Essen/Duisburg. Bei Thyssenkrupp geht der Streit zwischen den Arbeitnehmervertretern und Vorstandschef López in eine neue Runde. Vorstand äußert sich.

Der Streit bei Thyssenkrupp zwischen dem Management um Vorstandschef Miguel López und den Arbeitnehmervertretern rund um den Zweiten Vorsitzenden der IG Metall, Jürgen Kerner, und Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol geht in eine neue Runde. In einem ungewöhnlichen Statement, das der Essener Konzern am Montag im Namen des Vorstands verschickte, zweifelt das Management öffentlich die Darstellung der Mitarbeitervertreter im Zusammenhang mit dem geplanten Einstieg des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky und seiner Firma EPCG bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel an. Der Hintergrund: Kerner und Nasikkol hatten sich überrascht mit Blick auf den Kretinsky-Deal gezeigt, der am Freitag, 26. April, vom Unternehmen publik gemacht worden ist.

Thyssenkrupp-Chef López äußert sich in Stellungnahme

In der Stellungnahme des Vorstands um Miguel López betont die Konzernleitung am Montag (29. April): „In der vergangenen Woche hatte die Thyssenkrupp AG Arbeitnehmervertretern signalisiert, dass sich das Unternehmen mittlerweile in fortgeschrittenen Verhandlungen zur Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft befindet. Die Überraschung über Ergebnisse, die am vergangenen Freitag erreicht worden sind, dürfte sich aus den genannten Gründen in Grenzen gehalten haben.“

Die IG Metall und Arbeitnehmervertreter hatten zuvor in einem Flugblatt kritisiert, mit ihrer Informationspolitik hätten Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm die Arbeitnehmervertreter „einmal mehr umschifft und somit bewusst vor den Kopf gestoßen“. „Wir werden von diesen Herren kein Stück weit mehr informiert, als das Gesetz es vorsieht“, kritisierte Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol am Wochenende. „Dies ist für einen traditionell mitbestimmten Konzern wie den unseren mehr als eine Provokation. Es ist eine kalkulierte Kampfansage.“ Für den Dienstag, 30. April, planen die Arbeitnehmervertreter eine Großkundgebung vor der Konzernzentrale von Thyssenkrupp Steel in Duisburg.

IG Metall: „Seit Monaten gab es keinen Kontakt mehr“

Auch Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel, hatte sich verärgert über das Vorgehen des Managements gezeigt. „Wir haben immer betont, dass unsere Türen offen sind für Herrn Kretinsky“, sagte Kerner im Interview mit unserer Redaktion. „Es kam wenig zurück. Seit Monaten gab es keinen Kontakt mehr. Von der Entscheidung über den Einstieg seiner EP Corporate Group haben wir nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit erfahren. Das ist einmal mehr schlechter Stil und ein weiterer Bruch mit der Mitbestimmung.“

Der Thyssenkrupp-Vorstand reagiere mit der Stellungnahme auf Äußerungen der Arbeitnehmervertretung und der IG Metall, sie würden bezüglich der angestrebten Beteiligung der EP Corporate Group (EPCG) übergangen, erklärte das Unternehmen am Montag. „Dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall und ist auch künftig nicht beabsichtigt“, so der Vorstand.

„Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von Thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet“, erklärte López. Der Dialog mit allen Gremien und mit der Arbeitnehmerschaft sei dabei „ein ganz entscheidendes Element“, so der Vorstand. Die Vereinbarung mit dem Kretinsky-Unternehmen habe zudem „keinerlei Einfluss auf die bestehenden Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge.

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