Paderborn/Brilon. Zwei Wochen nach der Ankündigung verschiebt der Energiespeicheranbieter Intilion seinen Börsengang. Vorstandschef André Haubrock zu den Gründen.

Vor zwei Wochen hat der Paderborner Energiespeicheranbieter Intilion – eine hundertprozentige Tochter des Briloner Batteriekonzerns Hoppecke – seinen Börsengang angekündigt. Jetzt macht das Unternehmen überraschend einen Rückzieher und begründet dies in einer Mitteilung damit, „dass sich im aktuellen Kapitalmarktumfeld keine angemessene Bewertung der Gesellschaft erzielen“ lässt. Vorstandschef Dr. André Haubrock zu Hintergründen.

Was ist in den vergangenen 14 Tagen passiert?

André Haubrock: Wir haben in den vergangenen Monaten der Vorbereitung durchaus gesehen, dass das Kapitalmarktumfeld schwierig ist. Dennoch wollten wir an unserem Börsengang festhalten. Nachdem wir vor zwei Wochen unsere Börsenabsicht­ öffentlich angekündigt haben, sind über die begleitenden Banken rund 100 Investoren angesprochen worden. Wir haben positives Feedback bekommen – zu unserer Unternehmens-Story, zur Wachstumsperspektive, zum Management und natürlich zu der Hoppecke-Gruppe im Hintergrund. Dann mussten wir aber feststellen­, dass der eine oder andere Investor zurückhaltender war als angenommen; dass die Intilion für den einen oder anderen Fonds offenbar zu klein war. Die Bewertung jedenfalls lag dann auf einem Niveau, das wir uns so nicht vorgestellt hatten.

Das heißt: Sie hätten sich unter Wert verkauft, wenn Sie jetzt an die Börse gegangen wären?

So ist es. Mit dem voraussichtlichen Ausgabekurs hätten wir die von uns erwarteten IPO-Erlöse für unser Unternehmen nicht realisieren können.

Welches Licht auf die Energiewende in Deutschland wirft es, wenn ein Unternehmen, das für eine erfolgreiche Transformation dringend notwendige Speicherkapazitäten sorgen kann, seinen Börsengang kurzfristig verschiebt?

Man sollte den Börsengang, das operative Geschäft und den Geschäftserfolg klar voneinander trennen. Das Speichern ist ein zentrales Element der Energiewende. Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie schnell sich diese vollziehen lässt: Die Projekte werden größer, die Zahl der Kunden ebenso. Wir können uns mit Blick auf Auftragseingänge und die langfristigen Perspektiven nicht beschweren. Ganz im Gegenteil: Wir sind eher überrascht worden von dem Wachstum und der positiven Entwicklung. Und wir sehen, dass sich das stringent fortsetzt. Also: Der verschobene Börsengang ist kein Rückschritt für uns.

Aufgeschoben bedeutet für Sie also nicht aufgehoben?

Unsere aktuelle Entscheidung ist kein Stopp unseres Börsengangs. Wir sortieren uns noch einmal neu. Wir schauen nach einem anderen Zeitfenster. Wie ich jetzt den Kapitalmarkt verstanden habe, gab es in der Vergangenheit durchaus auch schon Unternehmen, die nach der öffentlichen Ankündigung der Börsenabsicht festgestellt haben, dass der Zeitpunkt nicht optimal ist, und zunächst davon Abstand genommen haben. Wir wollen nicht um jeden Preis an die Börse, wir wollen das solide entwickelte Unternehmen auch gut platziert und bewertet wissen. Aber wir sind so aufgestellt, dass wir in kürzester Zeit reagieren könnten, wenn sich das Kapitalmarktumfeld wieder attraktiver gestaltet.

Mit dem frischen Geld aus dem Börsengang sollte das weitere Wachstum Ihres Unternehmens gesichert werden. Wie geht es jetzt für Intilion weiter?

Wir werden die Finanzierung für die kommenden Monate gemeinsam mit unserem Anker-Investor – die Hoppecke-Gruppe – absichern. Wir hätten für das laufende Geschäftsjahr – bis zum kommenden März – keine Mittel aus einem Börsengang gebraucht. Das Budget ist schon lange abgesegnet. Von daher halten wir weiter am Mitarbeiteraufbau und den Expansionszielen fest. Der Markt jedenfalls entwickelt sich super, das Momentum spricht für uns. Und wir haben die volle Unterstützung aus der Hoppecke-Gruppe, den Wachstumspfad weiter zu beschreiten.

Was muss passieren, dass Sie doch an die Börse gehen?

Aus meiner Sicht muss sich der Kapitalmarkt offener für Investitionen in die Energiewende zeigen. Natürlich herrscht aufgrund der hohen Zinsen ein wenig Verunsicherung am Kapitalmarkt. Vielleicht bedarf es positiver Impulse durch weitere Ankündigungen zu Börsengängen von Unternehmen, die die Energiewende vorantreiben. Das würde potenziellen Investoren Rückenwind geben, bei solchen Themen einzusteigen. Konkret zu Intilion: Wenn wir jetzt ein bisschen größer gewesen wären, wäre es wahrscheinlich auch leichter gewesen, uns am Kapitalmarkt mit einer attraktiven Bewertung zu positionieren. Darum wollen wir weiter wachsen und zu gegebener Zeit noch einmal auf den Kapitalmarkt zugehen. Ein Börsengang bleibt ein attraktives Finanzierungsinstrument.