Turin. Der traditionelle Aperitif ist das In-Getränk des Sommers. Doch Wermut ist nicht gleich Vermouth: Das ruft Plagiatsjäger auf den Plan.
Er ist die wichtigste Zutat berühmter Cocktails wie Negroni, Americano und natürlich Martini – dem Lieblingsgetränk des Geheimdienstagenten James Bond: Dank der immer größeren Beliebtheit von Cocktailbars gewinnt der Wermut aktuell wieder an Ansehen und wird von Herstellern zu immer raffinierteren, handwerklich hergestellten Kompositionen verarbeitet. In Italien erlebt der Wermut nach einer längeren Phase des Niedergangs derzeit wieder Hochkonjunktur.
Das Produkt profitiert von der erst im Jahr 2019 eingeführten Herkunftsbezeichnung „Vermouth di Torino“ und ist inzwischen zu einem gefährlichen Konkurrenten für andere beliebte italienische Aperitiv-Getränke wie Campari und Aperol avanciert. Das Wort „Vermouth“ stammt von Wermut, der deutschen Bezeichnung für mehrere Wermut-Arten, die bei der Mazeration von Kräutern, Gewürzen und Wurzeln unentbehrlich sind. Als Erfinder des Wermuts gilt Antonio Benedetto Carpano.
Lesen Sie auch: Wie das Glas den Wein formt – und welches das richtige ist
Im Königreich Savoyen mischte er Wein mit Karamell und rund 30 verschiedenen Kräutern. Seine Erfindung benannte er 1786 nach der bis heute unverzichtbaren Grundzutat, dem Wermutkraut. Der Drink kam so gut an, dass sein Geschäft in Turin rund um die Uhr geöffnet hatte. Der „Vermouth“ wurde auch über die Grenzen hinaus populär – und etwa nach Spanien und Frankreich exportiert. Der Ausdruck „l‘heure du vermouth“ bezeichnete damals allgemein den Zeitpunkt des Aperitifs.
Wermut: Adlige behandelten damit sogar Depressionen
Im 19. Jahrhundert hatte sich das Getränk dann als Aperitif und Digestif etabliert – und war so beliebt, dass Adlige damit sogar ihre Depressionen behandelten. Frei nach dem Motto: „Wermut gegen Schwermut“. Das Haus Martini vermarktete das Getränk als erster Hersteller auch international. „Der Vermouth di Torino ist das traditionsreichste Aperitiv-Getränk Italiens“, schwärmt Roberto Bava, Chef des Turiner Vermouth-Herstellers Cocchi und Präsident des Konsortiums „Vermouth di Torino“.
Es wurde gegründet, um den Wermut von Turin vor möglichen Nachahmungen und Fälschungen zu schützen. Denn aktuell findet der „Vermouth di Torino“ wieder öfter ins Cocktail-Glas. Er wird von der Gastronomie gezielt als In-Getränk auf dem Markt platziert. Und weil viele über die Herkunft der konsumierten Produkte Bescheid wissen wollen, kommt „lokal“ besonders gut an.
Im Konsortium sind deshalb 40 Unternehmen vereint, die das traditionsreiche Getränk im Piemont, der Region um Turin, produzieren und weltweit vertreiben. Inzwischen umfasst es Produzenten, die fünf Millionen Flaschen pro Jahr herstellen und den Turiner Wermut in 80 Länder exportieren – Tendenz steigend. Auch das Unternehmen Carpano, das sich bei der Vermouth-Produktion auf die „Antica Formula“ ihres Gründers stützt, gehört dazu.
Konsortium schützt den Wermut aus Turin vor Plagiaten
„Der Erfolg der letzten Jahre ist vor allem der Arbeit unseres Konsortiums zu verdanken, das sich stark für den Schutz der Ursprünglichkeit dieses Getränks vor Plagiaten aus dem Ausland einsetzt“, erklärt Roberto Bava. „Der Vermouth di Torino hat im Laufe der Jahre eine Entwicklung der Produktionstechniken erlebt, die jedoch immer dem traditionellen Ursprung dieses Drinks treu geblieben sind.“
Und so soll es auch bleiben. Die Hersteller des Turiner Wermuts müssen strenge Auflagen beachten. Brava rechnet für die kommenden Jahre mit einem weiter steigenden Abatz für das traditionelle Getränk. „Der Vermouth di Torino erlebt eine Renaissance, die einfach unaufhaltsam ist“, so der Kenner.
- Altersvorsorge: Ruhestand mit 30, 40 oder 50? So viel Geld brauchen Sie dafür
- Arbeit & Ausbildung: 5000 Euro für Azubis – Deutschlands bestbezahlte Berufe
- Arbeitsplatz: Abfindung im Job kassieren? Diese Tipps sind bares Geld wert
- Ruhestand: Drei Banker verraten, was sie für ihre Altersvorsorge tun
- Wohnen und Mieten: Reich werden mit Airbnb – Zwei Brüder verraten, wie es geht
- Geldanlage: Goldpreis auf Rekordhoch: Lohnt sich der Einstieg noch?