Berlin. Forscher haben erhoben, wie sie sich der höhere CO₂-Preis auf die Preise an den Zapfsäulen auswirkte – mit erstaunlichem Ergebnis.
Wer klimaschädliches Kohlenstoffdioxid in Umlauf bringt, zahlt dafür – das ist das Prinzip des CO₂-Preises, der Anfang des Jahres erneut gestiegen ist und künftig weiter steigt. Verbraucherinnen und Verbraucher kann die Abgabe zum Beispiel beim Heizen belasten, aber auch an der Zapfsäule.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat nun erstmals untersucht, wie sich der höhere CO₂-Preis zum Jahreswechsel tatsächlich ausgewirkt hat. Der Bericht liegt dieser Redaktion exklusiv vor. Der Analyse der Preisdaten zufolge haben die Tankstellenanbieter den höheren CO₂-Preis vermutlich nicht sofort vollständig auf die Verbraucher übergewälzt.
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„Unsere Analyse findet beim Übergang vom 31. Dezember auf den 1. Januar einen durchschnittlichen Preiseffekt von knapp 1,7 Cent sowohl für Diesel als auch für Benzin“, so das IW Köln. Rein rechnerisch hätte sich jedoch bei vollständiger Überwälzung ein Preiseffekt im Vergleich zu 2023 von etwa 4,3 Cent für einen Liter Benzin und für einen Liter Diesel um rund 4,7 Cent ergeben.
Tanken: An der Zapfsäule wurde es nicht so teuer wie befürchtet
„Es könnte sein, dass die vollständige Überwälzung auch erst Stück für Stück erfolgt ist, um die Verbraucher nicht zu starken Ausweichreaktionen zu drängen“, sagte einer der Studienautoren, Martin Beznoska, dieser Redaktion. Denkbar sei aber auch, dass die anziehende Steuer bereits frühzeitig um die Weihnachtszeit eingepreist wurde.
Eine weitere Erklärung für das geringere Ausmaß der Preiserhöhung könnte darüber hinaus sein, dass der Anstieg der CO₂-Steuer in eine Zeit allgemein sinkender Energiepreise gefallen ist. Der Analyse zufolge reagierte der Preis an den Zapfsäulen je nach Region aber unterschiedlich. So sei es in den ostdeutschen Bundesländern sogar oftmals zu kleineren Preissenkungen gekommen oder die Preise blieben stabil.
Spritpreis: In zwei Landkreisen stiegen die Preise besonders
In Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland wurden größtenteils Preiserhöhungen zwischen 2 Cent und 6 Cent vorgenommen. In Niedersachsen gab es moderate Effekte in beide Richtungen. In vielen Regionen Bayerns, Baden-Württembergs und Schleswig-Holsteins stellten die Forscher „fast keine Preiseffekte“ fest. Spitzenreiter mit Blick auf Preiserhöhungen waren die Landkreis Siegen-Wittgenstein mit 7,1 Cent und die Stadt Pirmasens mit 7,2 Cent.
Die regionalen Unterschiede in den Kraftstoffpreisen lassen sich dem IW zufolge unter anderem durch die Nähe zu Raffinerien und Ländergrenzen sowie mit der logistischen Infrastruktur erklären. Vergangene Analysen hatten gezeigt, dass Spritpreise in westlichen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz tendenziell niedriger sind, was an der besseren Versorgung durch Raffinerien liegen kann, die über Pipelines mit Rohöl aus Rotterdam beliefert werden.
Der Osten Deutschlands hat einen entscheidenden Nachteil
Auch der Süden verfügt über ein eigenes Versorgungssystem und wird über eine transalpine Pipeline und den Hafen Triest mit Rohöl versorgt. Der Osten hingegen hängt an der Raffinerie in Schwedt, die sich nach dem russischen Überfall auf die Ukraine alternative Lieferwege suchen musste, was zu höheren Kosten führte.
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Die damalige Bundesregierung hatte 2019 eine schrittweise Erhöhung des CO₂-Preises beschlossen, um Emissionen zu reduzieren – und langfristig deutsche Klimaziele zu erreichen. Zum Jahreswechsel 2024 stieg der CO₂-Preis von 30 Euro auf 45 Euro pro Tonne. Eine weitere Anhebung auf 55 Euro ist zum Januar 2025 geplant. Anschließend wird der Festpreis im Jahr 2026 in einen Emissionshandel überführt.
Benzinpreise: Mineralölverband hält Umbau der Energiesteuer für notwendig
Vom Lobbyverband der Mineralölindustrie in Deutschland, en2x, hieß es, der zum Jahreswechsel 2025 bevorstehende Sprung werde demnach geringer ausfallen als zu Beginn dieses Jahres. Inwieweit sich der vorherige Preisanstieg an der Zapfsäule bemerkbar gemacht habe, habe sich am Markt – also im Wettbewerb zwischen den verschiedenen Anbietern – entschieden.
„Die einzelnen Tankstellenpreise waren und sind dabei unternehmensindividuell“, sagte ein Sprecher dieser Redaktion. Um einen echten Durchbruch mit Blick auf den Klimaschutz mit der bestehenden Pkw-Flotte erzielen zu können, hält der Verband aber einen Umbau der Energiesteuer für notwendig. Vorgeschlagen hatte einen solchen Weg schon vor gut drei Jahren die Europäische Kommission.
Für nachhaltige und klimaschonende Kraft- und Brennstoffe sollten demnach deutlich niedrigere Mindeststeuersätze gelten als für rein fossile Kraft- und Brennstoffe. en2x sehe darin einen „einen echten Anreiz, beispielsweise noch mehr auf fortschrittliche Biokraftstoffe zu setzen, die auf Rest- und Abfallstoffen basieren“, so der Sprecher weiter.
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