Duisburg. Dass Thyssenkrupp-Chef López nicht zur Versammlung der Stahl-Beschäftigten in Duisburg kommen will, löst Kritik in der Politik aus.
Dass Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López der geplanten Versammlung von Stahlbeschäftigten im Duisburger Stadion fernbleiben will, ruft Kritik hervor. „Das ist kein guter Stil“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak unserer Redaktion. „Wenn man von den Beschäftigten zu einer Versammlung eingeladen wird, hat man in einer solchen Situation zu erscheinen. Das ist eine Frage des Respekts vor den Menschen, für die man Verantwortung trägt. Und wenn man – was ich verstehen kann – zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel sagen kann, dann kann man ja auch einfach mal zuhören.“
Banaszak sitzt als Abgeordneter für die Grünen im Haushalts- und im Wirtschaftsausschuss des Bundestags. Von 2018 bis zu seinem Wechsel nach Berlin hat der Duisburger gemeinsam mit der jetzigen Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur die Grünen in NRW geführt. Sein Wort hat also Gewicht in seiner Partei, die mit Robert Habeck auch den Vizekanzler stellt.
López will auf neuen „Business Plan“ für Thyssenkrupp Steel warten
Die IG Metall lädt Tausende Beschäftigte von Deutschlands größtem Stahlkonzern ein, am 30. April in das Stadion des MSV Duisburg zu kommen. „28.000 Menschen finden hier Platz. Wir, die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe, sind gut 27.000. Das passt“, heißt es in einem Flugblatt der Gewerkschaft. Auch Miguel López habe eine Einladung erhalten, erklärte die IG Metall in der zurückliegenden Woche. „Falls er kommt, wird er von uns hören, was wir jetzt verlangen.“
Doch López habe nicht die Absicht, an der Veranstaltung teilzunehmen, war in der Essener Thyssenkrupp-Zentrale zu erfahren. Der Konzernchef stelle sich seiner Verantwortung, wird betont, er wolle sich aber erst dann zu Wort melden, wenn er Antworten auf die offenen Fragen habe, die es noch gebe. Zunächst einmal müsse – wie angekündigt – ein neuer „Business Plan“ für Thyssenkrupp Steel erarbeitet werden.
Thyssenkrupp Steel: „Noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen“
Das Management von Deutschlands größtem Stahlkonzern hatte erklärt, das Unternehmen solle für eine deutlich geringere Produktion neu zugeschnitten werden. Bislang seien die Anlagen von Thyssenkrupp Steel auf eine Jahresproduktion von rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt. Künftig sollen es lediglich neun bis 9,5 Millionen Tonnen sein. Damit fällt fast ein Viertel der Produktion weg. Es werde einen „noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen“ geben. Als eine Faustformel in der Stahlindustrie gilt: „Eine Million Tonnen gleich 1000 Arbeitsplätze.“ Große Werke von Thyssenkrupp Steel befinden sich in Duisburg, Bochum, Dortmund und in Südwestfalen.
Eine Schlüsselfrage ist, wie es bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) mit rund 3100 Beschäftigten im Duisburger Süden weitergeht. Thyssenkrupp Steel ist mit 50 Prozent an HKM beteiligt, weitere Eigner sind der niedersächsische Stahlkonzern Salzgitter sowie der französische Rohrhersteller Vallourec. Wie es um die Zukunft von HKM stehe, sei „aktuell vom Vorstand noch nicht beantwortet“, erklärt Tekin Nasikkol, der Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel, in einem Flugblatt der IG Metall. „Leider gibt es für die HKM bis heute keine Transformationsentscheidung.“ Die IG Metall hatte schon vor Monaten vor einem Aus von HKM gewarnt.
Zugesagt zur Versammlung der Belegschaft im Duisburger Stadion haben nach Angaben der Organisatoren bereits Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
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