Berlin. Im Tarifstreit zwischen Bahn und EVG dürfen die Kunden nicht erneut das Nachsehen haben. Kurz vor den Ferien wäre das doppelt bitter.

Um ihre Forderungen für die 180.000 Beschäftigten bei der Deutschen Bahn durchzusetzen, zieht die Eisenbahngewerkschaft EVG nun das schärfste Schwert im Arbeitskampf. In einer Urabstimmung lässt sie ihre Mitglieder darüber abstimmen, ob sie bereit sind, für unbefristete Streiks die Arbeit niederzulegen.

Angesichts der stark gestiegenen Inflation und der teils niedrigen Entlohnung mancher Beschäftigten, dürfte die Zustimmung fast ein Selbstläufer sein. Leidtragenden dieser Eskalation sind die Fahrgäste. Mitten in der Urlaubszeit müssen Millionen Reisende wieder täglich damit rechnen, dass Bahnverbindungen wegen eines Streiks ausfallen.

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Im Wettbewerb mit der GDL will sich die EVG beweisen

Funke Zentralredaktion / Berliner Morgenpost Mitarbeiter: Beate Kranz Foto: Reto Klar / FUNKE Foto Services
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Die Gewerkschaft EVG vertritt bei diesen Verhandlungen ihre Positionen besonders konsequent. Nicht nur ihre Forderung von 12 Prozent mehr Geld ist stolz. Sie setzt mit ihrer Unnachgiebigkeit ein klares Zeichen gegenüber dem Konzern, aber auch gegenüber der kleineren Lokführergewerkschaft GDL, die sich zuletzt bei Tarifkonflikten immer aggressiver positioniert hatte. Im Wettbewerb mit der GDL um neue Gewerkschaftsmitglieder in der Belegschaft will nun auch die EVG ihren Mitgliedern beweisen, dass sie kämpfen kann.

Der Deutschen Bahn ist vorzuwerfen, dass sie keinen Kompromiss erzielen konnte. Dabei kann sich der Staatskonzern neben seinem Verspätungsdesaster durch das marode Schienennetz eigentlich keine weiteren Probleme leisten. Durch Streiks verspielt die Bahn aber weitere Sympathien bei ihren Kunden. Geiz bei der Bezahlung lockt zudem kein neues Personal an, das die Bahn so dringend sucht. Im Sinne aller sollten die Verhandlungen deshalb schnellstens in die Hände einer neutralen Schlichtung kommen – dies hat auch im öffentlichen Dienst zu einem guten Ergebnis geführt.

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