Berlin. Hohes Gehalt und Sicherheit? Eine neue Umfrage zeigt: Die Job-Vorlieben von Studierenden sind speziell - und passen nicht immer zusammen.

Wenn Studierende nach ihren Berufszielen befragt werden, kommen erstaunliche Ergebnisse heraus: Sicherheit statt Unternehmertum steht bei vielen auf der beruflichen Wunschliste ganz oben. Drei Viertel aller Studenten und Studentinnen wollen nach ihrem Studium angestellt arbeiten – nur 25 Prozent wünschen sich die Selbstständigkeit, vor zwei Jahren sagten dies sogar nur 18 Prozent. Erst nach zehnjähriger Berufserfahrung hoffen immerhin 44 Prozent, ein Unternehmen zu gründen oder selbstständig zu arbeiten – vor allem angehende Mediziner und Ökonomen.

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    Besonders auffällig: Fast jeder Vierte bezeichnet den Öffentlichen Dienst bei einer Festanstellung als besonders attraktiv. Vor allem Frauen: Jede dritte Studentin (30 Prozent) kann sich einen Job bei „Vater Staat“ vorstellen, während dies unter den Männern nur 17 Prozent anstreben. Auch bei Jura-Studenten rangiert der Öffentliche Dienst bei 42 Prozent auf Platz 1 der beliebtesten Branchen. Dies sind die Kernergebnisse einer Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) unter mehr als 2000 Studierenden, die dieser Redaktion vorliegt.

    Öffentlicher Dienst: Wunsch nach Jobsicherheit

    „In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, wie wir sie gerade erleben, ist der Wunsch nach Jobsicherheit nachvollziehbar. Studierende erwarten im öffentlichen Dienst einen sicheren Job, attraktive Arbeitszeiten und zumeist auch eine ausgewogene Work-Life-Balance“, meint Nathalie Mielke, Partnerin & Talent Leader Assurance bei EY. Allerdings sei dieser Schritt keineswegs eine Liebesbeziehung, sondern vielmehr eine Zweckehe. Denn, so Mielke: „Andere Branchen werden allgemein viel attraktiver eingeschätzt.“

    In der  IT- und Software-Branche sehen vielen Studierende die größten Job-Chancen.
    In der IT- und Software-Branche sehen vielen Studierende die größten Job-Chancen. © Shutterstock/Gorodenkoff | gorodenkoff

    Am wichtigsten sind den künftigen Beschäftigten das Gehalt und Gehaltssteigerungen (47 Prozent) sowie die Jobsicherheit (42 Prozent). Auch die Möglichkeit, flexibl zu arbeiten sowie Privatleben und Beruf gut zu vereinbaren sind etwa 38 Prozent sehr wichtig. 34 Prozent wünschen sich auch die Nähe zum eigenen Wohnort. Jeder vierte hält Homeoffice für bedeutsam.

    Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es beim Thema Work-Life-Balance. Hier legen 45 Prozent der Studentinnen großen Wert darauf, während dies nur 31 Prozent der Männer wichtig ist.

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    In diesen Branchen werden die höchsten Gehälter erwartet

    Als die mit Abstand attraktivste Branche wird von 57 Prozent der Befragten der Bereich IT und Software bewertet – und zwar von Männern und Frauen gleichermaßen. Danach folgen die Wissenschaft (39 Prozent), die Pharmabranche und das Gesundheitswesen (36 Prozent). Als deutlich attraktiver als der Öffentliche Dienst werden auch Jobs im Maschinenbau (33 Prozent) sowie Unternehmens- und Steuerberatungen als auch in der Wirtschaftsprüfung (32 Prozent) bewertet.

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    Arbeitsplätze bei Banken und in der Autobranche rangieren unterdessen bei 25 Prozent der Befragten auf demselben Level wie solche im Öffentlichen Dienst. Schlusslichter im Attraktivitätsranking sind Jobs im Handel (21 Prozent), bei Versicherungen (18 Prozent), Kultureinrichtungen (16 Prozent) sowie in Transport und Logistik (14 Prozent).

    „Bei der Arbeitgebersuche gleichen sich die Bewertungen hinsichtlich der Attraktivität der Branchen immer mehr an, beide Geschlechter bewerten die Attraktivität der Top-Arbeitsfelder fast gleich“, sagt Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Personal bei EY. „Dennoch streben nach wie vor viel zu wenige Frauen in die IT-Branche – obwohl die erfolgreichsten Unternehmen der vergangenen Jahre vielfach aus diesem Bereich kommen.“

    Die höchsten Einstiegsgehälter von 48.300 Euro werden von Studierenden in der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung erwartet. Danach folgen Banken mit 47.200 Euro Jahresgehalt, IT und Software-Firmen mit 46.100 Euro sowie Autohersteller (46.000 Euro) und Transport- und Logistik-Unternehmen (45.800 Euro). Mit dem geringsten Gehalt rechnen Studierende in Kultureinrichtungen mit 33.000 Euro und im Öffentlichen Dienst mit 39.600 Euro. Im Durchschnitt setzen die Befragten auf ein Einstiegsgehalt nach dem Studium von 43.700 Euro.