Essen. Mieterschützer wollen verhindern, dass Vonovia eine Dividende ausschüttet. Die hohe Summe für die Aktionäre solle anders genutzt werden.

Mieterschützer aus ganz Deutschland wollen verhindern, dass der Wohnungsriese Vonovia für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 eine Dividende in Höhe von 90 Cent je Aktie an seine Aktionärinnen und Aktionäre ausschüttet. Ein entsprechender Antrag für die virtuelle Hauptversammlung am Mittwoch, 8. Mai, dürfte aber kaum eine Mehrheit finden.

Vonovia-Chef Rolf Buch selbst spricht von einem „herausfordernden Jahr“, was Mieterschützer für reichlich untertrieben halten. Wegen der enorm gestiegenen Zinsen musste der Bochumer Dax-Konzern 2023 seine mehr als eine halbe Million Wohnungen um über zehn Milliarden Euro abwerten. Das verhagelte Vonovia die Bilanz, die mit einem erheblichen Verlust von 6,7 Milliarden Euro abschloss. Das Kerngeschäft, die Vermietung, war freilich trotz der Immobilienkrise und wegen steigender Mieten weiter profitabel.

Mieterschützer Unger: „Vonovia geht es schlecht“

Vor diesem Hintergrund fordern Mieterschützer, dass Vonovia ganz auf eine Dividende verzichtet. „Dem Konzern geht es schlecht. Die Ausschüttung sollte er lieber in Instandhaltung, Service und einen klimagerechten Umbau investieren, ohne die Mieter finanziell zu überfordern“, sagt Knut Unger aus Witten. Er gehört zu den Sprechern eines deutschlandweiten Bündnisses, das die börsennotierten Unternehmen Vonovia und LEG ins Visier genommen hat.

Der Vonovia-Vorstand schlägt der Hauptversammlung am Mittwoch vor, rund 750 Millionen Euro auszuschütten. Die Aktionäre sollen zugleich darüber abstimmen, dass die Dividende künftig anders berechnet wird als bisher. Mieterschützer Unger sieht in der neuen Formel, die sich an anderen Kennzahlen orientiert, „Spielraum für eine Milliarde Euro“, also noch mehr Geld, das an die Aktionäre ausgezahlt werden soll.

Bochumer Dax-Konzern weist Vorwürfe zurück

Das Bündnis ist darüber umso mehr erbost, als nach seinen Berechnungen nahezu ein Viertel der Mieteinnahmen, unter deren Last immer mehr Menschen leiden, in die Dividende fließen. Hans-Jochem Witzke, der Chef des Mieterbundes NRW, greift zu drastischen Worten: „Es ist skandalös, dass sich Vonovia an den Mieten bereichert“ und fügt zynisch hinzu: „Man kann froh sein, dass Vonovia Bestände abgekauft werden. Dann sind sie wenigstens in ordentlichen Händen“, so Witzke. Um Schulden abzubauen, plant der Bochumer Konzern, im laufenden Jahr Wohnungen im Wert von drei Milliarden Euro zu verkaufen. 1,1 Milliarden Euro seien bereits realisiert, hatte Vorstandschef Buch in der vergangenen Woche mitgeteilt.

Die Rechnung des Mieterbündnisses weist Vonovia freilich zurück. „Die Wohnungseigentümer – also die Aktionäre – erhalten einen Teil der Einnahmen, der allerdings weitaus geringer ist“, sagt Vonovia-Sprecherin Nina Henckel im Hinblick auf die vom Mieterbündnis genannte Zahl von 23 Prozent. Dieser Zahlung stehe überdies auch eine Leistung gegenüber: Investitionen für den Bau der Häuser, für die Instandhaltung sowie für die Bewirtschaftung der Wohnungen.

Vonovia: Mietrendite mit vier Prozent unter der Rendite anderer Anlageformen

Bei einem durchschnittlichen Wert von 2297 Euro pro Quadratmeter erziele Vonovia mit einer Miete von 7,63 Euro eine Rendite von vier Prozent. Henckel: „Damit liegt die Mietrendite unter der Rendite alternativer Anlageformen, etwa dem Kauf einer Bundesanleihe.“ Zudem finanziere sich die Dividende nicht nur aus Mieteinnahmen, sondern auch dem Erbringen eigener Handwerkerleistungen sowie der Entwicklung und dem Verkauf von Wohnungen.

Da die Geschäfte zuletzt schlechter liefen, hatte Vonovia die Dividende für das Jahr 2022 auf 85 Cent je Aktie halbiert. Für 2023 sollen die Aktionäre nun 90 Cent erhalten.

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