Duisburg/Düsseldorf. Ein „Stahlgipfel“ in Duisburg soll zur Rettung der krisengeplagten Branche beitragen. Ministerin Neubaur: Energiepreise müssen sinken.
Um die krisengeplagte heimische Stahlindustrie mit Großkonzernen wie Thyssenkrupp und Salzgitter zu retten, macht sich die NRW-Landesregierung für eine Senkung der Energiepreise stark. „Die Energiepreise müssen sinken“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) unserer Redaktion. „Dafür brauchen wir vor allem erneuerbare Energien.“ Neben einem raschen Ausbau der Erneuerbaren sei auch ein zügiger Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft erforderlich.
Für den 16. September organisiert das Ministerium einen „Stahlgipfel“ in der Duisburger Mercatorhalle, zu dem auch Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erwartet werden.
Die Stahlindustrie ist ebenfalls hochkarätig vertreten. So haben unter anderem die Chefs von Thyssenkrupp Steel und Salzgitter, Bernhard Osburg und Gunnar Groebler, zugesagt. Hinzu kommen Annemarie Großmann, die Geschäftsführerin der Georgsmarienhütte Holding, Stefan Rauber, der neue Chef der Stahl-Holding-Saar, Arcelor-Mittal-Deutschlandchef Rainer Blascheck sowie Swiss-Steel-Chef Frank Koch. Für die IG Metall nimmt Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender und Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, teil. Der Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist mit Hauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel beteiligt.
Deutschlands Stahlbranche steht massiv unter Druck. Vor wenigen Wochen hatte Thyssenkrupp erneut rote Zahlen vermeldet und unter anderem auf Belastungen durch „hohe Energiekosten“, Konkurrenz durch Stahlimporte sowie gesunkene Preise verwiesen.
Mona Neubaur: Enttäuscht über Einschnitte bei Thyssenkrupp Steel
Die schwarz-grüne Landesregierung misst der Stahlindustrie eine hohe Bedeutung zu. NRW sei der größte Stahlstandort Europas, wird im Wirtschaftsministerium betont. Die Branche mit fast 45.000 Beschäftigten an Rhein und Ruhr präge „den Industriestandort in einzigartiger Weise“. Die jährliche Produktionsmenge von 16 Millionen Tonnen Rohstahl entspreche 38 Prozent der gesamten deutschen Produktion.
Angesichts von Plänen bei Thyssenkrupp Steel für weitreichende Einschnitte in der Produktion hatte sich NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur kritisch mit Blick auf das Unternehmen geäußert. „Die Ankündigung der unternehmerischen Entscheidung Thyssenkrupps, in Duisburg Überkapazitäten und damit wohl Arbeitsplätze abzubauen, ist eine enttäuschende Nachricht – für den Stahlstandort Deutschland und Nordrhein-Westfalen, in erster Linie aber für die vielen Beschäftigten“, sagte die Grünen-Politikerin im April.
Bund und Land haben Thyssenkrupp zwei Milliarden Euro zugesagt
Neubaur sieht Handlungsbedarf, um die Stahlindustrie in Deutschland zu sichern. „Wir als Politik müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schaffen“, mahnt sie. Zum Aufbau einer Grünstahl-Produktion in Duisburg hatten die Bundes- und die Landesregierung Thyssenkrupp Steel auch direkte Förderzusagen gegeben. Rund zwei Milliarden Euro sollen dem Konzern für den Bau einer Direktreduktionsanlage zukommen, mit der das Unternehmen einen von mehreren Hochöfen ersetzen will.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte Thyssenkrupp Steel unlängst weitere Hilfen beim Umbau auf eine klimaneutrale Herstellung in Aussicht. Wenn das Unternehmen sage, dass es nach dem ersten auch den zweiten, dritten oder vierten Hochofen umrüsten wolle, müsse die Politik mitziehen und mitziehen können, sagte der Grünen-Politiker beim WAZ-Leserdialog in Essen. „Das ist das Wort, das Bund und Land gegeben haben, dass das Unternehmen bei dieser anspruchsvollen Transformationsphase unterstützt wird. Der Ball liegt aber im Unternehmen.“
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