Berlin. Halloween ist ein Gruselspaß, für den die Deutschen dieses Jahr fast 70 Prozent mehr ausgeben als vor fünf Jahren. Ist das nur Geschäftemacherei?

Ist das eine Erfindung der Wirtschaft? Noch nicht so viele Jahre ist es her, da sprach in Deutschland kaum jemand von Halloween. Und nun spuken am 31. Oktober Kinder als Hexen, kleine Gespenster oder Monster durch die Nachbarschaft, klingeln an Haustüren, fordern Süßigkeiten, rufen dazu „Süßes oder Saures“. Erwachsene treffen sich zu Partys, ebenfalls kostümiert, hängen kürbisfarbene Lampions, Gespenster-Spinnennetz-Skelett-Deko auf. Und der Handel feiert bei diesem Gruselfest mit.

540 Millionen Euro für Halloween? Warum Deutsche sich den Grusel kosten lassen

Denn: Sonst mögen sich die Deutschen derzeit beim Konsum eher zurückhalten, für Halloween geben sie immer mehr Geld aus. Das zeigen Daten, die der Handelsverband Deutschland (HDE) für diese Redaktion zusammengestellt hat. Demnach ist der Umsatz des Einzelhandels in den vergangenen fünf Jahren um 23 Prozent gestiegen. Dabei schlägt auch die Inflation zu Buche, alle Produkte sind teurer geworden. Entscheidend aber: Die Umsätze zu Halloween sind seit 2019 deutlich stärker gestiegen – um knapp 69 Prozent.

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Von Tobias Kisling, Dominik Bath und Theresa Martus

2019 gaben die Deutschen für Halloween 320 Millionen Euro aus, in diesem Jahr rechnet der Einzelhandel mit 540 Millionen Euro. Das ist im hunderte Milliarden Euro großen Gesamtumsatz des Einzelhandels noch immer eine kleine Summe. Doch sticht Halloween unter den Tagen heraus, die als besondere Anlässe für den Einkauf gelten. Denn im Vergleich zu 2019, so rechnet der HDE vor, gaben die Deutschen in diesem Jahr zu Muttertag zum Beispiel 20 Prozent, zur Einschulung 21 Prozent mehr aus. Das ist wenig auffällig, liegt im Trend der Umsatzentwicklung insgesamt. Halloween entwickelt sich derweil zum besonderen Tag, auch des Handels.

Halloween: Die Geschichte hinter dem Gruselfest

Aber, so HDE-Sprecher Stefan Hertel, „Halloween hat der deutsche Einzelhandel nicht erfunden. Es ist eine Tradition aus einem
anderen Land, die hier immer beliebter wird.“ Tatsächlich begann alles in Irland mit dem Fest Samhain am 31. Oktober: In vorchristlicher Zeit feierten damit die Kelten ihre Ernte und läuteten den Winter ein.

Die Kelten glaubten, dass sich an diesem Tag auch die Toten auf die Suche nach jenen machen könnten, die im Jahr darauf sterben sollten. Sie wollten böse Mächte durch furchterregende Kostüme abschrecken und durch kleine Gaben besänftigen. Im 19. Jahrhundert brachten irische Einwanderer den Brauch, der sich da schon mit christlichen Traditionen vermischt hatte, mit in die USA. Erst dort entwickelt er sich dann zu einem Party-Event. Und heute?

Nicht nur Halloween lässt im Einzelhandel die Kassen klingeln

„Halloween oder auch der Valentinstag treffen offenbar einen Nerv, auch in Deutschland“, meint Hertel, „und der Handel bedient das, was die Menschen haben wollen.“ Den Valentinstag, das Fest der Liebe am 14. Februar, heißt es gerne, hätten sich Floristen ausgedacht, weil ihr Geschäft dann besonders gut läuft, Paare füreinander Rosen kaufen. Doch kam der Valentinsbrauch schon im späten 14. Jahrhundert in Frankreich und England auf. Allerdings: Die Geschäftsleute rechnen mit diesen Tagen.

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Hertel sagt: „Diese Tage sind ein wichtiger Impuls für den Handel. Denn sie schaffen Anlässe für die Kunden in die Geschäfte zu kommen. Oft kaufen sie dann nicht nur das, was auf ihrem Zettel steht, sondern auch Dinge links und rechts davon.“ So ist nun jeden Oktober reichlich Grusel-Material im Angebot.