Berlin. Unsere Autorin wird von ihrem zweijährigen Sohn ermahnt, wenn sie aufs Smartphone guckt. Richtig so, denn auch Eltern brauchen Regeln.
Das schlechte Gewissen folgt vielen Eltern wie ein Schatten. Immer haben sie zu wenig Zeit, sind zu wenig gelassen, ungeduldig oder tischen Tiefkühlpizza statt Selbstgemachtem auf. Und jetzt noch das: Laut einer Krankenkassen-Studie verbringen Kinder ab zehn Jahren mehr Zeit vor dem Bildschirm als bei Offline-Tätigkeiten. Bei den 14- bis 17-Jährigen sind es 15 Stunden in der Woche, bei den 10- bis 13-Jährigen fast elf Stunden. Und sogar Kleinkinder unter drei Jahren kommen auf mehr als vier Wochenstunden Mediennutzung.
Wieder mal haben Eltern die Dinge nicht so im Griff, wie sie wollen und sollen. Denn es stimmt ja: Verbringen Kinder zu viel Zeit in digitalen Welten, kann das schädlich für sie sein – besonders für die ganz Kleinen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat dazu gerade eine Leitlinie veröffentlicht, um einer Suchtentwicklung vorzubeugen. Darin heißt es, die Allerkleinsten sollten von jeglicher Nutzung von Bildschirmmedien ferngehalten werden. Und für alle Altersgruppen gelte: je weniger Zeit vor dem Bildschirm, umso besser.
Regeln für Mediennutzung: Viele Familien haben sie, eingehalten werden sie oft nicht
Aber die aktuelle Krankenkassen-Studie zeigt auch, dass es in sehr vielen Familien Regeln zur Mediennutzung gibt. Diese werden nur oft nicht eingehalten – nach Angaben der Befragten auch deshalb, weil sie nicht zu Hause sind, um das zu kontrollieren. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie lässt grüßen. Aber es ist gut, dass es diese Regeln überhaupt gibt, bedeuten sie doch, dass sich Familien mit dem Thema auseinandersetzen. Regelmäßig über das Thema zu sprechen, ist vielleicht noch wichtiger als die konsequente Einhaltung von Medienzeiten.
Lesen Sie hier:Kinderarzt über Ernährung: „Wenn das Kind die Möhre nicht mag, machen Sie mal Pause.“
Und auf eines haben Eltern ganz sicher Einfluss: auf die eigene Mediennutzung. Die schnelle, letzte berufliche Mail am Abendbrottisch, die kurze Ablenkung auf Instagram oder die Eilmeldung, die auf dem Smartphone aufpoppt – es gibt ja immer einen Grund, den Blick mehr oder weniger verstohlen aufs Smartphone wandern zu lassen. All das sehen Kinder. Deswegen braucht es auch Regeln für die Eltern. Kein Handy beim Essen oder im Schlafzimmer zum Beispiel oder eine medienfreie Zeit, für deren Dauer alle ihre Geräte in eine Box packen. Mein zweijähriger Sohn sagt zu mir: „Mama, Handy aus.“ Recht hat er.
- Selbstliebe: Achtsamkeit – Warum der Trend problematisch sein kann
- Positives Denken: Optimismus lernbar? Experten geben wichtige Tipps
- Null Fehlertoleranz: Wann Perfektionismus schädlich ist
- Sexsucht:Betroffene berichtet – „Ich hatte keine Kontrolle mehr“