Essen. Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof erhalten noch vor Weihnachten 500 Euro Sonderzahlung. Verdi handelt mehr aus als Galeria zahlen wollte.

In den zähen Tarifverhandlungen für die 12.500 Beschäftigten des Essener Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat die Gewerkschaft Verdi nach eigenen Angaben eine Teillösung erreicht. Worauf sich die Mitarbeitenden Ende November freuen können.

Verdi und Galeria liegen weit mit ihren Tarifvorstellungen auseinander. Die Gewerkschaft fordert, dass das Unternehmen mit seinen 92 Filialen in den Flächentarifvertrag zurückkehrt und die Beschäftigten nicht länger auf bis zu 5000 Euro Gehalt pro Jahr verzichten müssen. Die Geschäftsführung sieht dafür kurz nach der zweiten Insolvenz in nur drei Jahren keinen Spielraum. Acht Verhandlungsrunden sind deshalb ohne Durchbruch verlaufen.

Galeria Karstadt Kaufhof informiert Beschäftigte über Sonderzahlung

Doch nun ist Bewegung in die festgefahrenen Gespräche gekommen. „Wir haben eine Teillösung erzielt. Die Detailabstimmung mit dem Arbeitgeber läuft“, sagte Corinna Groß, Verdi-Bundesfachleiterin für den Einzelhandel am Dienstag. Seit Donnerstag steht nun fest: „Noch im November gibt es 500 Euro und eine Zeitgutschrift aus 2023 in Cash“, teilte Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble mit.

Danach sei vorgesehen, dass alle Vollzeitbeschäftigte 400 Euro Inflationsausgleichsprämie und zusätzlich 100 Euro als Warengutschein erhalten. „Ursprünglich hatte die Unternehmensleitung nur 300 Euro Inflationsausgleichsprämie angeboten“, heißt es bei Verdi. Teilzeitbeschäftigte bekommen die Prämie je nach Arbeitszeit anteilig, wobei der Mindestbetrag bei der Geldzahlung 100 Euro und beim Warengutschein 25 Euro beträgt. „Die Auszahlung erfolgt noch im November 2023“, so Schäuble.

Hinzu kommen bis zu 500 Euro für Zeitguthaben, die Verkäuferinnen und Verkäufer seit 2020 angespart haben. In dem Krisenzeitraum verzichteten die Galeria-Beschäftigten auf Tariferhöhungen. Stattdessen wurden sie in Zeit umgewandelt. Nun kommt es zur Ausschüttung dieser Guthaben in zwei Schritten: Ende November und Ende Januar.

Verdi: Ein Signal der Wertschätzung von Galeria

„Die Zahlung ist auch ein Signal der Wertschätzung“, meint Verdi-Frau Groß. Nach dem viel zu warmen September laufe das Geschäft bei Galeria nach ihren Beobachtungen wieder „ganz gut“. Große Hoffnung setze man auf das anlaufende Weihnachtsgeschäft. Trotz der guten Nachrichten hat die Gewerkschaft ihr großes Ziel, den Essener Warenhauskonzern zurück in den Flächentarifvertrag zu führen, freilich noch nicht erreicht. Die neunte Verhandlungsrunde dazu ist für Januar geplant.

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Galeria hofft wie der gesamte Einzelhandel auf das erste starke Weihnachtsgeschäft nach der Corona-Pandemie. Der neue Unternehmenschef Olivier van den Bossche will möglichst bald alle nach der im Sommer überstandenen Insolvenz verbliebenen Filialen wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Im reinen Tagesgeschäft werde in den meisten Häusern bereits wieder Geld verdient, hieß es unlängst aus der Essener Zentrale. Doch der Gesamtkonzern schreibt trotz operativer Gewinne unterm Strich noch immer rote Zahlen.

Signa-Probleme bereiten neue Sorgen

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Zum Adventsgeschäft will Galeria rund 3500 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Mitten in den Versuch, für die wichtigsten Verkaufswochen des Jahres eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, platzte allerdings die Nachricht, dass die österreichische Konzernmutter Signa wirtschaftlich angeschlagen ist. Inzwischen hat sich Eigentümer Rene Benko zurückgezogen. Neuer starker Mann bei Signa ist der bei Galeria aus zwei Insolvenzen nur allzu gut bekannte Sanierer Arndt Geiwitz. Ob die von Benko zugesagte Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen Euro für Galeria fließen wird, ist ungewiss.