Berlin. Die Verkehrsprognose 2040 sagt ein rasantes Wachstum voraus – mit drastischen Veränderungen. Besonders überraschen die Fahrradfahrer.

In den nächsten 15 Jahren wird der Verkehr in Deutschland weiter kräftig zunehmen. So sagt es jedenfalls die Verkehrsprognose 2040 voraus, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse der Studie dienen der Bundesregierung als Grundlage für ihre Infrastrukturplanung. Die Ergebnisse unterscheiden sich teils deutlich von der letzten Prognose für das Jahr 2030. „Das Mobilitätsverhalten hat sich verändert“, stellte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) fest. 

Dazu haben die jüngsten Krisen viel beigetragen. Corona hat die Arbeit im Homeoffice befördert und Videokonferenzen verbreitet. In der Folge pendeln Arbeitnehmer weniger oder sparen sich Dienstreisen. Die hohe Zahl an Flüchtlingen durch den Ukraine-Krieg sorgt für eine viel höhere Bevölkerungszahl als bei der letzten Prognose angenommen. Dies verursacht zwangsläufig mehr Verkehr. 

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    Wachstum erwarten die Experten vor allem im Güterverkehr. Der Lkw-Verkehr nimmt der Studie zufolge bis 2040 um 34 Prozent zu und bleibt mit einer Transportleistung von 668 Milliarden Tonnenkilometern im Cargogeschäft dominierend. Schienentransporte legen um 35 Prozent zu, rangieren mit einer Leistung von 188 Tonnenkilometern aber weiter hinter dem Lkw. Auf ein Minus von sieben Prozent muss sich nur die Schifffahrt einstellen. Durch den Rückzug aus Kohle und Öl verlieren die Binnenschiffer einen wichtigen Teil ihrer Kundschaft. 

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    Im Personenverkehr gibt es ebenfalls teils enorme Zuwächse. Nur die Fahrleistung der Autos nimmt um ein Prozent auf dann 907 Milliarden Personenkilometer ab. Mit einem Anteil von fast 69 Prozent am Individualverkehr bleibt das Auto aber das vorherrschende Verkehrsmittel. Das größte Wachstum schreiben die Autoren der Studie mit 60 Prozent der Bahn zu. Auch der Busverkehr mit plus 24 Prozent und der Fahrradverkehr mit plus 32 Prozent legen weiter zu. Schließlich erwarten sie auch im innerdeutschen Luftverkehr eine Zunahme um 30 Prozent.

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    Die Studie hat das Institut Intraplan im Auftrag des Ministeriums erstellt. Nach Angaben von Geschäftsführer Tobias Kluth wird die bis zu 4000 Seiten starke Expertise nach und nach veröffentlicht. Sie enthält neben den Annahmen zum Mobilitätsverhalten auch die Analyse des Verkehrsaufkommens in den einzelnen Regionen des Landes. Zum Auftakt hat das Ministerium rund 1.500 Seiten im Internet veröffentlicht. Die Unterschiede zur letzten Prognose 2014 für das Jahr 2030 und einer Vorausschau aus dem vergangenen Jahr gehen vor allem auf die Aktualität der verwendeten Datensätze zurück. Die aktuellen stammen aus dem Jahr 2019 und wurden durch die Entwicklungen in den Krisenjahren ergänzt. 

    Interessant ist ein Blick auf die Annahmen, die der Studie zugrunde liegen. So erwarten die Autoren einen Siegeszug der Elektromobilität im kommenden Jahrzehnt. 2040 rechnen sie damit, dass zwei Drittel der Autos batteriebetrieben und weitere fünf Prozent mit Hybridantrieben ausgestattet sind. Nur drei von zehn Fahrzeugen sind dann mit Verbrennermotoren unterwegs.

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    Auch bei schweren Nutzfahrzeugen sieht die Studie einen Anteil von 85 Prozent, die elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden. Für die Bahn unterstellen die Experten sogar eine vollständig klimaneutrale Antriebstechnik. Kluth begründet die Annahmen unter anderem mit dem steigenden CO2-Preis, der das Fahren mit Verbrennermotoren im Vergleich zu Elektroautos teurer machen wird. Etwas optimistisch erscheint die Wachstumsprognose, die dem Gutachten zugrunde liegt. Demnach legt die Wirtschaft in Deutschland bis 2040 um 33 Prozent zu. 

    Verkehrsprognose: Der Radverkehr legt um ein Drittel zu.
    Verkehrsprognose: Der Radverkehr legt um ein Drittel zu. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn | Unbekannt

    Die Prognose wird nun die Grundlage für die Bedarfsplanung in der Infrastruktur. „Um in Zukunft einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, müssen wir weiter in alle Verkehrsträger investieren“, folgert Wissing aus den Ergebnissen. Die Ziele seien jetzt schon sehr ambitioniert, etwa weil die Bauwirtschaft gar keine zusätzlichen Kapazitäten für einen schnelleren und umfangreicheren Ausbau der Verkehrswege habe. Kritik kommt derzeit vom Verband Allianz pro Schiene. Er fordert eine Umkehr des Verfahrens. Erst solle die Politik verkehrspolitische Ziele formulieren und diese dann umsetzen, statt sich an einer Bestandsaufnahme des Status Quo zu orientieren.