Berlin. US-Indizes, der Dax, Japans Leitindex – nahezu überall nur rote Zahlen. Was Anleger wissen müssen und wann es wieder aufwärtsgeht.

Schwarzer Montag oder herkömmliche Kurskorrekturen? Weltweit erlebten Börsen Kursverluste: Der japanische Leitindex Nikkei 225 brach zweistellig ein. In den USA gerieten vor allem Tech-Werte unter Druck, auch der deutsche Aktienindex Dax verlor kräftig. Experten erklären, warum die Märkte so heftig reagieren, und sagen auch, wie sich Kleinanleger nun verhalten sollten.

Was sind die Gründe für die Kurseinbrüche?

Die sind vielfältig. In den USA hatten zuletzt Arbeitsmarktdaten enttäuscht, auch das Zögern der US-Notenbank Fed mit Blick auf weitere Zinssenkungen haben die Märkte negativ aufgefasst. Hinzu kamen erneut schlechte Konjunkturdaten aus China und auch eine wirtschaftliche Lage in Europa, die sich nur langsam zu verbessern scheint. Als zweiten gewichtigen Grund für die Kursreaktionen sehen Fachleute die jüngsten Ergebnisberichte der sogenannten Magnificent 7, also von Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Facebook (Meta), Tesla und Nvidia.

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An den Börsen seien die Gewinne dieser Unternehmen größtenteils negativ interpretiert worden, obwohl die Erwartungen zum Teil nur knapp verfehlt oder sogar übertroffen worden sind, sagte der Chefanlagestratege der Deutschen Bank für Privatkunden in Deutschland, Ulrich Stephan, dieser Redaktion. „Insgesamt hat sich die Lage nicht dramatisch zum Schlechteren gewendet. Man nimmt ein paar Informationen, um vor allem bei den teuren Tech-Werten jetzt mal Gewinne mitzunehmen. Das halte ich im Moment für eine relativ normale Marktbewegung, aber keine Korrektur im Sinne eines lang anhaltenden Bärenmarktes“, so Stephan weiter.

Wie weit kann es noch runtergehen?

Das ist schwer zu sagen. Chefanlagestratege Stephan empfiehlt Kleinanlegern, Ruhe zu bewahren. „Im Moment ist Vorsicht geboten. Man sollte warten, bis sich ein Boden gebildet hat. Ich glaube aber, dass die niedrigeren Kurse dann eine gute Gelegenheit zum Einstieg für diejenigen sein können, die bislang die Techwerte oder sogar Aktien an sich verpasst haben“, sagte der Experte.

Warum lässt sich der Dax von der miesen Börsenstimmung mitziehen?

Der deutsche Leitindex Dax stürzte am Montag zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende Februar. Von den Rekordwerten aus dem Mai ist man nunmehr weit entfernt. Deutsche Konjunktursorgen spielen dabei aber nur eine untergeordnete Rolle, sagte Deutsche-Bank-Experte Stephan. „Die deutschen Werte leiden nicht so sehr unter dem schwachen deutschen Standort. Derzeit werden für die Exportnation Deutschland vor allem die Sorgen um die sich möglicherweise schwächer entwickelnden Märkte China und USA eingepreist“, so Stephan.

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Warum büßte Japan so dramatisch ein?

Für den dortigen Leitindex Nikkei 225 setzte es den heftigsten Einbruch seit 37 Jahren. Vor allem in der zuletzt erneut gestiegenen Landeswährung Yen sieht Experte Stephan einen Grund. Im Ausland erzielte Gewinne vieler stark exportabhängiger japanischer Unternehmen seien dadurch „einfach weniger wert“. Daraufhin hätten sich auch viele Anleger von japanischen Aktien getrennt, was zu der extremen Kursreaktion geführt habe, so der Anlagestratege.

Gibt es jetzt sichere Häfen für Anleger?

Ja, Gold und auch sogenannte Bonds, also fest verzinste Wertpapiere, könnten jetzt eine Option sein. Ebenso „defensivere“ Werte wie Versorger, Telekommunikationsanbieter oder Konsumunternehmen, die Dinge des täglichen Bedarfs anbieten und auch gute Dividendenzahler sind.

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Timo Halbe, Geldanlageexperte vom Ratgeber Finanztip, rät Anlegern dazu, sich nicht nervös machen zu lassen. „Kurzfristige Kursstürze wie aktuell sind völlig normal. Anlegerinnen und Anleger sollten sie einfach aussitzen und an der passiven Anlagestrategie festhalten“, so Halbe gegenüber dieser Redaktion. Wichtig sei, Aktieninvestments breit zu streuen – wie zum Beispiel mit einem ETF auf den Weltaktienindex MSCI World.

Wann könnte sich die Stimmung wieder drehen?

Unklar. Deutsche-Bank-Stratege Stephan schaut in dieser Hinsicht auch auf das nächste Treffen der US-Notenbanker in Jackson Hole am 22. August, die mit möglichen Hinweisen auf die weitere Geldpolitik für neue Impulse an den Märkten sorgen könnten. Belastend wirken allerdings Unsicherheiten im Nahen Osten. „Ein neuer Krieg zwischen Iran und Israel würde sicher die Ölpreise steigen und damit auch neue Inflationssorgen zurückkehren lassen“, sagte Stephan.

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Warum sind auch Kryptowährungen so unter Druck?

Wenn der Markt schwierig wird, werden auch Bitcoin und Co. mitverkauft. Das zeige sich in diesen Tagen erneut, sagte Stephan. „Man will im Moment keine Risiken mehr eingehen und verkauft deshalb all das, was nach Risiko aussieht oder eines sein könnte.“

Auch der Trump-Effekt sei damit verpufft, so der Krypto-Experte Timo Emden zu unserer Redaktion. Der 78-Jährige hatte zuletzt unter anderem angekündigt, als neuer US-Präsident eine strategische Bitcoin-Reserve einrichten zu wollen, und davon gesprochen, die USA zur „Kryptohauptstadt des Planeten und zur Bitcoin-Supermacht“ zu machen. „Anleger preisen eine Rückkehr Trumps in das Weiße Haus zum Teil wieder aus. Nach den großspurigen Versprechungen von vor einer Woche haben Investoren berechtigte Zweifel an den Aussagen“, sagte Emden.

Bei den Kryptowährungen sollten sich Anleger generell auf eine „erhöhte Volatilität und die Möglichkeit weiterer Abverkäufe einstellen“. Eine komplette Schwarzmalerei hält Emden jedoch für überzogen. „Grundsätzlich hat die Branche durch Einführung sogenannter Bitcoin-Spot-ETFs und dem Pendant auf Ether in der ersten Jahreshälfte stark an Seriosität und Akzeptanz hinzugewinnen können“, so der Experte. In den vergangenen vier Monaten hielt sich der Bitcoin größtenteils in einer Handelsspanne zwischen 60.000 und 70.000 Dollar. Am Montag rutschte die Kryptowährung auf unter 50.000 US-Dollar ab und erreichte damit den tiefsten Stand seit Februar.