Am Niederrhein. . Die gute Baukonjunktur heizt die Nachfrage an. Genügend Rohstoffe seien vorhanden, aber die Branche beklagt ein „Genehmigungsproblem“.

Ob Straßenbau oder die Erstellung von Gebäuden: Die brummende Baukonjunktur heizt die Nachfrage nach Rohstoffen an. Ingesamt 63 Millionen Tonnen Kies, Sand, Ton und Kaolin wurden im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen von den 120 größeren Betrieben der Branche erzeugt. Wie das Landesamt für Statistik berichtete, waren das 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Absatzwert stieg sogar noch etwas deutlicher (+6,9 Prozent) auf 496 Millionen Euro.

„2017 war ein gutes Jahr“, sagt Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Vero, im Gespräch mit dieser Redaktion. Er sagt vorher, dass gerade in NRW die Nachfrage nach Kies & Co. noch weiter steigen wird. Er verweist auf laufende Straßenbau- und Brückenprojekte (z. B. an der A45 im Sauerland) sowie noch anstehende (etwa die Rheinbrücken in Duisburg und Leverkusen). Verkehrsminister Wüst werde ohnehin den Bau dringend benötigter Straßen in NRW vorantreiben, zeigte sich Benger überzeugt.

1500 Arbeitsplätze am Niederrhein

„Ich hoffe nur, dass wir das alles mit heimischen Rohstoffen bewältigen können“, meinte der Vero-Hauptgeschäftsführer. Schon jetzt gebe es bei einzelnen Projekten „erste Engpässe“, die sich nach Einschätzung von Benger verschärfen werden. Er betont, dass es in NRW kein „Rohstoff-, wohl aber ein Genehmigungsproblem“ gebe. Vorkommen sei da, aber zu oft kämen die Betriebe nicht daran.

Raimo Benger.
Raimo Benger. © Privat

Christian Strunk, Vero-Vorsitzender und Geschäftsführer der Hülskens-Holding in Wesel, unterstreicht das. Er stellt in Aussicht, dass die Betriebe im Falle weiterer Genehmigungen durchaus auch in nennenswerter Zahl einstellen würden. Nach dem Personalabbau in den letzten Jahren sei man derzeit „mit Fachkräften gut versorgt“. Einzig Fahrer würden gesucht.

Am Niederrhein ist die Branche traditionell stark. Gut ein Viertel der NRW-Produktion an Kies, Sand, Ton und Kaolin kommt aus den Kreisen Wesel und Kleve. 1500 Arbeitsplätze hängen daran. Gerade hier hadert die Branche aber auch mit den neuen Regionalplänen Ruhr und Düsseldorf, die Abbaugebiete ausweisen – oder eben auch nicht.

Vero-Hauptgeschäftsführer Raimo Benger drängt auf Nachbesserungen. Er fordert, dass europäische Naturschutzgebiete nicht von vornherein tabu sind, sondern im Einzelfall auf mögliche Rohstoffgewinnung geprüft werden. „So ist es auch gesetzlich vorgeschrieben“, sagt er.

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Kies und Sand sind wichtig für Transportbeton – und aus dem werden z. B. Brücken wie aktuell an der A 45 gebaut. Kies kann auch für Asphalt verwendet werden, wobei da eigentlich eher Splitte angesagt sind. Ton wird u. a. für Keramik und für Ziegel benötigt. Kaolin, auch „Porzellanerde“ genannt, ist im Verband Vero nicht vertreten. Es wird meist zur Papier- und Porzellanerzeugung eingesetzt.