaren Energien über Recycling bis hin zur klimaschonenden Mobilität.

Den meisten Krisen zum Trotz wächst die Umweltwirtschaft in NRW deutlich. Laut Bericht stieg die Anzahl der Erwerbstätigen zwischen 2020 und 2023 demnach um 21.600 pro Jahr. „Die Umweltwirtschaft schafft Arbeitsplätze bei uns und treibt eine nachhaltige Entwicklung weltweit voran“, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne).

NRW-Umweltwirtschaft: „Green Economy“ entwickelt klimaschonende Lösungen

NRW gilt bundesweit als einer der bedeutendsten Anbieter von Produkten und Dienstleistungen der Umweltwirtschaft. Vor zehn Jahren hatte es als erstes Bundesland die „Green Economy“ genauer in den Blick genommen. In diesem Zeitraum sei die Zahl der Erwerbstätigen um rund 100.000 Menschen angestiegen, so das NRW-Umweltministerium. Das entspreche einem jährlichen Wachstum der Belegschaft von 1,4 Prozent.

Die Branche der Umweltwirtschaft umfasst alle Unternehmen, die umweltfreundliche, klimaschonende und ressourceneffiziente Verfahren, Produkte und Dienstleistungen anbieten – von kleinen Start-ups bis hin zu den grünen Sparten von DAX-Konzernen wie RWE oder Thyssenkrupp. Aus NRW kommen vor allem Innovationen zur Kreislaufwirtschaft und zur Wasserwirtschaft. Wichtige Innovationsfelder sind auch Recyclinglösungen für leistungsfähige Batteriepacks für E-Autos.

Innovation made in NRW: Die Firma Accurec in Krefeld recycelt Akkus von E-Autos. Geschäftführer Reiner Sojka zeigt, wie die Rohstoffe aus den ausgedienten Batterien wiedergewonnen werden können.
Innovation made in NRW: Die Firma Accurec in Krefeld recycelt Akkus von E-Autos. Geschäftführer Reiner Sojka zeigt, wie die Rohstoffe aus den ausgedienten Batterien wiedergewonnen werden können. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

NRW-Bilanz: 63 Millionen Tonnen CO2 und Millionen Tonnen Rohstoffe eingespart

Laut Bericht exportierte die Umweltwirtschaft im vergangenen Jahr Güter im Wert von rund 14,5 Milliarden Euro, darunter etwa Solar- und Windtechnologien. Das macht aktuell 6,5 Prozent der gesamten Exporte NRWs aus. Die wichtigsten internationalen Absatzmärkte liegen in der EU, allen voran die Nachbarländer Niederlande und Belgien sowie Frankreich.

Vom Wachstum der Branche profitierten Wirtschaft wie Umwelt. So sei die jährliche Bruttowertschöpfung in den vergangenen drei Jahren um 9,2 Milliarden Euro auf nahezu 52,8 Milliarden Euro gestiegen, stellt das Ministerium fest. Die Branche sei ein ökonomisches Schwergewicht mit ökologischer Wirkung: Durch die umweltfreundlichen und klimaschonenden Produkte aus NRW könnten jährlich etwa 63 Millionen Tonnen CO2-Emissionen sowie 8,5 Millionen Tonnen an Rohstoffen eingespart werden. Den Umweltnutzen beziffert die Landesregierung auf 28,9 Milliarden Euro.  NRW habe diese Branche deshalb in den Fokus gerückt, weil sie Antworten auf den Klimawandel, den Biodiversitätsverlust und knappe Ressourcen gebe, so Minister Krischer.

Ruhrgebiet als Treiber: Jedes vierte Patent kommt aus der Metropole Ruhr

Mehr als jedes vierte Patent in der NRW-Umweltwirtschaft werde in der Metropole Ruhr angemeldet. Das Ruhrgebiet, in deren 53 Städten rund 5,1 Mio. Menschen leben, ist laut Bericht mit mehr als einem Viertel der Erwerbstätigen sowie einem Viertel der Bruttowertschöpfung die wirtschaftsstärkste Region. Bekanntestes Beispiel ist Thyssenkrupp, das Kohle durch Wasserstoff ersetzen will, um die Stahlproduktion klimafreundlicher zu gestalten.

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Weitere regionale Schwerpunkte finden sich in ländlichen Bereichen wie dem Münsterland. Hier seien nahezu ein Drittel aller nordrhein-westfälischen Erwerbstätigen des Technologiebereichs Nachwachsende Holzbaustoffe tätig. Zudem setze die Region auf nachhaltige Landwirtschaft, Ressourcenwirtschaft und intelligente Energiesysteme.

Die Region Niederrhein hingegen ist laut dem Bericht führend im Technologiebereich Alternative Fahrzeuge und Umweltfreundliche Mobilität. Fast ein Fünftel aller Erwerbstätigen der Umweltfreundlichen Landwirtschaft arbeiteten hier. Innovationen in der nachhaltigen Forst- und Holzwirtschaft kommen demnach vor allem aus Südwestfalen. In der Region Ostwestfalen-Lippe sind neue Technologien für die Abfallwirtschaft und die Fahrradindustrie die Kernkompetenzen.