Berlin. Der 300-Millionen-Euro Solartopf des Bundes waren schnell ausgeschöpft. Der Sauerländer Experte Frank Lefarth hält den Förderzeitpunkt für falsch.

Die staatlichen Fördermittel für private Ladestationen von Elektroautos sind bereits ausgeschöpft – nach nur einem Tag. „Bitte stellen Sie keinen Antrag mehr“, flehte die staatliche Förderbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), am Mittwoch auf ihrer Website. Aus Sicht von Frank Lefarth, Obermeister der Elektroinnung Brilon, führt die Förderung nicht zu mehr Solaranlagen: „Ich denke, die meisten hätten auch ohne diese Förderung investiert.“

Ministerium völlig überrascht von Nachfrage

Um acht Uhr am Dienstagmorgen war die Förderung gestartet, zunächst in einer Größenordnung von 200 Millionen Euro. Im Laufe des Tages wurde sie um weitere 100 Millionen Euro aufgestockt. Schon in der Nacht zu Mittwoch musste die Aktion gestoppt werden. Ein KfW-Sprecher sagte unserer Redaktion, vom „Riesenrun“ sei man „überrascht“ worden. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach anderntags von einem „überwältigendem Zuspruch“. Das Förderprogramm treffe offensichtlich den Nerv. Wissing hat mit seinem Förderprogramm einerseits einen maximalen Erfolg erzielt – und mit dem jähen Stopp andererseits womöglich für maximalen Frust gesorgt. 33.000 Anträge wurden bewilligt. Viele Interessenten können aber mit ihren Anliegen nicht mehr durchdringen. Sie gingen leer aus.

Das Programm ist eigentlich ein Vorzeigeprojekt für Wissings Ministerium. Es steht für den Klimaschutz, für die Reduzierung der CO2-Emissionen – in diesem Fall durch die direkte Förderung von Solaranlagen und mittelbar zusätzlich von Elektrofahrzeugen. Deren Kauf wird reizvoller, wenn die Besitzer gleichzeitig auch das Laden in Eigenregie lösen.

Gleichwohl verblüfft der jetzige Ansturm ein wenig, weil die Fördermittel an viele Bedingungen geknüpft waren, die nicht jeder Bürger erfüllen kann. Den Zuschuss von bis zu 10.200 Euro bekommen nur Eigentümerinnen und Eigentümer von selbst ­genutzten Wohn­gebäuden, die ein Elektroauto (ausdrücklich: kein Hybrid) kaufen, bestellt oder für mindestens ein Jahr geleast haben und eine Photo­voltaik­anlage, einen Solarstromspeicher und einen Anschluss für eine Ladestation kaufen und installieren wollen.

Trotz all dieser Bedingungen ­blieb das Angebot äußerst attraktiv. Die Förderung deckt immerhin schätzungsweise ein Drittel der Kosten. Kein Wunder also, dass das elektronische Antragssystem bei der KfW gleich zum Start zeitweise überlastet war. Die Frage ist nun, was Wissing aus seinem Erfolg lernt. Wie es heißt, plant er, im kommenden Jahr weitere 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die schnelle Ausschöpfung am Dienstag zeigt für den ADAC „das hohe Interesse“. Für ADAC-Unternehmenssprecher Jürgen Grieving wird nicht zuletzt der hohe Stellenwert privaten Ladens erkennbar. Wichtig sei gleichwohl, „dass die Bundesregierung auch beim öffentlichen Laden vorankommt“.

Handwerker kommen auch ohne Anreizprogramme kaum nach

Die Nachfrage nach Photovoltaik von privater Seite ist indes nicht erst seit Dienstag hoch, erläutert Frank Lefarth aus Medebach-Medelon, Obermeister der Elektroinnung Brilon: „Im Grunde steigt die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen seit Anfang 2022 massiv. Mit den steigenden Strompreisen durch den Ukrainekrieg und dann seit 2023 mit dem Wegfall der Mehrwertsteuer beim Kauf von PV-Anlagen. Das war sehr gut und sollte noch weiter so bleiben. Das aktuelle Förderprogramm wäre zum jetzigen Zeitpunkt meiner Meinung nach nicht nötig gewesen. Momentan ist es eigentlich bei allen in der Branche so, dass sie mit der Bearbeitung der Aufträge nicht hinterherkommen. Das gilt für Einfamilienhäuser wie für Gewerbe.“

Viele Autofahrer sind offenbar die teils langen Wartezeiten an öffentlichen Ladesäulen leid. Wer zu Hause seinen eigenen Solar­strom tankt, macht sich unabhängig. Er ist autark, spart Stress, Zeit, und am Ende des Tages auch Geld. Denn wenn die (geförderte) Investition einmal getätigt ist, kostet der Solarstrom, der von der eigenen Anlage kommt, so gut wie nichts.

Um unab­hängiger von steigenden Energie­preisen zu werden, muss man allerdings erst einmal in Vorleistung treten. Insgesamt kommen laut KfW Kosten von schätzungsweise 32.000 Euro für alle drei Komponenten zusammen. Grob gesagt 20.000 Euro für eine Solaranlage, 10.000 Euro für einen Stromspeicher und mindestens 2000 Euro für eine Ladestation. Wenn alles nach Plan läuft, erhalten Interessenten 2024 noch eine Förderchance.