Berlin. In Getreideprodukten ist zu oft Pflanzenschutzmittel enthalten – nun fordert Foodwatch ein Umdenken. Auch bei den Supermarktketten.
Ob Brot, Mehl, Nudeln, Müsli oder Haferflocken: Jedes dritte Getreideprodukt in Europa ist mit Pestizid-Rückständen belastet. Dies hat eine Auswertung von Daten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durch die Verbraucherorganisation Foodwatch ergeben. 37 Prozent der rund 2200 Proben wiesen Rückstände von 65 verschiedenen chemischen Pflanzenschutzmitteln auf. 14 Proben überschritten die Rückstandshöchstmengen.
Die Getreideproduktion trage somit wesentlich zum übermäßigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei. Allein auf Weizen und Gerste entfallen 45 Prozent des Pestizideinsatzes in Deutschland, berichtet Foodwatch. Mehr als 60 Prozent der gespritzten Flächen werden hierzulande damit behandelt.
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In verarbeiteten Produkten wie Mehl oder Brot waren die Rückstände dabei deutlich höher als in unverarbeiteten. Europaweit wird etwa die Hälfte der Ackerflächen – rund 52 Millionen Hektar – für den Anbau von Getreide wie Weizen und Mais genutzt. Pestizide gelten als gefährliche Umweltgifte und können auch bei Menschen zu Krankheiten führen.
Brot, Mehl, Müsli: Das sollten Aldi, Rewe und Co. ändern
Foodwatch fordert insbesondere die großen Handelsketten Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Co. auf, ihre Marktmacht zu nutzen und nur noch pestizidfreie Getreideprodukte zu verkaufen: „Das würde den Pestizideinsatz in Deutschland auf einen Schlag halbieren“, sagt Annemarie Botzki von Foodwatch. „Wenn unser tägliches Brot pestizidfrei wäre, dann wäre das ein Riesenschritt hin zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Landwirtschaft.”
Zwar hätten einige Handelsunternehmen das Problem der bedrohten Artenvielfalt und Umwelt erkannt, sagt Botzki. So wirbt Aldi Süd zum Beispiel mit dem Slogan: „Ohne Bienen wären die Obst- und Gemüseregale in unseren Filialen wie leergefegt”. Lidl schreibt, auf Biodiversität zu achten. Auch Edeka wirbt für Artenvielfalt.
Bislang reduzierten viele Handelsunternehmen den Pestizid-Einsatz jedoch nur bei Obst und Gemüse. Doch dies reiche nicht aus, das Klima, die Umwelt und Artenvielfalt zu schützen. „Kein einziges Handelsunternehmen habe eine Biodiversitätsstrategie, die die Getreideproduktion einschließt“, kritisiert Foodwatch. Gerne werde verschwiegen, dass bei der Herstellung von Getreideprodukten oft gefährliche Pestizide wie Glyphosat zum Einsatz kämen.