Essen. Die letzten SB-Warenhäuser sind geschlossen. Die Kette Real gibt es nicht mehr. Kaufland meldet Interesse an weiteren Standorten an.

Eine weitere traditionsreiche Handelskette ist vom deutschen Markt verschwunden: Die letzten verbliebenen SB-Warenhäuser Real haben es nicht einmal bis zum geplanten Schließungsdatum am Karsamstag geschafft. Die Lichter in Gelsenkirchen, Herne, Heiligenhaus und an den anderen Standorten gingen bereits vergangene Woche für immer aus.

Von den einst deutlich mehr als 300 Filialen waren zuletzt nur noch 62 übrig geblieben, bis der Eigentümer, der britische Finanzinvestor SCP, im Herbst 2023 auch für sie Insolvenz anmeldete. Die Wut der zuletzt 5000 Beschäftigten, deren SB-Warenhäuser bislang nicht von Wettbewerbern wie Kaufland, Rewe oder Globus übernommen wurden, richtet sich aber an eine ganz andere Adresse: an den Düsseldorfer Handelskonzern Metro.

Real-Beschäftigte verlangen Erklärung der Metro

Dessen damaliger Vorstandsvorsitzender Olaf Koch hatte sich zum Ziel gesetzt, die Metro zu einem reinrassigen Großhändler umzubauen. In einem quälend langen Prozess suchte der Manager einen Übernehmer für Real mit damals noch 16.000 Beschäftigten. Mit SCP wurde er schließlich handelseinig. Doch der neue Investor hatte erklärtermaßen nur ein Ziel: die Zerschlagung der Kette.

In einer Facebook-Gruppe lassen die Beschäftigten ihrem Zorn verbal freien Lauf, fordern Aufklärung von der Metro, warum sie jahrelang auf Gehalt verzichten mussten, um an Ende doch „verramscht“ zu werden. „Bis zum Ende wird auf den Rücken der Mitarbeiter alles verramscht“, kommentieren sie die Phase des Ausverkaufs mit Rabatten von bis zu 70 Prozent.

Verdi: Abfindungen für Real-Beschäftigte „niederschmetternd“

Scharfe Kritik kommt auch von der Gewerkschaft Verdi, die seit vielen Jahren um den Erhalt von Real gekämpft hatte. „Der Niedergang von Real hat spätestens begonnen, als sich die Metro von der Kette trennte“, sagt NRW-Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kassler im Gespräch mit unserer Redaktion und macht auf viele menschliche Schicksale aufmerksam: „Die Abfindungen in einem laufenden Insolvenzverfahren sind niederschmetternd. Die Real-Beschäftigten haben Anspruch auf maximal 2,5 Monatsgehälter – egal, wie lange sie für das Unternehmen gearbeitet haben. Frühere Sozialpläne sahen Zahlungen von zehn bis zwölf Monatsgehältern vor“, berichtet Kassler.

Die Chancen, neue Arbeitsplätze zu finden, hingen vom jeweiligen Standort ab. Der Gewerkschafter beschreibt die Stimmung so: „Die Kolleginnen und Kollegen sind natürlich geschockt, dass es jetzt endgültig zu Ende geht. Viele stehen vor dem Nichts.“

Kaufland will bis zu 23 ehemalige Real-Märkte übernehmen

Nach dem endgültigen Aus für Real meldet nun aber die SB-Warenhauskette Kaufland Interesse an knapp der Hälfte der für immer geschlossenen Märkte an. Bis zu 23 der 49 ausgelaufenen Real-Standorte könnten in das Kaufland-Filialnetz integriert werden, teilte das wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehörende Unternehmen mit.

Kaufland würde dann als neuer Mieter in die Gebäude der ehemaligen Real-Filialen einziehen, sagte eine Sprecherin. Die Verhandlungen mit den Vermietern liefen bereits. „Wir schauen uns jeden einzelnen Standort an, um zu entscheiden, wie umfangreich vor der Neueröffnung umgebaut werden muss“, sagte sie. Bei einigen Filialen sei es möglich, nach wenigen Tagen wieder zu öffnen, bei anderen dauere der Umbau Monate. Mit 100 übernommenen Filialen gilt Kaufland bereits als großer Gewinner des Ausverkaufs bei Real. Aber auch Rewe wird ein Interesse nachgesagt.

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