Frankfurt. In unruhigen Zeiten von Kriegen und Konflikten haben sich die Marktregeln für Energiepreise deutlich verändert. Das raten Experten.

Der Sommer gilt traditionell als die beste Zeit, Heizöl zu ordern. Wenn niemand heizen muss, sinkt schließlich die Nachfrage und die Preise sollten fallen. Auf diesen Automatismus sei allerdings immer weniger Verlass, warnt der Vorsitzende des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH), Thomas Rundel: Wegen der komplexen Preisbildung und geopolitischen Spannungen fielen die saisonbedingten Preisunterschiede immer weniger ins Gewicht.

Wer sich im Augenblick für den bevorstehenden Winter mit Heizöl eindecken muss, hat es nicht leicht, den besten Zeitpunkt zu erwischen. In den vergangenen Wochen ging es mit den Preisen kräftig auf und ab. Die maue Konjunktur vor allem in den USA und China dämpft einerseits den Bedarf, die Sorgen über eine Eskalation im Nahen Osten und eine verknappte Förderung ließen die Preise zuletzt wieder deutlich steigen.

Insgesamt lagen die Notierungen laut Analyse der Preisvergleichs-Plattform Tecson in den Monaten Juni und Juli über dem Vorjahr. Auch im langjährigen Vergleich seien die Heizölpreise immer noch hoch. Hinzu kommt der jährlich steigende CO2-Aufschlag. Der CO2-Preis liegt aktuell bei 45 Euro pro Tonne. Ab 2025 soll er auf 50 Euro pro Tonne steigen.

Heizölpreise: Warum die Politik im Iran eine Rolle spielt

Für Entlastung sorgt in diesen Tagen, dass das Opec-Mitglied Libyen dabei ist, die Produktion auf seinen Ölfeldern wieder anzufahren. Seit Anfang des Monats hatte die Förderung dort stillgestanden.

Haupttreiber der aktuellen teils heftigen Preisausschläge bleibt indes die volatile Entwicklung im Nahen Osten. Zu Beginn der vergangenen Woche waren die Preise für die Rohölleitsorten an den Börsen kräftig geklettert. Nach der Tötung eines hochrangigen Hamas-Mitgliedes in der iranischen Hauptstadt Teheran wartet der Ölmarkt nun auf die Reaktion des Irans.

Sollte die aktuelle Krise weiter eskalieren, könnte die Ölversorgung aus der Region nachhaltig gestört werden. Analysten rechnen beispielsweise mit neuen oder zumindest schärfer kontrollierten US-Sanktionen gegen den Iran, der die Meerenge „Straße von Hormus“ kontrolliert, über die 15 bis 20 Prozent des globalen Rohölbedarfs transportiert werden. Iran könnte mit einer Schifffahrtsblockade reagieren. Für denkbar halten Beobachter auch einen israelischen Angriff auf die iranische Ölinfrastruktur.

Heizölpreise: Das raten Verbraucherschützer

Bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Gaza zeichnet sich kein Durchbruch ab. Die Vermittlungsbemühungen von US-Außenminister Antony Blinken blieben bislang offenbar ohne Ergebnis. Besonders in der Grenzregion zwischen Israel und dem Libanon kommt es weiter zu Raketen- und Luftangriffen. Sollten die aktuellen Verhandlungsbemühungen scheitern, sei das für Heizölnutzer das Signal, den aktuellen Preis mitzunehmen, rät Tecson. Den bezifferte Tecson am Mittwoch überregional gemittelt mit 96,7 Cent je Liter Heizöl.

Hintergrund: So teuer ist Heizöl aktuell

„Viele Sommerbesteller haben in den letzten drei Wochen ihren Bedarf für die nächste Heizperiode vorsorglich gekauft und sich bei Preisvorteil eingedeckt“, registriert der Händlerverband VEH. Die Verbraucherzentralen raten Heizölkunden grundsätzlich, den Heizölmarkt vor einer Kaufentscheidung eine Weile zu beobachten.

Die Heizöllieferanten haben auch im Sommer viel zu tun.
Die Heizöllieferanten haben auch im Sommer viel zu tun. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Mittelfristig gehen die Öl-Förderländer von einer leicht sinkenden weltweiten Nachfrage aus. Die Organisation OPEC korrigierte in ihrem aktuellen Report die Zahlen für die Weltölnachfrage für 2024 und 2025 leicht nach unten. Händler erwarten, dass die Kartellmitglieder in Anbetracht der jüngsten Preisanstiege ab Oktober die Fördermengen sukzessive erhöhen.

So entwickeln sich die Preise in verschiedenen Regionen

Weniger als in früheren Jahren fallen aktuell offenbar die traditionellen regionalen Preisunterschiede aus. Nach Analyse des Portals Heizöl 24 liegt das unter anderem an guten Lieferbedingungen. Anders als im vorigen Sommer behindert beispielsweise kein Niedrigwasser im Rhein die Schifffahrt. „Besonders im Nordosten und Südwesten der Bundesrepublik gibt es regional deutlich stärkere Heizölpreisrückgänge“, analysiert der VEH. Weil die Kunden in diesem Jahr bisher etwas zurückhaltender waren als im Vorjahr rechnet Rundel ab Anfang September mit einer erhöhten Nachfrage.

„Momentan ist der Preis nicht schlecht“, sagt Rundel. „Angesichts der unsicheren Weltlage ist es daher ratsam, sich jetzt um die Bevorratung zu kümmern“. Grundsätzlich, sagt er, solle man nicht mit einem leeren Tank in die Heizsaison starten: „Zum einen muss man dann einkaufen und ist dem aktuellen Preis ausgeliefert und zum anderen kann es zu Beginn der Heizsaison zu längeren Lieferzeiten kommen“.