Berlin. Habeck-Behörde schießt mit Vorschlag über das Ziel hinaus. Der deutsche Industriestandort braucht günstigen Strom – und zwar dauerhaft.

Der Aufschwung in Deutschland bleibt weiter aus. In den Monaten April bis Juni sank die deutsche Wirtschaftsleistung leicht. Vor allem, weil Investitionen ausblieben. Firmen klagen seit jeher über absurde bürokratische Vorgaben und die im Vergleich zu anderen Ländern hohen Strompreise. Im internationalen Wettbewerb lässt der Standort Deutschland gerade Federn und die hiesigen Firmen ebenso.

In Zeiten sinkender Produktion lässt sich daher leicht über staatlich geplanten Stromverbrauch philosophieren – so wie es die Bundesnetzagentur gerade tut. Die Behörde, die Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstellt ist, plant eine große Reform der Netzentgelte. Im Kern sollen Firmen künftig dafür belohnt werden, wenn sie ihren Stromverbrauch auf die Zeiten konzentrieren, wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien – also Wind und Sonne – im Netz ist.

Wer Wettbewerbsfähigkeit will, muss für dauerhaft günstigen Strom sorgen

Die alte Logik eines möglichsten konstanten Stromverbrauchs rührte noch aus Atomstromzeiten. Angesichts der volatilen und günstigen Erzeugung von Solar- und Windstrom ist der Kern der Idee sinnvoll, aber in einem Industrieland kaum vermittelbar.

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Dominik Bath ist Redakteur für Politik & Wirtschaft in der FUNKE Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

Grundsätzlich sind produzierenden Unternehmen auf eine dauerhaft verfügbare und günstige Energieversorgung angewiesen, das ganze Jahr über – und nicht nur an Tagen, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Die Bundesnetzagentur muss daher grundsätzlich dafür sorgen, dass Netzentgelte sich in einem Rahmen bewegen, der dazu beiträgt, die deutsche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Ob das gelingt, ist angesichts von milliardenschweren Kosten beim Netzausbau aber ohnehin äußerst fraglich.