Düsseldorf. Media Markt und Saturn steigern Umsatz, schreiben aber rote Zahlen. Dividende fällt aus. Chinesischer Onlineriese vor dem Einstieg?
Karsten Wildberger bemüht sich nach Kräften, die positiven Entwicklungen in der Ceconomy-Bilanz hervorzuheben. Doch in Erinnerung bleibt, dass die Muttergesellschaft der Elektronikketten Media Markt und Saturn erneut rote Zahlen schreibt, keine Dividende ausschütten kann und den schlechten Börsenkurs beklagen muss. Zu Spekulationen über ein Interesse des chinesischen Online-Konzerns JD.com sagt er nichts.
Es gibt für alles eine Erklärung: Der Verlust in Höhe von 39 Millionen im Geschäftsjahr 2022/23 ist darauf zurückzuführen, dass sich Ceconomy aus Schweden und Portugal verabschiedet hat. Die Verschlankung der Verwaltung unter anderem in Düsseldorf kostete erst einmal Geld. Und dann musste der Mutterkonzern von Media Saturn eine Abschreibung auf die Beteiligung an der französischen Handelskette Fnac Darty vornehmen. All das kostete viel Geld.
Ceconomy-Umsatz steigt trotz Inflation
Wildberger konzentriert sich deshalb lieber auf die guten Zahlen: Trotz Inflation und Nachwirkungen der Corona-Pandemie konnte Ceconomy den Umsatz von Oktober 2022 bis September 2023 deutlich um 4,7 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro steigern. Das Ergebnis vor Abzug von Zinsen und Steuern (Ebit) schnellte gar um 17 Prozent auf 243 Millionen Euro in die Höhe. Der Vorstandsvorsitzende versprüht Zuversicht. Das Unternehmen habe die komplizierte Organisation aus der Konzernzentrale in Düsseldorf und der Media Saturn-Verwaltung in Ingolstadt gestrafft, die Hälfte der rund 1000 Märkte in neun Ländern sei modernisiert. Wildberger hebt aber auch eine andere Zahl hervor: „Über 70 Prozent der Menschen kennen die Marken Media Markt und Saturn“, sagt er.
Im Wettbewerb vor allem mit dem US-Giganten Amazon zahlt sich die Markenbekanntheit offenbar aus. Der Kundenclub von MediaSaturn hat inzwischen 39 Millionen Mitglieder. Und der Chef registriert, dass wieder mehr Menschen in die Läden kommen. Das führte zu einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum in den Märkten um 6,6 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Die Erlöse aus dem Online-Geschäft sanken dagegen um 2,5 Prozentpunkte auf 22,2 Prozent. Dabei hat sich Ceconomy zum Ziel gesetzt, bis zum Geschäftsjahr 2025/26, einen Online-Anteil von 30 Prozent zu kommen. „Das ist erreichbar“, meint Wildberger.
Aktionäre müssen auf Dividende verzichten
Die Aktionäre werden dennoch abermals auf eine Dividende verzichten müssen. „In diesem Jahr können wir keine Gewinne ausschütten. Sie sind noch gesperrt. Wir entscheiden jedes Jahr neu“, erklärt Ceconomy-Finanzchef Kai-Ulrich Deissner. Die Botschaft wird vor allem auch beim Großaktionär Haniel nicht gut ankommen. Das Duisburger Familienunternehmen hält 16,7 Prozent an Ceconomy. Einem unbestätigten Bericht des Manager Magazins zufolge soll Haniel inzwischen so enttäuscht sein von der Geschäftsentwicklung bei Media Markt und Saturn, dass man die Aktien verkaufen will. Der Börsenwert des Haniel-Anteils an Ceconomy soll zuletzt nur noch 150 Millionen Euro betragen haben.
JD.com verhandelt offenbar mit Haniel
Laut Manager Magazin sollen die Duisburger in Verkaufsgesprächen ausgerechnet mit dem chinesischen Onlineriesen JD.com stehen. Trotz seines gewaltigen Umsatzes von 152 Milliarden US-Dollar ist das Unternehmen nur schwach in Europa vertreten. Das könnte sich durch einen Einstieg bei Ceconomy ändern. Denn Media Markt und Saturn sind nach Angaben Wildbergers in neun von elf europäischen Ländern Marktführer oder die Nummer zwei.
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Offenbar schielt JD.com nicht nur nach dem Aktienpaket von Haniel, sondern auch nach den Anteilen der Duisburger Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck und denen der Otto-Beisheim-Stiftung. Damit kämen die Chinesen bei einem Deal auf etwas mehr als 30 Prozent und müssten allen Ceconomy-Aktionären ein Pflichtangebot machen.
Ceconomy-Chef Wildberger wollte sich am Montag auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu diesen Spekulationen äußern. Ebenso wenig war ihm eine Wasserstandsmeldung über das laufende Weihnachtsgeschäft zu entlocken, das in das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2023/24 fällt. Mit den Umsätzen rund um den Black Friday Ende November zeigte sich Wildberger „sehr zufrieden“. Die Umsätze hätten über Vorjahresniveau gelegen. Besonders gefragt gewesen seien Smartphones, Unterhaltungselektronik, Spielkonsolen und Staubsauger.