Dortmund. Er sei das „größte Negativbeispiel“ gewesen: Felix kam ohne Abschluss an ein Dortmunder Berufskolleg - und lernte etwas Entscheidendes.
Mehr als 20.000 junge Menschen sollen an den Berufskollegs fit für eine Ausbildunggemacht werden. Der 19-jährige Felix Vey hat seinen ersten Abschluss am Dortmunder Karl-Schiller-Berufskolleg geschafft – und einen Plan entwickelt, wie es weitergehen soll.
„An meiner alten Schule war ich das größte Negativbeispiel. Ich war laut und auffällig, ich habe oft gestört. Angefangen hat das in der siebten Klasse, zu Hause gab es Probleme, und das war mein Weg, damit irgendwie umzugehen. Die achte Klasse habe ich wiederholt, die neunte auch. Am schlimmsten war Corona: Da habe ich mir maximal mal einen Wecker gestellt, um mich online anzumelden.Ich habe sehr viel verpasst.
Im vorletzten Sommer musste ich dann in die Nachprüfungen für Mathe. Ich habe fünfeinhalb Wochen Nachhilfe genommen, das habe ich selbst bezahlt, und alles auf eine Karte gesetzt. Die Prüfung habe ich nicht geschafft. Eine Mitschülerin hatte einen Schulplatz am Karl-Schiller-Berufskolleg. Am ersten Schultag bin ich mit meinem Zeugnis mitgegangen und habe es einfach probiert. Ich hatte eine Note von 4 Komma irgendwas.
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Berufskolleg klang so groß, Erwachsenenbildung eben. Ich war sehr nervös, aber gleich am Anfang hat mich eine Lehrerin angesprochen, die sich mit mir hingesetzt hat und erst einmal gefragt hat, wie es mir geht und was meine Geschichte ist. Ich habe tatsächlich einen Schulplatz bekommen.
Ich bin ein Jahr lang in die Klasse zur Ausbildungsvorbereitung gegangen. Mal abgesehen vom Unterricht habe ich vor allem eins gelernt: dass ich über Sachen reden sollte. Ich habe hier Lehrer, die wissen über mich Bescheid, die fragen nicht einfach so, wie es mir geht, die wollen das wirklich wissen. Und in der Klasse sind andere Leute gewesen, die ähnlich wie ich vorher eine harte Zeit hatten. Ich habe mich hier gut aufgenommen gefühlt.
Für mich ist das hier wie Auferstehen. Ich habe gelernt, dass ich über gewisse Dinge auch reden sollte und nicht mit dem Päckchen unterm Arm in die Schule gehen sollte.
Nach einem Jahr habe ich meinen Neuner-Schulabschluss nachgeholt. Auf meinem Zeugnis stand eine 2,4. Jetzt will ich den Hauptschulabschluss machen und dann ins Handwerk.“