Düsseldorf. Es sind allesamt Millionengehälter: Doch die Vorstandsvergütungen der Dax-Chefs von NRW-Konzernen wie Eon, Post und Vonovia unterscheiden sich.
Vorstandsvorsitzende eines Dax-Konzerns haben im vergangenen Jahr durchschnittlich 5,1 Millionen Euro verdient. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf und der Technischen Universität München hervor. Die Vergütung für ein einfaches Vorstandsmitglied lag demnach im Schnitt bei 2,9 Millionen Euro.
Am meisten Geld unter den Chefs der 40 Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) erhielten der Studie zufolge die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank. Im Schnitt waren es rund 6,8 Millionen Euro. Mit 9,15 Millionen Euro führt Bank-Chef Christian Sewing zudem die Rangliste unter den Spitzenverdienern im vergangenen Geschäftsjahr gemeinsam mit VW-Chef Oliver Blume an. Blume erhielt 8,8 Millionen Euro von VW – und zusätzlich rund 530.000 Euro als Chef der Konzernmarke Porsche.
Bei den nordrhein-westfälischen Unternehmen steht Telekom-Chef Timotheus Höttges mit rund 7,4 Millionen Euro an erster Stelle, gefolgt vom Chef des Essener Energiekonzerns Eon, Leonhard Birnbaum, mit einer Gesamtvergütung von knapp 6,8 Millionen Euro, wie aus der Studie hervorgeht.
Vorstandsvergütungen in Deutschland gesunken
Die Autoren der Studie haben insgesamt einen Rückgang bei den Chefgehältern verzeichnet. Im Jahr 2021 habe ein Vorstandsvorsitzender noch 6,1 Millionen Euro für eine zwölfmonatige Tätigkeit erhalten, also eine Million Euro mehr. Eingerechnet seien hierbei das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütungen.
Bei den Jahresgehältern der Vorstandsvorsitzenden von Dax-Konzernen aus NRW gibt es zum Teil große Unterschiede, wie aus der Studie hervorgeht. Bei den zehn nordrhein-westfälischen Unternehmen bietet sich folgendes Bild:
Telekom-Chef Timotheus Höttges 7,34 Millionen Euro,
Eon-Chef Leonhard Birnbaum 6,8 Millionen Euro,
Bayer-Chef Werner Baumann 6,54 Millionen Euro,
Henkel-Chef Carsten Knobel 6,4 Millionen Euro,
Post-Chef Frank Appel 6,0 Millionen Euro,
RWE-Chef Markus Krebber 5,48 Millionen Euro,
Vonovia-Chef Rolf Buch 4,68 Millionen Euro,
Brenntag-Chef Christian Kohlpaintner 4,34 Millionen Euro,
Rheinmetall-Chef Armin Papperger 4,18 Millionen Euro,
Covestro-Chef Markus Steilemann 2,89 Millionen Euro.
„Schaut man sich die absoluten Vergütungshöhen an, so etabliert sich weiterhin die Zehn-Millionen Euro-Marke als absoluter Deckel hierzulande“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Es sei zwar auffällig, dass die durchschnittliche Vergütung der Vorstände gesunken sei. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass es bei manchen Konzernen im Jahr 2022 nicht rund gelaufen sei und dass „die Zahlen für das Vorjahr 2021 besonders kräftig ausgefallen sind“.
Der Abstand zu den durchschnittlichen Gehältern in der Belegschaft hat sich der Studie zufolge etwas verringert. Vorstände der 40 Dax-Konzerne verdienten im Jahr 2022 etwa 38-mal so viel wie Beschäftigte im Durchschnitt. Im Jahr zuvor waren die Topmanager noch auf das 52-Fache gekommen. Den jüngsten Rückgang erklärt Gunther Friedl von der TU München mit gestiegenem Personalaufwand pro Mitarbeiter und den gesunkenen Vorstandsvergütungen.
Knapp 7,5 Millionen Euro für Finanzvorstand der Deutschen Bank
Selbst Finanzvorstände erreichten der Studie zufolge im zurückliegenden Geschäftsjahr Gesamtvergütungen über fünf Millionen Euro – so etwa James von Moltke von der Deutschen Bank mit knapp 7,5 Millionen Euro, Marcus Kuhnert vom Chemie- und Pharmakonzern Merck mit 5,6 Millionen Euro und Arno Antlitz von Volkswagen mit 5,6 Millionen Euro.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz aus Düsseldorf legt ihre Auswertung seit dem Jahr 2000 regelmäßig vor. Zu den Vorstandsvergütungen gibt es verschiedene Studien, deren Ergebnisse wegen unterschiedlicher Berechnungsmethoden teils voneinander abweichen.
Da sich die beiden Essener Konzerne Evonik und Thyssenkrupp nicht im Dax befinden, sind sie in der DSW-Studie nicht erwähnt worden. Laut Geschäftsbericht hat Martina Merz, die mittlerweile ausgeschiedene Thyssenkrupp-Chefin rund 2,59 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021/22 erhalten (zuvor: 3,64 Millionen Euro). Die Vorstandsvergütung vom Chef des Chemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, verringerte sich deutlich – von 3,56 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 2,52 Millionen Euro für das vergangene Jahr.
Chefgehälter in den USA noch deutlich höher
Nach Angaben von DSW-Expertin Christiane Hölzl liegen die Chefgehälter im Dax niedriger als die Vergütungen vergleichbarer Unternehmen in Frankreich, in der Schweiz und insbesondere in den USA. So habe der Chef des französischen Software-Unternehmens Dassault Systèmes, Bernard Charlès, rund 32,9 Millionen Euro erhalten – „ein Betrag, der in Deutschland heutzutage nicht darstellbar ist“, so DSW-Expertin Hölzl.
In den USA verdient der Studie zufolge kein Vorstandschef eines Unternehmen aus dem wichtigsten Börsenindex Dow Jones umgerechnet weniger als zehn Millionen Euro. Apple-Chef Tim Cook habe im vergangenen Jahr sogar 99,4 Millionen Dollar (etwa 94,5 Millionen Euro) kassiert.