Berlin. Achtung: Warum man ein Balkonkraftwerk niemals alleine montieren sollte. Ein Top-Experte gibt lebenswichtige Tipps für die Montage.

Immer mehr Haushalte werden bei der Stromversorgung zu Selbstversorgern – und setzen auf Solarenergie. Insgesamt sind auf Dächern und Grundstücken in Deutschland rund 3,4 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 81.500 Megawatt installiert. Hinzu kommen 563.000 Balkonkraftwerke – ein neuer Rekord. Seit August 2024 erhalten die Haushalte bei einer installierten Leistung bis 10 Kilowatt zwar nur noch 8,03 Cent pro Kilowattstunde statt zuvor 8,11 Cent. Doch die Nachfrage bleibt hoch. Und viele montieren die Geräte selbst.

Balkonkraftwerke sind verhältnismäßig kleine Solaranlagen, die per Steckdose mit dem Haushaltsnetz verbunden werden. Oft deckt ein 800-Watt-Balkonkraftwerk je nach Haushaltsgröße zehn bis 20 Prozent des eigenen Strombedarfs. So lassen sich bei einem Strompreis von 30 Cent rund 120 Euro Stromkosten im Jahr einsparen. Nach einer Studie der RWTH Aachen lohnen sich Balkonkraftwerke im Schnitt ab einer Betriebszeit von drei bis sechs Jahren.

Kurz erklärt: Das Solarpaket I der Bundesregierung

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    Gleichzeitig sinken die Preise für die Anschaffung. Je nach Leistung gibt es Module bereits ab rund 200 Euro. Kleine 300-Watt-Modelle kosten laut Finanztip etwa 368 Euro – 100 Euro weniger als ein Jahr zuvor. 660-Watt-Anlagen sind von 830 Euro auf 615 Euro gesunken.

    Balkonkraftwerke: Das sind die häufigsten Fehler

    Auch wenn die Montage in vielen Fällen vergleichsweise einfach erscheint, können Fehler unterlaufen, die folgenreich sein können. Der Energieexperte Peter Knuth von Enerix, der seit der Jahrtausendwende Solaranlagen montiert, gibt wichtige Tipps. Das sind die 9 häufigsten Fehler bei der Installation:

    Ein Balkonkraftwerk an einer Wohnung in München.
    Ein Balkonkraftwerk ist auch in Mietwohnungen kein Tabu. Der Vermieter muss aber zustimmen, wenn bauliche Veränderungen nötig sind – etwa für die Montage. © picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON

    1. Fehler: Bei Balkonkraftwerken die falsche Kaufentscheidung treffen

    Im Photovoltaik-Markt gibt es Module aus verschiedenen Materialien: Flexmodule, Glas-Glas- sowie Glasfolienmodule. Der Solar-Experte Knuth empfiehlt aus sicherheitstechnischen Gründen für private Haushalte Flexmodule. Sie sind leichter und einfacher zu montieren, aber genauso leistungsfähig. Beispiel: Standard-Glasfolienmodule à 400 Watt wiegen oft rund 20 Kilogramm. Da meistens 800 Watt montiert werden, kommen bei zwei Modulen 40 Kilogramm zusammen, bei Glas-Glas-Modulen sind es sogar 60 Kilo. Diese zusätzliche Last kann für Balkone statisch problematisch werden.

    Flexmodule wiegen dagegen nur rund 1,3 Kilogramm je 80 Watt und bringen bei einer Leistung von 800 Watt zusammen nur 13 Kilo auf die Waage. Sie kommen meistens auch ohne zusätzliche Unterkonstruktion aus, sagt Knuth: „Flexmodule sind eine sichere, leichte und effiziente Alternative zu herkömmlichen Solarmodulen, was sie zur idealen Wahl für Balkonkraftwerke macht.“

    FAQ Balkonkraftwerk

    Wann kommt die 800 Watt Grenze für Balkonkraftwerke?

    Sobald das Solarpaket I in Kraft getreten ist und die Produktnorm für Balkonkraftwerke vom Verband Elektrotechnik Elektronik (VED) Informationstechnik angepasst wurde, sind die 800 Watt erlaubt. Bis dahin können Wechselrichter mit 800 Watt Leistung trotzdem genutzt werden – die Leistung muss aber gedrosselt werden.

    Kann ich einen 600 Watt Wechselrichter auf 800 Watt umstellen?

    Viele Hersteller bieten Wechselrichter mit 800 Watt oder mehr an, die gedrosselt werden können. Das funktioniert manuell direkt am Wechselrichter oder über eine App, die viele Hersteller anbieten. Ein Wechselrichter mit einer Maximalleistung von 600 Watt kann in der Regel nicht einfach umgestellt werden. Hier muss dann in einen Neuen investiert werden.

    Was passiert, wenn ich mehr als 800 Watt einspeise?

    Der Elektromeister und YouTuber Karl Helmut warnt 2023 in einem Video davor, dass ein 800-W-Balkonkraftwerk zu einer Überlastung der Hauselektronik führen könnte. Das würde vor allem Altbauten mit einer veralteten Elektronik betreffen.

    Was sind die Bauteile von einem Balkonkraftwerk?

    Ein Balkonkraftwerk besteht aus mehreren Schlüsselkomponenten. Diese ermöglichen es, Sonnenlicht direkt auf dem eigenen Balkon in elektrische Energie umzuwandeln, die entweder selbst genutzt oder ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.

    Solarpaneele: Das Herzstück jedes Balkonkraftwerks. Diese Paneele fangen die Sonnenstrahlen ein und wandeln sie in Gleichstrom (DC) um. Sie sind speziell dafür konzipiert, auch auf kleinem Raum maximale Energie zu erzeugen.

    Wechselrichter: Diese Komponente ist entscheidend für die Umwandlung des von den Solarpaneelen erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom (AC), der von Haushaltsgeräten genutzt werden kann. Für Balkonkraftwerke eignen sich besonders Mikro-Wechselrichter, da sie direkt an einzelne Solarpaneele angeschlossen werden können, was eine effiziente Energieausbeute und einfache Installation ermöglicht.

    Montagesystem: Eine stabile und sichere Montage ist entscheidend, um die Solarpaneele optimal zur Sonne auszurichten und sie sicher am Balkon zu befestigen. Die Montagesysteme sind so gestaltet, dass sie auch bei begrenztem Platz und unterschiedlichen Balkonkonstruktionen eine maximale Sonneneinstrahlung gewährleisten.

    Anschluss- und Sicherheitstechnik: Kabel, Stecker und Sicherheitseinrichtungen wie ein Überlastschutz sorgen dafür, dass das Balkonkraftwerk sicher mit dem häuslichen Stromnetz oder dem öffentlichen Netz verbunden werden kann. Sie schützen zudem vor elektrischen Fehlern und garantieren die sichere Funktion des Systems.

    Was ändert sich für Balkonkraftwerke ab 2024?

    Mit dem Solarpaket I treten 2024 wichtige Änderungen für Balkonkraftwerke in Deutschland in Kraft, die deren Nutzung erheblich vereinfachen sollen. Hier sind einige der wichtigsten Neuerungen im Überblick:

    Mehr Leistung: Die maximale Ausgangsleistung von Wechselrichtern für Balkonkraftwerke wird von 600 Watt auf 800 Watt angehoben. Außerdem wird die zulässige Gesamtnennleistung der Anlagen auf bis zu 2000 Watt erhöht.

    Vereinfachte Anmeldung: Die Registrierung von Balkonkraftwerken im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur wird vereinfacht, indem die Anzahl der erforderlichen Angaben reduziert wird. Eine separate Anmeldung über den Netzbetreiber soll wegfallen.

    Bauliche und technische Vorschriften: Es gibt Lockerungen in den baulichen Anforderungen. Beispielsweise entfällt die Pflicht zur statischen Berechnung für kleinere Anlagen unter 200 Watt, und auch die Brandschutzauflagen sowie die Optik der Module betreffende Regelungen sollen flexibler gestaltet werden.

    Stärkung der Rechte von Mietern und Eigentümern: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzt sich dafür ein, die Installation von Balkonkraftwerken als privilegierte Maßnahme im Mietrecht und Wohneigentumsgesetz zu verankern, was es Mietern und Eigentümern erleichtert, solche Anlagen zu installieren.

    2. Fehler: Balkonkraftwerk alleine installieren

    Obwohl auch Flexodule leicht sind, sollte die Installation immer zu zweit erfolgen. Man muss das Modul ohne Befestigung über das Geländer halten, um die Klettstreifen zu befestigen, rät Knuth:. „Zwei Personen sind dabei sicherer als eine.“ 

    Interessant auch: Die sieben größten Fehler beim Einbau von Solaranlagen

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    3. Fehler: Das Modul an einem zu schattigen Platz anbringen

    Die Module sollten an Stellen am Balkongeländer montiert werden, die den ganzen Tag über keinem Schatten ausgesetzt sind. Teilbeschattung kann die Module beeinflussen und zu erheblichen Leistungsverlusten führen. Sobald auch nur eine Zelle des Moduls im Schatten liegt, bricht die Leistung schnell mal um 10 Prozent ein, warnt auch Finanztip. Der Strom fließe nämlich durch alle Solarzellen. Sobald eine ausgebremst wird, weil beispielsweise ein Baum Schatten darauf wirft oder ein Vogel sein Geschäft darauf erledigt hat, wird automatisch die restliche Leistung gebremst.

    Peter Knuth, Geschäftsführer Enerix
    Der Energie-Experte Peter Knuth ist Geschäftsführer von Enerix und seit Jahrzehnten im Geschäft mit Solaranlagen. © Beate Knuth | Beate Knuth

    4. Fehler: Zu wenig Klettstreifen

    Um sicherzustellen, dass alles fest sitzt, sollten mindestens zwei Klettstreifen an der Ober- und Unterkante verwendet werden. Für zusätzlichen Schutz der Panels empfiehlt es sich, auch die Seiten zu verbinden, um die Zellen vor Windschäden zu schützen.

    5. Fehler: Wechselrichter in der Sonne montieren

    Der Wechselrichter sollte an einem schattigen Ort montiert werden. Wenn er den ganzen Tag in der Sonne steht und die Panels viel Leistung liefern, kann er überhitzen und entweder drosseln oder vorübergehend komplett ausfallen.

    6. Fehler: Das Balkonkraftwerk stark biegen

    Auch wenn die Flexmodule flexibel sind, sollten sie nicht gebogen werden. Zu starkes Biegen kann die Zellen beschädigen und das Modul unbrauchbar machen.

    7. Fehler: Wechselrichter bei Installation am Stromnetz lassen

    Bevor die Module mit dem Wechselrichter verbunden oder entfernt werden, sollte der Wechselrichter vom Netz getrennt werden. Ansonsten können die Kabelenden unter Strom stehen.

    8. Fehler: Falsche Verkabelung der Module

    Ein Verbindungskabel schaltet jeweils die ersten beiden und die letzten beiden Module in Serie. Ein Modul ist Plus, das andere Minus. Man kann nur entweder zwei oder vier Module an einem Kabel verbinden, und das nur an den ersten oder letzten beiden Eingängen, sonst fließt kein Strom.

    Photovoltaik Installation Montage Balkon
    Ein Balkonkraftwerk kann selbst installiert werden, je nach Set kann das aber komplex werden. © Astrid Gast - stock.adobe.com | stock.adobe.com

    9. Fehler: Falsche Planung bei Glasmodulen

    Aufgrund der größeren Maße und des höheren Gewichts müssen Standardmodule aus Glas wesentlich umfangreicher befestigt werden. Käufer sollten bei Glasmodulen darauf achten, dass die Unterkonstruktion bereits statisch geprüft und für die geplante Bauhöhe als sicher bewertet wurde. Dies ist essenziell, um Gefahren und mögliche Haftungsansprüche zu vermeiden. Darüber hinaus erfordert die Montage von Glasmodulen handwerkliche Fähigkeiten und oft die Hilfe mehrerer Personen.

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