Düsseldorf. Alltours-Gründer Willi Verhuven will seine Firma in eine Stiftung einbringen. Sein Ziel: „Alltours kann weder vererbt noch verkauft werden.“

Wo er sein Unternehmen in fünf oder zehn Jahren sehe? Alltours-Gründer Willi Verhuven zögert einen Moment lang mit einer Antwort, als er diese Frage hört. Eigentlich habe er sich zu diesem Thema noch nicht äußern wollen, sagt der 73-jährige Unternehmer während seiner Jahresbilanz in einem Kongressraum am Düsseldorfer Flughafen. Doch Verhuven, der aus einem Ein-Mann-Reisebüro in seiner Heimatstadt Kleve einen bundesweiten Branchenriesen geformt hat, ist immer für eine Überraschung gut. Also verkündet er – augenscheinlich spontan: „Wir werden eine Stiftung.“

Alle Unternehmen seiner Firmengruppe würden bei der Neuaufstellung in die Stiftung eingebracht, berichtet Verhuven. Das wichtigste Ziel sei: „Alltours kann weder vererbt noch verkauft werden.“ Mit rund zwei Millionen Gästen im Jahr ist Alltours Deutschlands größter konzernunabhängiger Reiseveranstalter. Im nächsten Jahr feiert das Unternehmen, das gerade eine neue Firmenzentrale in Düsseldorf baut, das 50-jährige Bestehen.

Er selbst wolle eine Funktion im Stiftungsrat behalten, erklärt Verhuven. „Ich fühle mich noch jung“, antwortet er auf eine Frage, ob es darum gehe, mit der Stiftung für eine Zeit nach seinem Ausscheiden im Unternehmen zu planen. Es gehe auch darum, mit Hilfe der Stiftung notleidende Kinder in aller Welt zu unterstützen.

Schon vor mehr als zehn Jahren betonte Verhuven im Gespräch mit unserer Redaktion, im sei es wichtig, dass Alltours anders sei als börsennotierte Konzerne – nämlich „nicht auf hohe Gewinne oder kurzfristige Kurssprünge fixiert“. „Mir persönlich bedeutet Geld an sich nichts“, sagte der Unternehmer. „Es ist für mich nicht ausschlaggebend, um glücklich zu sein. Mein Leben war früher, als ich meinen Urlaub auf Zeltplätzen und nicht in komfortablen Hotels verbracht habe, mindestens genauso schön.“ Natürlich gehe es bei Alltours ums Geldverdienen, nicht zuletzt um das Unternehmen abzusichern und weiterzuentwickeln. „Aber wir sind nicht auf der Welt, um Geld zu horten“, sagte Verhuven im Frühjahr 2010.

Gewinn vor dem Jubiläumsjahr gesteigert

Mehr als 13 Jahre später läuft das Geschäft bei Alltours rund. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 sei der Umsatz um sieben Prozent gestiegen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich im Vorjahresvergleich sogar um 21 Prozent auf 74 Millionen Euro, wie Alltours mitteilte. Es sei ein „erfolgreiches Geschäftsjahr“ gewesen, sagt Verhuven, „trotz eines von Inflation und Konsumzurückhaltung geprägten, wirtschaftlich schwierigen Umfelds“.

Alltours-Chef Willi Verhuven registriert ein verändertes Buchungsverhalten in der Krise – vor allem bei Familien.
Alltours-Chef Willi Verhuven registriert ein verändertes Buchungsverhalten in der Krise – vor allem bei Familien. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Bei seinen Erhebungen stellte das Statistische Bundesamt (Destatis) zuletzt massive Preissteigerungen bei Pauschalreisen fest. Die Statistiker registrierten im Oktober einen Anstieg von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nach den „relativ hohen Preissteigerungen im vergangenen Geschäftsjahr“ seien im gerade angelaufenen Geschäftsjahr „nur moderate Preissteigerungen von drei bis vier Prozent zu erwarten“, sagt Alltours-Chef Verhuven mit Blick auf sein Unternehmen. Etwa in dieser Größenordnung würden sich auch Preiserhöhungen auf der Ferieninsel Mallorca bewegen.

Insbesondere Familien hätten es angesichts der gestiegenen Preise schwer, wird bei Alltours betont. „Sie müssen zumeist in der Hauptsaison verreisen, und die teilweise relativ hohen Preissteigerungen der vergangenen Saison treffen sie besonders hart.“

Mittlerweile würden Abstriche beim Urlaub gemacht: Bei den Buchungen in der laufendenden Wintersaison registriert Alltours, dass sich Familien für eine kürzere Aufenthaltsdauer entscheiden. Statt eines Vier-Sterne-Hotels werde häufiger ein Drei-Sterne-Hotel gebucht. „Die Nachfrage war in den letzten Jahren immer nur verstärkt nach Vier-, Vier-Plus oder Fünf-Sterne-Urlaub“, so Verhuven. „Aber wir haben auch gemerkt, dass im letzten Sommer auch gerne drei Sterne gebucht wurden.“

Mehr Angebote für preisbewusste Familien

Daher baue Alltours das Angebot in diesem Bereich aus. Aufstocken will Alltours auch in Ländern wie Bulgarien, Tunesien, Ägypten und der Türkei, wo es „ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ gebe. Ein größeres Angebot strebt das Reiseunternehmen auch für Ziele in Deutschland, Kroatien, Italien und Spanien an, bei denen Familien mit dem eigenen Auto anreisen könnten. Mit „Mobile-Homes“ will Alltours ebenfalls ein größeres Angebot an preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten für Familien schaffen.

„Wir wollen weiter expandieren“, sagt Verhuven. Ein Beispiel: Auf Mallorca übernehme die Alltours-Gruppe, zu der auch die Hotel-Kette Alsun gehört, eine Ferienanlage in Cala Millor. Auch für Griechenland verfolgt Alltours Wachstumspläne.

Angesichts heftiger Waldbrände auf der griechischen Insel Rhodos mussten im vergangenen Sommer Alltours-Urlauber evakuiert werden, wie Verhuven berichtet. Sein Unternehmen habe schnell reagiert und die Urlauber teils in sicheren Hotels fern der Brände untergebracht oder eine Heimreise per Schiff organisiert. „Unsere Gäste waren nicht in Feldbetten“, betont Verhuven.

Am Rande der Pressekonferenz verrät der Alltours-Chef auch noch, wo er selbst am liebsten Urlaub macht: auf Sylt oder im Allgäu.

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