Düsseldorf. Metro will Großmärkte umbauen. Die Straffung des Sortiments soll Platz für Geschäft mit Belieferung schaffen. Veränderung auch für Beschäftigte.

Am Eingang für Gastronomen im Metro-Großmarkt haben sie dekorativ Flaschen mit dem Original-Aperol und daneben die Eigenmarke aufgebaut. Sie kostet nur rund die Hälfte. So werben auch Discounter wie Aldi und Lidl. Die Sensibilität für Preise geht auch am Großhandel nicht vorbei. Das weiß auch Metro-Chef Steffen Greubel. Er will innerhalb von drei Jahren 600 Millionen Euro in seine 628 Märkte in 21 Ländern investieren und das Belieferungsgeschäft massiv ausbauen.

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„Wir nehmen die Inflation ernst. Unsere Wachstumsstrategie ist jetzt aber genau das Richtige. Davon lassen wir uns nicht abbringen“, sagt Greubel, der in diesen Wochen seit zwei Jahren an der Spitze des Düsseldorfer Traditionskonzerns steht. Das lukrative Geschäft mit der Belieferung von Gastronomen, Kiosk- und Tankstellenbetreibern hatten schon seine Vorgänger fest im Blick. Seit Sommer 2021 ist ihm ein ordentlicher Schritt nach vorn gelungen – das Belieferungsgeschäft ist von 16 auf 24 Prozent des Umsatzes gewachsen.

Metro will 600 Millionen Euro in Großmärkte investieren

Der ehemalige Manager des Schrauben-Konzerns Würth hat aber ehrgeizigere Ziele. Bis zum Jahr 2030 will er den Umsatz von der derzeit knapp 30 auf 40 Milliarden Euro hochdrehen. Jeden dritten Euro will er dann mit dem Belieferungsgeschäft umsetzen. „Das ist aber noch ein bisschen Arbeit“, sagt Greubel vor Journalisten in Düsseldorf. Damit untertreibt er bewusst. Für die Kundinnen und Kunden, aber auch für die weltweit 93.000 Beschäftigten wird sich mit der neuen Strategie eine Menge ändern. Denn mehr als 500 der Großmärkte sollen so umgebaut und digitalisiert werden, dass sie zugleich Gastronomen und Gewerbetreibende im Umkreis beliefern können.

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„Den richtigen Umsatz machen jetzt noch andere“, ärgert sich der Metro-Chef. „Für viele Kunden sind wir heute noch ein Notnagel. Das wollen wir ändern.“ Um Platz zu schaffen, will Greubel die Großmärkte insbesondere im Nonfood-Bereich „entschlacken“. In Europa habe man bereits rund 200.000 von insgesamt rund einer Million Artikeln ausgelistet, „ohne dass es jemand gemerkt hat“, berichtet Greubel. Manager Joachim Lindner nennt ein anschauliches Beispiel: „In Spanien haben wir die Zahl der Olivenöl-Produkte von 409 auf 150 gesenkt, ohne an Vielfalt einzubüßen.“ Zudem habe sich Metro im Ausland bereits von Sortimenten wie Unterwäsche, Spielwaren und Autozubehör getrennt, die hierzulande oft noch im oberen Stockwerk angeboten werden. „Man muss nicht alles im Markt haben. Zeitersparnis ist das A und O für unsere Kunden“, ist auch Greubel überzeugt. Das schaffe Platz etwa für die Kommissionierung der Lieferungen.

Weltweit bereits 200.000 Artikel aus dem Sortiment gestrichen

Die 29 Großmärkte in Polen wurden bereits binnen eines Jahres umgebaut, auf das Mehrkanal-System umgestellt und konnten ihre Produktivität dadurch nach eigenen Angaben um 16 Prozent steigern. Das Investitionsprogramm für die Standorte in Deutschland will der Metro-Vorstand im kommenden Jahr auf den Weg bringen. Die Änderungen in den Großmärkten werden dann nicht nur die Kunden zu spüren bekommen. „Es wird auch eine Flexibilisierung bei den Mitarbeitenden geben“, prophezeit Manager Lindner. Künftig sollen die Tätigkeiten der Beschäftigten im Verkauf, bei der Befüllung der Regale und der Zusammenstellung der Warenkörbe stärker ineinander übergehen.

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„Das ist auch eine Notwendigkeit, weil auch wir den Fachkräftemangel spüren“, betont Metro-Chef Greubel. Das betreffe nicht nur das Personal in den Märkten, sondern auch die logistischen Prozesse. „Wir wollen in Deutschland eine eigene Flotte auch mit Elektro-Lastwagen ausbauen“, kündigt Lindner an. Sie soll parallel zu Fremdspeditionen, die für die Metro unterwegs sind, arbeiten. Dabei gehe es vor allem um qualifizierte Fahrerinnen und Fahrer, die den Gastronomen und Hoteliers die Ware bis in die Küche liefern. „Fahrer sind so wichtig wie unsere Außendienstmitarbeiter“, meint Lindner. Etliche Lkw braucht die Metro nicht nur für ihre Großmärkte, sondern auch für die Depots. Ihre Zahl soll konzernweit von 65 auf bis zu 100 ausgebaut werden. In Deutschland gibt es aktuell elf dieser Zentrallager.