Essen. Auf Dächern und Balkonen produzieren immer mehr NRW-Bürger ihren eigenen Strom. Zehntausende Solaranlagen gingen in Betrieb. Es gibt einen Haken.

Auf den Dächern und Balkonen in Nordrhein-Westfalen erzeugen immer mehr Solaranlagen Strom. Balkonkraftwerke und auch größere eigenen Photovoltaikanlagen treiben den Ausbau zum Solarland voran, teilte der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) mit Blick auf das erste Halbjahr mit. Dennoch vermisst er politische Unterstützung für den großen Wurf.

Laut LEE gingen in NRW in der ersten Jahreshälfte rund 106.000 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 1059 Megawatt neu in Betrieb. Der Ausbau im bevölkerungsreichsten Bundesland setze sich damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums fort, so der Fachverband. Im Bundesländervergleich rangiert NRW nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Bayern (Leistung: 1.841 MW) und Baden-Württemberg (Leistung: 1.096 MW) auf Rang drei.  Laut Marktstammdatenregister sind in NRW derzeit mehr als 763.000 Solaranlagen mit einer Leistung von knapp 11.000 MW installiert.

Photovoltaik: Kreis Soest sowie auch Dortmund sind beim Solarausbau top

Laut der Analyse sind bis Mitte des Jahres in den Kreisen Soest (57 MW), Steinfurt (54 MW) und dem Rhein-Erft-Kreis (51 MW) bislang die meisten Solaranlagen neu installiert worden. Bei den größeren, kreisfreien Städten gehören Dortmund (23,15 MW), Köln (20,75 MW) und Münster (13,15 MW) zu den Top 3.

Den größten Teil der Leistung komme nach wie vor von Solaranlagen an oder auf Gebäuden. Mini-Solaranlagen mit Steckern, die auf Balkonen oder an Hausfassagen installiert werden, legten im ersten Halbjahr erneut stark zu. Über 42.000 Balkonkraftwerke, auf die etwa vier Prozent der neu installierten Leistung entfallen, hätten landesweit im ersten Halbjahr erstmals Solarstrom erzeugt. „Für viele Haushalte sind diese Mini-Solaranlagen ein Testballon, oft erfolgt danach der Kauf einer größeren Photovoltaikanlage“, so LEE-Vorsitzender Hans-Josef Vogel.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Nach jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur ist damit etwa jedes fünfte Balkonkraftwerk, das bis zum 30. Juni im Marktstammdatenregister gemeldet worden ist, in NRW ans Netz gegangen. Wie viele Mini-Solaranlagen wirklich bundes- und landesweit wirklich in Betrieb sind, ist nicht bekannt. Branchenexperten schätzen, dass allenfalls 20-30 Prozent der Balkonkraftwerke wie vorgeschrieben im Anlagenregister angemeldet werden.

Landesverband LEE: Balkonkraftwerke boomen, nur wenige große Freiflächenanlagen

Getrübt wird die Halbzeitbilanz von dem schleppenden Ausbau von großen Solaranlagen auf Freiflächen wie etwa nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Flächen. Noch immer sei die Zahl der leistungsstärkeren und damit von den den Erzeugungskosten günstigen Anlagen verschwindend gering. „Diese günstigste Form der Stromerzeugung sei unverzichtbar für ein klimaneutrales Industrieland, das Nordrhein-Westfalen werden soll“, mahnt der Fachverband.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

LEE-Vorsitzender Vogel verwies auf die Solar-Strategie der Bundesregierung, wonach der künftige Solar-Ausbau jeweils zur Hälfte auf Dach- und auf Freiflächen entfallen soll. „Davon ist NRW derzeit noch meilenweit entfernt.“ Mehr Unterstützung aus dem politischen Raum - etwa bei Informationskampagnen und der Ausweisung von Solar-Freiflächen - sei nötig. „NRW steht vor einem Solar-Boom, der allerdings kein Selbstläufer ist“, mahnte Vogel. mit dpa

Ratgeber: Schritt für Schritt zur eigenen Solaranlage

Sie interessieren sich für eine Solaranlage? Unsere Photovoltaik-Serie klärt über alle wichtigen Fragen auf. Lesen Sie hier alle Folgen:

Teil 1: Photovoltaik auf dem Dach: Was Einsteiger wissen müssen
Teil 2: Die ersten Schritte zur eigenen Solaranlage
Teil 3: So finden Sie den richtigen Handwerksbetrieb
Teil 4: Das Wichtigste über Solarmodule und Technik
Teil 5: Kosten, Erträge, Renditen: Wann Solaranlagen Geld verdienen
Teil 6: Photovoltaik-Anlagen: Wo es in NRW noch Fördergelder gibt
Teil 7: Neue Regeln für 2023: Die wichtigsten Steuertipps
Teil 8: Mieten statt kaufen – lohnt sich das?
Teil 9: Wartung, Pflege, Pflichten: So laufen PV-Anlagen 20 Jahre
Teil 10: Solarboom in NRW: Alles über Balkonkraftwerke

Die Serie ist auch als digitales Themenheft erschienen, das Sie online kostenlos herunterladen können. Bestellung unter waz.de/photovoltaik.

Mehr Texte rund um Nachhaltigkeit lesen Sie auf unserer Themenseite „Fair Ändern - so geht Nachhaltigkeit im Alltag