Berlin. Die Zinsen für Tages- und Festgeld könnten bald sinken. Bei diesen Banken finden Anleger jetzt noch Zinsen von 3,8 Prozent und mehr.
Seit ihrem letzten Höchststand sind die Festgeldzinsen zwar schon etwas gesunken, doch so schnell wie erwartet vollzieht sich die Zinswende nicht. Zinsen von bis zu 3,80 Prozent für eine zweijährige Anlage sind noch drin. Wer sein Geld für einen längeren Zeitraum entbehren kann, der hat jetzt noch Handlungsspielraum, bevor die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich im Sommer die Leitzinsen senkt.
Mit Tagesgeld sind Verbraucher in den vergangenen Monaten gut gefahren. Die Zinsen bei den besten Anbietern lagen auf Festgeldniveau. Mit dem Vorteil, dass die Kunden jederzeit über ihr Geld verfügen konnten. Viele Anbieter garantierten ihren Zins für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Das entspricht einem halbjährlichen Festgeld – aber mit der Flexibilität eines Tagesgeldkontos.
Dennoch müssen Anleger die Zinsentwicklung ihrer Konten immer im Blick haben und kontrollieren: Denn die Anbieter können ihre Konditionen nach Belieben senken oder erhöhen. So haben seit Jahresbeginn zahlreiche Kreditinstitute die Zinsen für Tagesgeld heruntergefahren, darunter die ING, DKB, Renault Bank und Barclays.
Tagesgeld: Sparkassen bieten im Schnitt nur 0,63 Prozent Zinsen
Dennoch sollte nicht ganz auf ein Tagesgeldkonto verzichtet werden. „Ideal ist, dort eine Liquiditätsreserve von zwei bis drei Nettogehältern für unvorhergesehene Ausgaben zu parken“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Ein Tagesgeldkonto erwirtschaftet mehr Zinsen als ein Girokonto oder ein Sparbuch“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.
Doch um Kaufkraftverluste zu vermeiden, sollte der Zins über der Inflationsrate liegen, die aktuell 2,20 Prozent beträgt. Das ist mit einem Tagesgeldkonto bei der Hausbank meist nicht zu schaffen. Bei den Sparkassen erhalten Kunden im Schnitt 0,63 Prozent Zinsen, stellt das Vergleichsportal Verivox in einer Untersuchung fest, während bundesweit tätige Banken einen Durchschnittszins von 1,75 Prozent bieten.
Tagesgeld und Festgeld: Das bieten ausländische Banken
Bei ausländischen Banken wie der Openbank liegt der Tagesgeldzins noch bei 3,90 Prozent und wird Neukunden für sechs Monate garantiert. Danach sinkt der Zinssatz auf 2,80 Prozent. Das gilt auch für die spanische Suresse Bank mit einem aktuellen Zins von 3,80 Prozent.
Die besten Angebote deutscher Banken beim Tagesgeld bieten mit 3,50 Prozent die Santander Bank und Norisbank. Allerdings haben sie auch einen Nachteil: Nach der Zinsgarantie sinken die Konditionen viel stärker als bei den ausländischen Anbietern, bei der Santander Bank zum Beispiel auf 0,30 Prozent. Bei der Volkswagenbank geht es nach sechs Monaten von 3,40 Prozent auf 1,30 Prozent abwärts.
Filialbank | Direktbank | |
Zugang | Über Filialen und Geldautomaten in wohnortnähe | Primär online oder mobile Apps. |
Geld abheben | Über Filialen und Geldautomaten in wohnortnähe | Über Partnerbanken und oft Kreditkarten als Standard-Geldkarte |
Service | Persönliche Beratung und Kundenservice vor Ort | Kundenservice primär telefonisch oder online. |
Kosten | Tendenz zu höheren Gebühren für Kontoführung und Transaktionen – höhere Betriebskosten | Oft niedrigere Gebühren oder kostenlose Kontoführung – geringerer Betriebskosten. |
Produktpalette | Kann umfassender sein – einschließlich Versicherungen, Kredite, Anlagen, Girokonten, Tages- und Festgeldkonten | Oft fokussiert auf Kernprodukte wie Girokonten, Kreditkarten, Tagesgeld und Festgeld |
Einlagensicherung | Über jeweiligen nationalen Einlagensicherungsfonds – in Deutschland 100.000 Euro pro Anleger/Bank | Ist abhängig vom Standort der Bank – im Ausland können abweichende Regelungen gelten |
Technologie | Mittlerweile große Digitalauftritte – bietet aber auch traditionelle Bankdienstleistungen am Schalter an. | Stark auf Technologie und digitale Lösungen ausgerichtet. |
Standort | Netzwerk aus Filialen und Geldautomaten im Heimatland | Kann sowohl im Heimatland des Kunden als auch im Ausland ansässig sein – oft vollständig digitale Dienstleistungen |
Wenn also mehr Geld auf dem Tagesgeldkonto liegt als Verbraucherschützer empfehlen, ist jetzt höchste Zeit, sich über die weitere Anlagestrategie Gedanken zu machen, sofern das Geld für die nächsten Jahre nicht benötigt wird. „Perspektivisch rechnen wir beim Tagesgeld mit sinkenden Zinsen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Sparer sollten beachten, dass die Kreditinstitute ihre Zinsen für täglich verfügbare Einlagen jederzeit ändern und an die aktuelle Marktlage anpassen können.“
Festgeld: Deutsches Geldhaus zahlt 3,80 Prozent Zinsen für zwei Jahre
Die Durchschnittszinsen zweijähriger Festgelder sanken seit ihrem Höhepunkt im November 2023 um 0,50 Prozentpunkte, ermittelte das Vergleichsportal Verivox. Im Schnitt gibt es jetzt noch 2,89 Prozent. Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich höhere Zinsen sichern.
Bei der Cronbank mit deutscher Einlagensicherung gibt es für 24 Monate 3,80 Prozent. Bei diesem Zinssatz dürfen sich Sparer, die 10.000 Euro anlegen, am Ende des Anlagezeitraums über 760 Euro Zinsen vor Steuern freuen. „Gute Festgeldangebote im Markt bieten eine Verzinsung weit oberhalb der laufenden Teuerungsrate“, sagt Maier. „Für viele Sparer ist das attraktiv. Sie können sich für einen längeren Zeitraum auskömmliche Zinsen festschreiben und müssen sich um die weitere Zinsentwicklung erst einmal nicht mehr kümmern.“
Eigenschaft | Definition |
Verfügbarkeit | |
Tagesgeld | Jederzeit verfügbar |
Festgeld | Bindung für eine festgelegte Laufzeit |
Zinssatz | |
Tagesgeld | Variabel – kann sich je nach Marktlage ändern |
Festgeld | Fest für die gesamte Laufzeit |
Risiko | |
Tagesgeld | Niedriges Risiko – es gibt keine Laufzeitbindung |
Festgeld | Niedriges Risiko – aber Geld ist für eine festgelegte Zeit gebunden |
Ein- und Auszahlung | |
Tagesgeld | Flexible Ein- und Auszahlungen möglich |
Festgeld | Einmalige Einzahlung und Auszahlung am Ende der Laufzeit |
Einsatzgebiet | |
Tagesgeld | Kurzfristige Geldanlage und Liquiditätssicherung (Notgroschen) |
Festgeld | Mittel- bis langfristige Geldanlage |
Wer das Geld für einen längeren Zeitraum entbehren kann, der kann sich die jetzt noch hohen Zinsen auch für vier Jahre sichern. Bei Zinsen von bis zu 3,90 Prozent wie bei der kroatischen Banca Kovanica und einer weiter sinkenden Inflationsrate auf vielleicht zwei Prozent, sichern sich Sparer reale Zinsgewinne von jährlich knapp zwei Prozent für vier Jahre. Einen so hohen Realzins gibt es nur selten. Allerdings werden die Zinsen erst am Laufzeitende gutgeschrieben. Kaum niedriger sind die Zinsen mit 3,85 Prozent für vier Jahre beim niederländischen Anbieter Lease Plan, aber dafür gibt es die Zinsen jährlich.
Mehr Sicherheit bei Anlagen: Geld auf mehrere Konten verteilen
Bei Banken mit deutscher Einlagensicherung muss man sich mit etwas niedrigeren Zinsen abfinden. Für vier Jahre sind bei der Aareal Bank 3,40 Prozent drin, mit jährlicher Zinszahlung. Bei der Ford Money Bank mit 3,20 Prozent Zinsen werden die Zinsen monatlich gutgeschrieben, was für einen Zinseszinseffekt sorgt. Beide Geldinstitute sind zudem auch im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Damit sind deutlich mehr als 100.000 Euro pro Anleger abgesichert.
So wie man sein gesamtes Geld nicht einer Bank anvertrauen sollte, so sollte man sich auch nicht nur auf eine Laufzeit konzentrieren. Verbraucherschützer empfehlen, die Anlagen so zu staffeln, dass jedes Jahr oder alle zwei Jahre Gelder für eine Neuanlage wieder frei werden. So bleiben Sparer flexibel. Denn wie sich die Zinsen langfristig entwickeln werden, weiß niemand.
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