Die DB AG zahlt ihren Vorständen für das Jahr 2022 rückwirkend Boni in Millionenhöhe aus. Kritik kommt von CSU-Chef Markus Söder.
CSU-Chef Markus Söder hat der Deutschen Bahn nahegelegt, auf die geplanten Bonus-Zahlungen zu verzichten. „Die Bürger haben wenig Verständnis für Bahnstreiks an Feiertagen oder hohe Boni-Zahlungen in so schwierigen Zeiten“, sagte der bayerische Ministerpräsident unserer Redaktion. „Das Unternehmen Bahn und die Lokführer-Gewerkschaft sollten sich beides gut überlegen.“ Söder appellierte an Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), „beides zu entschärfen“.
Die Deutsche Bahn AG zahlt ihren Vorständen für das Jahr 2022 rückwirkend Boni in Höhe von insgesamt knapp fünf Millionen Euro aus – obwohl das marode Unternehmen seine Ziele bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit verfehlt hat, wie aus Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ hervorgeht. Am Montag berichtete das Recherchebündnis, sie hätten das langjährige Berechnungsmodell des Konzerns für die Boni einsehen können. Demnach könnten Bereiche, in denen Ziele verfehlt worden seien, offenbar mit anderen Bereichen, in denen Ziele übertroffen wurden, verrechnet werden. So seien hohe Boni trotz einer Verfehlung der Ziele bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit möglich.
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Dem Bericht zufolge war die Zahlung der Boni für das Jahr 2022 ausgesetzt, weil die DB die Strompreisbremse als staatliche Unterstützung nutzte. Doch da die Preisbremse Ende des Jahres ausläuft, könnten die Boni ab Januar 2024 gezahlt werden, berichteten NDR, WDR und „Süddeutsche“. Die Boni kommen zum Grundgehalt von insgesamt rund vier Millionen Euro für die im Jahr 2022 neun Vorstandsmitglieder dazu. Laut Konzernbericht erhalten sie insgesamt rund neun Millionen Euro.
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In diesen Bereichen übertraf die Deutsche Bahn ihre eigenen Ziele
Laut dem Bericht übertraf die Bahn die eigenen Ziele im Bereich „Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit“ 2022 geringfügig. Der Bonus für diesen Bereich sei aber offenbar deutlich erhöht worden, auf einen Wert von 175 Prozent, heißt es weiter. Die damals neun Konzernvorstände sollen demnach allein für dieses Ziel rund 1,6 Millionen Euro erhalten.
Auch beim Thema CO2-Einsparung habe die Bahn ihr selbst gestecktes Ziel den Unterlagen zufolge übererfüllt, und zwar um zwei Prozentpunkte, berichtete das Recherchebündnis. Dafür solle etwa der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz knapp 440.000 Euro an Bonus-Zahlungen erhalten.
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So wird über das Bonus-System entschieden
Über das Bonus-System bei der Bahn entscheidet der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Bundesregierung und der Gewerkschaften sitzen. Das System soll dem Bericht zufolge im kommenden Jahr umgestellt werden. Bahn-Vorstände hätten dann einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fix-Gehalt, der Anteil der Boni solle sinken. Die Bahn erklärte gegenüber dem Recherchebündnis, zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats äußere sich das Unternehmen nicht.
Im Konzernbericht für 2022 heißt es, die Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder bestehe aus einer fixen Grundvergütung, einer erfolgsabhängigen Jahrestantieme und einem langfristigen Bonus-Programm mit mehrjähriger Bemessungsgrundlage. Im Fokus dieser langfristigen Anreize stünden „langfristige verkehrs- und klimapolitische Ziele sowie die nachhaltige Bonität und Rentabilität des DB-Konzerns“. Planlaufzeit sind jeweils vier Jahre.
AFP